Klarstellungen zum Thema: Auferstehung der Toten- eine Orientierungsskizze
Wenn von der Auferstehung der Toten sinnvoll gesprochen werden soll, muß zuvörderst geklärt werden, was denn das Totsein des Menschen ist. Epikur und mit ihm viele verstehen den Tod des Menschen als seine reine Nichtung,sodaß gilt, daß es den meinigen Tod gar nicht geben kann, denn wenn ich bin, ist der Tod nicht und ist der Tod nicht, dann bin ich nicht. Meinen Tod gäbe es so nur im Urteil der Anderen, daß ich tot sei. Dieses Todesverständnis intendiert, die Furcht vor dem eigenen Tode zu beseitigen, weil es eine Furcht vor etwas sei, was sie für mich sich ereignen kann, weil der Tod das Ich nichtet, das dies Ereignis, den Tod als meinen Tod mir erst zuschreiben kann und so nur zu meinen Tod machen kann.
Paradox, aber wahr: Nur wenn mein Ich im Todsein weiter existiert, gibt es für mich meinen Tod. Die biblische Vorstellung von der Sheul, griechisch vom Hades, von der „Unterwelt“ drückt diese Wahrheit aus, daß ich als Toter weiterexistiere, als ich, das dann den Tod als meinen eigenen erleidet.
Die Auferstehung von den Toten ist dann die Aufhebung dieses den eigenen Tod Erleidens. Die philosophische Vorstellung von der unsterblichen Seele ist der adäquateste Begriff zum Verstehen dieser Paradoxie, daß nur eine unsterbliche Seele den Tod als den ihrigen als ihr Ereignis sich zuschreiben kann und so erst meinen Tod ermöglicht als etwas mich selbst Betreffendes.
So ist das Sterben als die Trennung der Seele von seinem Körper zu begreifen und der Tod dann auch nicht als die Nichtung der Seele, nur der Körper zerfällt zu Staub. Der Tod der Seele ist dann die vollkommene Absonderung von Gott in der Unterwelt, das ist die vollkommene Gottferne, denn er ist ja selbst das Leben.
In der Auferstehung wird dann die den Tod erleidende Seele mit ihrem neu geschaffenem Körper reuniert zum Leben. Die Seele ist dabei das Identitätsstiftende, der Körper der zum Leibe durch die Seele individuierte Körper.
Gottes Gnade ist es nun, wenn er Seelen nach ihrem Sterben, also ihrer Loslösung vom Körper in den Himmel aufnimmt, damit sie so postmortal bei ihm ewig leben können. Er befreit sie vom Schicksal des Seins als Tote in der Unterwelt.
Die Vorstellung von den „Untoten“, aus der Horrorromanliteratur wohl bekannt, könnte als phantastische Ausmalung dieser Existenz der Unterwelt gedeutet werden, als Verbilderung eines schwer vorstellbaren Seins absolut getrennt von Gott, als Totsein. Denn auch das Totsein ist ein Modus des Seins.
Dieser Vorstellungskomplex erlaubt nun auch, vielfältigen spontan als unmöglich, so was kann es doch nicht geben, Phänomen gerecht zu werden, etwa, daß „arme Seelen“ Lebenden erscheinen mit der Bitte um Hilfe (vgl etwa Therese von Konnersreuths Umgang mit den „armen Seelen“), aber auch den vielfältigen Berichten, daß kürzlich Verstorbene Angehörigen oder Bekannten nach ihrem Tode erschienen seien. Selbst die so bedeutsame Erscheinung des ermordeten Hamlets, daß er sein Schicksal seinem Sohn offenbart (Shakespeare) muß dann nicht mehr als bloße Phantastik abgetan werden, sondern schilderte dann ein wirklich mögliches Ereignis.
Dieser Vorstellungskomplex eröffnet eben einen weiten Raum von möglichen Ereignissen, die sonst, bei einem materialistischen Weltbild als unmöglich abqualifiziert werden müßten, das etwa König Saul wirklich mit dem toten Propheten Samuel sprechen konnte, daß dem Jesus Christus wirklich Mose und der Prophet Elischa auf dem Berge der Verklärung erscheinen konnten. Zudem wird so die Aussage des Apostolicums: hinabgestiegen in das Reich des Todes verständlich. Der Katechismus spricht vom „Aufenhaltsort der Toten“ (633), um dann das Totsein zu präzisieren, indem es von den dortigen Seelen spricht. (633). Die Scheol oder der Hades ist der Aufenthaltsort der Seelen nach ihrer Lösung von ihrem Körper, aus dem Jesus Christus die Verstorbenen in seinem Abstieg in die Unterwelt errettete.
Resümee:
Der Verzicht auf eine explizierte Seelenlehre ist ein großes Unglück der zeitgenössischen Theologie.