Mittwoch, 19. Februar 2020

Die Frau und das Diakonat -Ist eine Diakonatsweihe zulässig? Teil 2

2.Als erstes soll nun Niewiadomskis Ansatz, präsentiert in dem Aufsatz: „Diakonenweihe“ besprochen werden, da dieser Ansatz anknüpft an der am Anfang der Arbeit schon problematisierten Formulierung aus „ad gentes“ und anschaulich werden läßt, welche Folgen die ungeschickte Formulierung für die Einheit des Ordo aus sich heraussetzt.
Das Zentralargument lautet, daß, wenn Frauen Diensttätigkeiten vollzögen, die faktisch identisch seien mit denen von geweihten Diakonen, es dann ungerecht wäre, den Frauen die Weihe zu verweigern. „Den Männern bietet die Kirche die sakramentale Gnadenhilfe an, damit sie ihren Dienst „wirksamer“ erfülen können, den Frauen -die ja die selbe Arbeit bereits leisten! -bleibt die Hilfe prinzipiell versagt.“1 Mit dem „wirksamer“ rekuriert Wiewiadomski auf „ad gentes“2 und appliziert diese Vorstellung nun auf das Gebiet der Frage der Zulässigkeit der Diakonatsweihe für Frauen. Gerechtigkeitshalber sei es nicht hinnehmbar, daß Männern die sakramentale Hilfe gewährt würde, den Frauen diese aber verwehrt würde, obwohl beide die selbe Arbeit leisten.Ob die Frau die Weihe gültig empfangen kann, diese Frage stellt er aber gar nicht, sie wird ihm zum bloßen Thema der Gleichbehandlung.
Dann wird aber hinzugefügt, daß die sakramentale Gnade des Priesterweihe eine conditio sine qua non für die Gültigkeit des priesterlichen Handelns wäre So gäbe es nach Niewiadomski nun zwei differente Weihen in einem Ordo: die priesterliche, die die notwendige Bedingung dafür ist, daß der Priester gültige Handlungen setzt und eine diakonale, die Menschen befähigt, das, was sie schon tuen, zu optimieren.Dabei präsumiert der Autor, daß es Laien gibt,isb. Frauen, die im Prinzip das selbe tuen wie geweihte Diakone, daß heißt, daß die Weihe für den Diakon keine substantielle Bedeutung für sein Tuen hat, denn sie befähigt ihn nicht zu seinem Tuen, das er als Nichtgeweihter nicht auch schon gültig tuen könnte, sondern es wird durch diese Weihe nur sein Handeln optimiert.
Gäbe es wirklich in einem Ordo so grundverschiedene Weihen, in dem einem hierarischen Amte, müßte doch gefolgert werden, daß sie nicht integrierbar sind in einem Ordo. Der Begriff des Ordo löste sich auf in den eigentlichen, den höhern Ordo und einem ausgelagerten Diakonat.
Faktisch heißt das, daß um der Weihe der Frau willlen, die Weihe entsakramentalisiert wird, zu einer Sakramentalie umgeformt wird, so daß nun- sicher unbeabschtigt- die Frauen das Zeichen der Diakonatsweihe empfingen, aber nicht das durch das Zeichen Bezeichnete. Das Diakonat würde so zum bloßen Titel ohne Substanz. Und so könnte es nicht mehr als ein Element des hierarischen Ordo verstanden werden, denn die Einheit des Ordo basiert darauf, daß es bei aller Differenzierung doch eine sakramentale, wirksame Weihe ist: Sie vermittelt etwas, was der Empfangende zuvor noch nicht besaß.


Zudem müßte kritisch angefragt werden, ob es denn stimme, daß die Tätigkeiten des Diakones wirklich von Laien, isb von Frauen schon erbracht würden. Kann es solche anonymen Diakone geben? Hauke verweist in einer Fußnote darauf, daß die Vorstellung von Nichtgeweihten,die aber wie Geweihte wirkten von Rahner stamme, deshalb könne man abbreviaturhaft von anonymen Diakonen sprechen.3 Wenn Niewiaomski damit Recht hätte, dann müßte um der Einheit des Ordo willen gelten: Wie es anonyme Diakone gibt, so gibt es auch anonyme Priester und beiden wäre als Bestätigung und Hilfe die Weihe zu spenden für ihr gültiges Tuen, das sie auch ohne die Weihe gültig tuen konnten. Das ist aber mit dem Katholischen Verständnis der Priesterweihe unvereinbar. So kann es aus rein sakramentaltheologischen Gründen keine Laien geben, die genau das selbe tuen, was auch ein geweihter Diakon als Substantielles tut, es sei denn, man einigte sich darauf, daß die Diakonenweihe keine sakramentale Weihe ist, was aber die Einheit des Ordo nichten würde.


