2.Als
erstes soll nun Niewiadomskis Ansatz, präsentiert in dem Aufsatz:
„Diakonenweihe“ besprochen werden, da dieser Ansatz anknüpft an
der am Anfang der Arbeit schon problematisierten Formulierung aus „ad
gentes“ und anschaulich werden läßt, welche Folgen die
ungeschickte Formulierung für die Einheit des Ordo aus sich
heraussetzt.
Das
Zentralargument lautet, daß, wenn Frauen Diensttätigkeiten
vollzögen, die faktisch identisch seien mit denen von geweihten
Diakonen, es dann ungerecht wäre, den Frauen die Weihe zu
verweigern. „Den Männern bietet die Kirche die sakramentale
Gnadenhilfe an, damit sie ihren Dienst „wirksamer“ erfülen
können, den Frauen -die ja die selbe Arbeit bereits leisten! -bleibt
die Hilfe prinzipiell versagt.“1
Mit dem „wirksamer“ rekuriert Wiewiadomski auf „ad gentes“2
und appliziert diese Vorstellung nun auf das Gebiet der Frage der
Zulässigkeit der Diakonatsweihe für Frauen. Gerechtigkeitshalber
sei es nicht hinnehmbar, daß Männern die sakramentale Hilfe gewährt
würde, den Frauen diese aber verwehrt würde, obwohl beide die selbe
Arbeit leisten.Ob die Frau die Weihe gültig empfangen kann, diese
Frage stellt er aber gar nicht, sie wird ihm zum bloßen Thema der
Gleichbehandlung.
Dann
wird aber hinzugefügt, daß die sakramentale Gnade des Priesterweihe
eine conditio sine qua non für die Gültigkeit des priesterlichen
Handelns wäre So gäbe es nach Niewiadomski nun zwei differente
Weihen in einem Ordo: die priesterliche, die die notwendige Bedingung
dafür ist, daß der Priester gültige Handlungen setzt und eine
diakonale, die Menschen befähigt, das, was sie schon tuen, zu
optimieren.Dabei
präsumiert der Autor, daß es Laien gibt,isb. Frauen, die im Prinzip
das selbe tuen wie geweihte Diakone, daß heißt, daß die Weihe für
den Diakon keine substantielle Bedeutung für sein Tuen hat, denn sie
befähigt ihn nicht zu seinem Tuen, das er als Nichtgeweihter nicht
auch schon gültig tuen könnte, sondern es wird durch diese Weihe
nur sein Handeln optimiert.
Gäbe
es wirklich in einem Ordo so grundverschiedene Weihen, in dem einem
hierarischen Amte, müßte doch gefolgert werden, daß sie nicht
integrierbar sind in einem Ordo. Der Begriff des Ordo löste sich
auf in den eigentlichen, den höhern Ordo und einem ausgelagerten
Diakonat.
Faktisch
heißt das, daß um der Weihe der Frau willlen, die Weihe
entsakramentalisiert wird, zu einer Sakramentalie umgeformt wird, so
daß nun- sicher unbeabschtigt- die Frauen das Zeichen der
Diakonatsweihe empfingen, aber nicht das durch das Zeichen
Bezeichnete. Das Diakonat würde so
zum bloßen Titel ohne Substanz. Und so könnte es nicht mehr als ein
Element des hierarischen Ordo verstanden werden, denn die Einheit des
Ordo basiert darauf, daß es bei aller Differenzierung doch eine
sakramentale, wirksame Weihe ist: Sie vermittelt etwas, was der
Empfangende zuvor noch nicht besaß.
Zudem
müßte kritisch angefragt werden, ob es denn stimme, daß die
Tätigkeiten des Diakones wirklich von Laien, isb von Frauen schon
erbracht würden. Kann es solche anonymen Diakone geben? Hauke
verweist in einer Fußnote darauf, daß die Vorstellung von
Nichtgeweihten,die aber wie Geweihte wirkten von Rahner stamme,
deshalb könne man abbreviaturhaft von anonymen Diakonen sprechen.3
Wenn Niewiaomski damit Recht hätte, dann müßte um der Einheit des
Ordo willen gelten: Wie es anonyme Diakone gibt, so gibt es auch
anonyme Priester und beiden wäre als Bestätigung und Hilfe die
Weihe zu spenden für ihr gültiges Tuen, das sie auch ohne die Weihe
gültig tuen konnten. Das ist aber mit dem Katholischen Verständnis
der Priesterweihe unvereinbar. So kann es aus rein
sakramentaltheologischen Gründen keine Laien geben, die genau das
selbe tuen, was auch ein geweihter Diakon als Substantielles tut, es
sei denn, man einigte sich darauf, daß die Diakonenweihe keine
sakramentale Weihe ist, was aber die Einheit des Ordo nichten würde.
