KAISER AUGUSTUS: „Habe ich
meine Rolle gut gespielt? Nun, so klatsch Beifall, denn die Komödie ist zu
Ende.“ Ein bekanntes Zitat, Aber was meint es denn? Ursprünglich wird wohl am Ende der Aufführung eines Thaterstückes so einer der Schauspieler sein Publikum zum Beifallklatschen animiert haben. Aber Kaiser August war kein Schauspieler, er spielte nicht in einer Komödie. Der Kaiser vergleicht hier sein Leben als Kaiser mit einer Schauspielrolle und somit das Leben mit einem Theaterstück. Am Ende seines Lebens frägt er so: Habe ich meine Rolle des Kaisers gut gespielt. Bin ich dieser Rolle in dem Theaterstück gerecht geworden? Aber wen frägt er so? Andere Schauspieler des Theaterstückes oder ein Publikum? Ein Theaterstück wird nun aber nicht für die Schauspieler aufgeführt, auch beklatschen sie sich nicht selber.
Also muß nun ein Publikum gefunden werden, das, für das dies Stück aufgeführt worden ist.Als Publikum kommt so, da das ganze Leben ein Theaterstück ist und alle Menschen in ihm ihre Rolle spielen, nur Gott, oder die Götter und Engel in Frage.Für sie ist das Theaterstück, sie werden nun vom Schauspieler Augustus in der Rolle des Königs gefragt: War ich gut? Jetzt kann noch mehr über dies Theater, dies Theaterstück ausgesagt werden: Gott selbst ist der Theaterdirektor, der die Rollen gemäß dem Theaterstück vergibt, Menschen als ihre Aufgabe, als ihre Berufung. Die Aufgabe des so Berufenen ist es nun, die ihm zugeordnete Rolle gut zu spielen. Somit wird Gottes Weltregieren und die Freiheit des Menschen zusammengedacht in dem Begriff der Rolle, die einerseits vorgegeben ist, die andererseits nun aber auch vom Berufenen zu gestalten ist als seine kontingente Interpretation dieser Rolle: Wie spiele ich den Hamlet in dem gleichnahmigen Theaterstück Shakespeares?
Noch eines ist bedenkenswert. Für wen ist das Theaterstück eine Komödie? Für den, für den das Stück aufgeführt ist, für die Schauspieler ist es dagegen ihre Arbeit, ihr Leben, das wohl kaum wer als eine Komödie empfindet. Nur da, wo der Schauspieler sich selbst auf den kapriziert, für den das Stück aufgeführt wird, hier also Gott, der sich selbst das Stück vorführen läßt, dem kann seine Rolle dann als Rolle in einer göttlichen Komödie vorkommen. Kann dies dann der christliche Gott sein? Ein Blick auf das Kreuz Christi, die Rolle, die der Sohn Gottes auf Erden zu spielen hatte, wird ein Nein als Antwort verlangen. denn das Kreuz ist keine Komödie. Inszeniert der christliche Gott so eher eine Tragödie, daß er gar so seinen Sohn am Kreuze hat sterben lassen?
Lassen wir die Frage aber trotzdem unbeantwortet, denn letztlich kann die nur der göttliche Theaterdirektor selbst respondieren, verbleiben wir bei der Rolle, die wir zu spielen haben vertrauend darauf, daß in diesem Erdentheater jede Rolle für das Gelingen des Gesamtkunstwerkes wichtig ist und daß so jede gut zu spielen ist.
Einen Gewinn kann aber aus dieser Erwägung gewonnen werden, daß uns an Hand der Vorstellung eines Theaterstückes eine Vorstellung gegeben ist, wie Gottes Regieren und die menschliche Freiheit denkbar ist, daß eben nicht wie bei den Reformatoren, Luther, Zwingli und Calvin um des göttlichen Regierens willen die menschliche Freiheit genichtet wird, oder daß um der menschlichen Freiheit willen Gott zum bloßen Zuschauergott degradiert wird,zu einem, der nur noch wahrnimmt, wie der Mensch seine Freiheit gebraucht und mißbraucht.
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