Montag, 24. Februar 2020

Der gute Hirte-eine zeitgenössische Motivkritik

Der gute Hirte, das ist ein Vorstellungskomplex mit einem zwiefachem Sitz im Leben.  Als Königsideologie besagt diese Vorstellung des guten Hirten: Weil ich als König euer guter Hirte bin, habt ihr mir zu gehorchen, denn nur dann wird es euch als Volk gut ergehen, aber diese Vorstellung sagt auch, aus der Perspektive des Volkes gesehen: Wenn du unser König bist, dann hast du uns wie ein guter Hirte zu regieren.Diese Doppeldeutigkeit macht die innere Lebendigkeit dieses Vorstellungskozeptes aus.In der christlichen Tradition ist dann der gute Hirte  auf Gott selbst, im Neuen Testament auf Jesus Christus und dann auf die Bischöfe der Kirche appliziert worden, ohne daß dabei diese Doppeldeutigkeit ganz verschwand. Dem Aufruf zum Gehorsam korrelierte immer auch das Vertrauen Gott und Jesus Christus gegenüber, daß sie uns wie gute Hirten regieren und der Anspruch an die Bischöfe, wie gute Hirten zu regieren.
Eine Herde kann sich nicht selbst weiden, darum setzte Jesus Christus Petrus als den Hirten seiner Kirche ein:  "Weide meine Schafe". (Joh 21,17)
Aber was nun, wenn die Schafe sich nicht mehr weiden lassen wollen und wenn die Hirten nicht mehr gute Hirten sein wollen? 
Der liberale Staat ruft eben seinen Bürgern zu, daß sie selbstverantwortlich ihr Leben führen sollen, daß die Zivilgesellschaft diese und jene Aufgabe zu übernehmen habe, daß eben nicht alles vom Vater Staat zu erwarten sei, daß er alles regle. Das mag gut und zeitgeistgemäß klingen, aber wo so geredet wird, entzieht sich der Staat seiner Aufgabe, für sein Volk da zu sein. Denn das Hirtenmotiv ist eben eine normative Vorstellung für den Staat, wie er zu sein hat. Der demokratisch gestaltete Staat unterliegt dieser Idee des guten Hirten in normativer Hinsicht genauso wie ein monarchisch gestalteter Staat. 
Das Hirtenamt in der Kirche ist ebenso monarchisch, es verlangt auch vom Papst und den Bischöfen, daß sie als gute Hirten regieren. Aber was, wenn die Hirten nicht mehr regieren wollen, wenn sie nur noch moderieren wollen, wenn sie statt zu regieren, Demoskopie betreibend sich treiben lassen von der öffentlichen, der veröffentlichen Meinung? 
Und wenn die Herde, begeistert von den Parolen der Französischen Revolution sich selbst regieren wollend jede Autorität über sich ablehnt? Die Vorstellung vom guten Hirten widerspricht dem demokratischen Geschmack von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. So darf auch Gott nicht mehr regieren, die Geschichte lenken, denn dies Amt hat der Mensch sich selbst in der Moderne  angeeignet. Gott, als Begleiter auf unseren Wegen und Irrwegen, das ist noch akzeptabel, solange klar bleibt, daß der Mensch frei die Geschichte gestaltet. Jeder sei so sich selbst der gute Hirte, aber auch nur für sich, das ist dann das Herzstück liberaler Freiheit, der so Gott wie auch der Staat, gerade wenn sie gute Hirten sind, eine Bedrohung der Freiheit sind. 

Zusatz: Der Synodale Weg ist der Wille zur Enthirtung der Kirche.   

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