Wie sieht es aber empirisch aus? „Die vom Konzil summarisch umschriebenen (klassischen) Aufgaben des Diakons (DH 4155) werden ja in breiten Ausmaßen von Frauen wahrgenommen.“4 Offenkundig wird es hier unterlassen, zu distinguieren zwischen substantiellen und akzideniellen Handlungen.Nicht alles,was ein Geweihter wirkt, ist ein Handeln, das er nur gültig vollziehen kann auf Grund seiner Weihe. Wahrscheinlich meint aber der Autor, es gäbe gar kein substantielles Handeln des Diakones und somit im strengen Sinne auch keine sakramntale Weihe, die einen charakter indebleilis dem Diakon vermittelt. Zu untersuchen wäre so aber, ob in der Summe der dem Diakon zugeschriebenen Tätigkeiten sich nicht Tätigkeiten auffinden lassen, die nur ihm als Geweihten zukommen, die nicht von Laien geleistet werden können. Also, wo ist der Diakon nicht durch einen Laien surrugierbar?
Diese zu leistende Untersuchung erspart sich der Autor aber. Stattdessen konfundiert er zwei grundverschiedene Begriffe der Diakonie.
A)In der Kirche gibt es drei Grundvollzüge kirchlichen Handelns, Martyria, Liturgie und Dakonia. Unter Diakonia wird dann das kariative Handeln der Kirche verstanden,in seiner professionellen Ausgestaltung. In diesem Bereiche sind Frauen sehr aktiv.
B) Im hierarischen Amt gibt es den Diakon als Stufe des einen Amtes: „Auf einer tieferen Stufe der Hierarchie stehen die Diakone“.5 Auch diese Stufe partizipiert an der Fülle des Weihesakramentes, die in der Bischofsweihe gegeben ist. Es muß also das Spezifische des Diakonates aus dem einen hierarischen Amte herausdestiliert werden. Nicht darf ein Allgemeinbegriff des diakonischen Handelns im Sinne von der professsionalisierten Nächstenliebe zu Grunde gelegt werden, sodaß der Diakon dann als hauptamtlicher Profi der Nächstenliebe zu stehen käme, der sich von anderen Hauptamtlichen des karitativen Bereiches nur durch den dekorativen Zusatz einer Weihe unterschiede.
Die Vermischung dieser strikt zu unterscheidenden Begriffe der Diakonie führt erst dazu, daß gemeint wird, daß Laien das selbe wirken wie die Diakone. Dabei wird ihr spezifisches Wirken in der Eucharistie,daß sie predigen in der Eucharistiefeier übersehen und das Augenmerk einseitig auf das Karikative kapriziert.
Wenn aber Niewiadomski unter der Überschrift: „Dogmatische Konturen“ 6fordert:
Das heute so notwendige Amt muß aber eine sakramntaltheologische Antwort auf das Gleichheitspostulat von Mann und Frau bieten“7,ist darauf zu antworten, daß es zum Konsensus der Katholischen Theologie gehört, daß sie aus drei Quellen verbindliche Wahrheiten generiert:Schrift, Tradition und das Lehramt, daß aber bürgerliche Weltanschauungen, auch wenn sie noch so nobel sind wie die Ideale allgemeiner Frauenemanzipation nicht zu den Quellen verbindlicher Lehre gehören.
Zudem ist die Kirche ein Tendenzbetrieb,8 sodaß auch rein juridisch nicht unreflktiert eine solche Vorstellung auf die Kirche zu übertragen ist. Zur Erinnerung: Grundsätzlich darf niemand wegen seines Glaubens diskriminiert werden, aber selbstverständlich darf die Kirche Menschen ob der Zugehörigkeit zu einer anderen Religion eine Anstellung in der Kirche verweigern. So gilt das Gleichheitspostulat nicht uneingeschränkt für die Kirche.Dagegen entspricht es dem Katholischen Geschlechterverständnis von Gleichheit und Differenz sehr wohl, daß die Frau vom Priestertum ausgeschlossen wird.9


So lautet das Resümee dieser Konzeption, daß es nicht gelingt, das vorgeschlagene Frauendiakonat in das hierarische Amt zu integrieren. Stattdessen wird das Diakonat durch die faktische Desakramentalissierung aus dem Ordo herausemanzipiert und kommt so als sozialkaritatives Diakonat neben den Hauptamtlichen in diesem Bereiche zu stehen mit der wohl durch keine empirische Erfahrung zu verifizierende Verheißung, die so Geweihten würden besser arbeiten in diesem Bereiche ob ihrer Weihe.




1Niewiadmski, Diakonenweihe, ThPQ 144,1996, S.340.
2Vgl Hauke, Profil des Diakonates, in: FkTh, 2001, S.90f.
3Hauke,a.a.O. S.91.
4Niewiadomski, a.a.O., S.341.
5DH 4155.
6Niewiadomski, Diakonenweihe in ThPQ 144, 196, S.343-345.
7Niewiadomski, a.a.O., S.344.
8Vgl Habisch, Tendenzbetriebe, in:LThk Bd.9, 2000, Sp.1335.
9Vgl Schneider, Vom Priestertum der Frau, 1992, dagegen z.B. Rahner, Priestertum der Frau, in Stimmen der Zeit 195, 1972, S.296-299.

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