Mittwoch, 26. Februar 2020

Irritierendes zu Jesu Morallehre- Lohn?

Im Sonntagsevangelium (23.2.2020) lesen wir diese Aussage Jesu Christi: Wenn ihr nämlich nur die liebt,die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten. Mt 5,46. Die heutige Durchscchnittspredigt kaprizert sich dann auf das Gebot der Feindesliebe, deklariert, daß das zwar schwer zu praktizieren sei, aber uns doch möglich sein müsse, denn sonst hätte Jesus doch die Feindesliebe nicht geboten. In der Regel sieht die Lösung dann, alltagspraktisch orientiert so aus, daß aus dem zu liebendem Feinde ein mir unangenehmer Mensch wird, sodaß es gälte, die negativen Gefühle ihm gegenüber zurückzustellen, um dann auch und gerade in dem „Feinde“ Liebenswürdiges wahrnehmen zu können. Ausgespart wird dabei in der Regel eine Reflexion über, was denn hier: „lieben“ bedeutet. Als Einforderbares und Anordnerbaresbares kann hier selbstredend die Liebe nicht das Gefühl der Liebe meinen, sondern der Wille, wem Gutes tuen zu wollen.
Aber was wird denn so ausgespart? Erstmal, der Grund, warum den der Christ seinem Feinde Gutes wollen soll ! Denn nicht wird hier gemeint, daß durch Gutestuen der Feind aufhört, Feind zu sein, als wäre das Gebot der Feindesliebe gegeben worden, um so die Feindschaft in der Welt durch Liebe zu überwinden. Wer nur die liebt, die ihn lieben, der darf keinen Lohn dafür erwarten, Lohn ist nur zu erhoffen, wenn der Christ mehr tut als jedermann, daß er eben seine Feinde liebt.
Lohnmoral, ist das nicht eine unterchristliche Vorstellung, soll doch das Gute, nur weil es das Gute ist, getan werden. Unbestreitbar ist aber, daß Jesus Christus selbst eine Lohnmoral predigt, sodaß diese so nicht unter- oder vorchristlich sein kann. Von welchem Lohn spricht hier Jesus? Der Kontext der Bergpredigt, daß hier Jesus den Psalm 15 auslegt: „Die Bedingungen für den Eintritt ins Heiligtum“ in der Einheitsübersetzung betitelt, zeigt an, daß es um einen Lohn im ewigen Leben oder um den Lohn des ewigen Lebens geht. Da es nach Jesu Offenbarung Kleine, Kleinste und Größere im Himmel geben wird, (Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute also, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich Mt, 5,18) könnte das so gedeutet werden, daß die Großen die mit viel Verdienst, die Kleineren die mit wenig Verdienst sind. Oder aber es ist so gemeint, daß der Verdienst der Eintritt in das Reich Gottes ist, sodaß der ohne himmlischen Lohn der vom ewigen Leben Ausgeschlossene ist. Es sei erinnert an die Kernaussage der Bergpredigt: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Mt 5,20. Die ausreichende Gerechtigkeit belohnt also Gott im ewigen Leben oder mit dem ewigen Leben, lautet so das vorläufige Resümee, ich halte aber ob der Vorlage, dem Psalm 15 es für wahrscheinlicher, daß mit dem Lohn der Eintritt in das Reich Gottes gemeint ist. Aber Mt 5,18 könnte für die Alternative in Anspruch genommen werden.
Das ist nun das Problem für eine moderne Predigt über die Bergpredigt, denn die zeitgenössische Theologie hat sich- trotz Jesu Christi in diesem Punkte sehr klaren Lehre- vom Lohngedanken Abschied genommen, um das Reich Gottes als Umsonstangebot für jedermann zu verramschen. Das Reich Gottes, der Eintritt ist umsonst, man muß nur hineinwollen. Das soll dann die göttliche Gnade sein. Aber wozu dienen dann noch die von Jesus selbst gelehrten Einlaßbedingungen in das Reich Gottes? Sie sind somit schlicht und einfach überflüssig geworden; sie können nur noch einen Sinn machen als etwas utopistisch formuliertes Programm zur Humanisierung der Welt: Wenn alle lieb zueinander wären, ginge es allen auf Erden besser! Nur das ist ganz gewiß nicht Jesu Christi Verkündigung. 

Zusatz- ein sehr irritiernder: Wenn unter Liebe nicht das Gefühl der Liebe gemeint ist, sondern der Wille, Gutes wem zu tuen, und das auch dem Feinde gegenüber, so könnte ein Christ, wenn er den anzeigt, der ihn beraubt hat und so sein Feind ist, ihm Gutes tuen, weil so der Feind zu seiner gerechten Strafe kommt und das ist gut. Auch könnte die verhängte Strafe den Täter davon abhalten, noch mals andere zu berauben, da er dann wieder mit einer Bestrafung zu rechnen hat. Aus dem Gefühl der Liebe heraus aber so zu handeln, das wäre widersinnig, denn das widerstreitet der Liebe, die nicht strafen will. 

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