Mittwoch, 30. Dezember 2020

Verlust der Schönheit- zerstreute Gedanken aus der Kirche und der Schrift

(Ästhetik- eine vernachlässigte Disziplin- nicht nur die Frage nach der Wahrheit verblaßt)


Ein Buch, aufgeschlagen, mit einem Lesezeichen, das den Endpunkt des gestrigen Lesens markiert,aber wie sehr freuen sich die Augen beim Lesen der Frakturschrift: eine so schöne Schrift. Warum nur gaben wir sie auf zu Gunsten der lateinischen? Sind unsere Bücher so nicht nüchterner und kälter geworden.Auf das Wort „That“ stieß ich- irgendeine Rechtschreibreform raubte der That ihr „H“. Sind nun nicht auch unsere Taten leichter und bedeutungsloser geworden?

Aber diese Versimplifizierung der Orthographie, die Präferenz für das Einfache vermindert aber auch die ästhetische Qualität des Geschriebenen. Einen Brief in deutscher Schrift lege man einmal neben einen lateinischer Schrift. Das ist vergleichbar dem Hinausgehen aus einer Barockkirche in eine moderne Graubetonkirche! Kalte Nüchternheit dominiert, spiegelt ein von Gott verlassenes Universum, ein so erkaltetes wider.Das elektrische Licht erfüllt diese aufgehellten Kirchenräume so sehr- hier ist jede übernatürliche Offenbarung überflüssig- es ist ja schon alles erhellt.

Dostojewskij konnte einst schreiben, daß wir in oder durch die Schönheit erlöst werden, aber seit dem die Schönheit aus der Kunst wie aus der Kirche exkommuniziert worden ist, ist uns auch diese Erkenntnis verloren gegangen.

Ob es einen Zusammenhang geben könnte zwischen der Tiefe des griechischen Denkens, (es sei an Platon) erinnert und der griechischen Schrift und der Verflachung im römischen Denken mit seiner lateinischen Schrift? Verflachte so auch uns das Denken durch die Versimplifizirung durch die lateinische Schrift?

Schauen wir einmal, was aus einer Photographie wurde! Ein Foto, wir fotografieren nur noch! Ist ein Foto noch eine Photographie- ist eine Graubetonglaskirche noch das, was eine Barockkirche ist und immer bleiben wird, ein Haus Gottes auf Erden?

Auch durch das Verändern der Schrift ändern sich die Dinge der Welt. Dem gesprochenen Wort korreliert die Flüchtigkeit des damit Ausgesagtem, erst die Schrift gibt dem Dauerhaftigkeit und Beständigkeit im Flusse der Zeit. Lese ich eine Autobiographie, das Wort „Ich“ taucht in jeder geschriebenen regelmäßig auf. Suggeriert nicht dies immer gleiche Wort „Ich“ das Sichidentischbleiben des autobiographisch Schreibenden? Und dann sollte es gleichgültig sein, wie wir schreiben?

Wer schon einmal eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst sich angeschaut hat: Wie ist dieser Exzeß an sich wechselseitig an Häßlichkeit überbietenden Exponate zu erklären, die völlige Abkehr vom Schönen? Es bleiben Fragen trotz des wunderbaren Essays von Syberberg: „Vom Unglück und Glück der Kunst in Deutschland nach dem letzten Kriege“.


 

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