Wie
sieht es aber empirisch aus? „Die vom Konzil summarisch
umschriebenen (klassischen) Aufgaben des Diakons (DH 4155) werden ja
in breiten Ausmaßen von Frauen wahrgenommen.“4
Offenkundig wird es hier unterlassen, zu distinguieren zwischen
substantiellen und akzideniellen Handlungen.Nicht alles,was ein
Geweihter wirkt, ist ein Handeln, das er nur gültig vollziehen kann
auf Grund seiner Weihe. Wahrscheinlich meint aber der Autor, es gäbe
gar kein substantielles Handeln des Diakones und somit im strengen
Sinne auch keine sakramntale Weihe, die einen charakter indebleilis
dem Diakon vermittelt. Zu untersuchen wäre so aber, ob in der Summe
der dem Diakon zugeschriebenen Tätigkeiten sich nicht Tätigkeiten
auffinden lassen, die nur ihm als Geweihten zukommen, die nicht von
Laien geleistet werden können. Also, wo ist der Diakon nicht durch
einen Laien surrugierbar?
Diese
zu leistende Untersuchung erspart sich der Autor aber. Stattdessen
konfundiert er zwei grundverschiedene Begriffe der Diakonie.
A)In
der Kirche gibt es drei Grundvollzüge kirchlichen Handelns,
Martyria, Liturgie und Dakonia. Unter Diakonia wird dann das
kariative Handeln der Kirche verstanden,in seiner professionellen
Ausgestaltung. In diesem Bereiche sind Frauen sehr aktiv.
B)
Im hierarischen Amt gibt es den Diakon als Stufe des einen Amtes:
„Auf einer tieferen Stufe der Hierarchie stehen die Diakone“.5
Auch diese Stufe partizipiert an der Fülle des Weihesakramentes,
die in der Bischofsweihe gegeben ist. Es muß also das Spezifische
des Diakonates aus dem einen hierarischen Amte herausdestiliert
werden. Nicht darf ein Allgemeinbegriff des diakonischen Handelns im
Sinne von der professsionalisierten Nächstenliebe zu Grunde gelegt
werden, sodaß der Diakon dann als hauptamtlicher Profi der
Nächstenliebe zu stehen käme, der sich von anderen Hauptamtlichen
des karitativen Bereiches nur durch den dekorativen Zusatz einer
Weihe unterschiede.
Die
Vermischung dieser strikt zu unterscheidenden Begriffe der Diakonie
führt erst dazu, daß gemeint wird, daß Laien das selbe wirken wie
die Diakone. Dabei wird ihr spezifisches Wirken in der
Eucharistie,daß sie predigen in der Eucharistiefeier übersehen und
das Augenmerk einseitig auf das Karikative kapriziert.
„Das
heute so notwendige Amt muß aber eine sakramntaltheologische Antwort
auf das Gleichheitspostulat von Mann und Frau bieten“7,ist
darauf zu antworten, daß es zum Konsensus der Katholischen Theologie
gehört, daß sie aus drei Quellen verbindliche Wahrheiten
generiert:Schrift, Tradition und das Lehramt, daß aber bürgerliche
Weltanschauungen, auch wenn sie noch so nobel sind wie die Ideale
allgemeiner Frauenemanzipation nicht zu den Quellen verbindlicher
Lehre gehören.
Zudem
ist die Kirche ein Tendenzbetrieb,8
sodaß auch rein juridisch nicht unreflktiert eine solche Vorstellung
auf die Kirche zu übertragen ist. Zur Erinnerung: Grundsätzlich
darf niemand wegen seines Glaubens diskriminiert werden, aber
selbstverständlich darf die Kirche Menschen ob der Zugehörigkeit zu
einer anderen Religion eine Anstellung in der Kirche verweigern. So
gilt das Gleichheitspostulat nicht uneingeschränkt für die
Kirche.Dagegen entspricht es dem Katholischen Geschlechterverständnis
von Gleichheit und Differenz sehr wohl, daß die Frau vom Priestertum
ausgeschlossen wird.9
So
lautet das Resümee dieser Konzeption, daß es nicht gelingt, das
vorgeschlagene Frauendiakonat in das hierarische Amt zu integrieren.
Stattdessen wird das Diakonat durch die faktische
Desakramentalissierung aus dem Ordo herausemanzipiert und kommt so
als sozialkaritatives Diakonat neben den Hauptamtlichen in diesem
Bereiche zu stehen mit der wohl durch keine empirische Erfahrung zu
verifizierende Verheißung, die so Geweihten würden besser arbeiten
in diesem Bereiche ob ihrer Weihe.
1Niewiadmski,
Diakonenweihe, ThPQ 144,1996, S.340.
2Vgl
Hauke, Profil des Diakonates, in: FkTh, 2001, S.90f.
3Hauke,a.a.O.
S.91.
4Niewiadomski,
a.a.O., S.341.
5DH
4155.
6Niewiadomski,
Diakonenweihe in ThPQ 144, 196, S.343-345.
7Niewiadomski,
a.a.O., S.344.
8Vgl
Habisch, Tendenzbetriebe, in:LThk Bd.9, 2000, Sp.1335.
9Vgl
Schneider, Vom Priestertum der Frau, 1992, dagegen z.B. Rahner,
Priestertum der Frau, in Stimmen der Zeit 195, 1972, S.296-299.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen