In Schulen ereignen sich immer wieder kleine Tragödien: Da steht ein Lehrer vor seiner Schulklasse und die Schüler merken, daß es dem an Durchsetzungsvermögen fehlt, dem kann man auf der Nase herumtanzen. Noch so brillante Fachkenntnisse, noch so gutes didaktisches Vermögen nützen dann nichts mehr; selbst Schulklassen, die sonst brav sind, spielen Klassenkampfrevolution. Ein scheiternder Lehrer.
Die Katholische Kirche zumindest im deutschsprachigem Raume gleicht so einem scheiternden Lehrer. Im Microbereich: Für die Messen wurden in Einklang mit dem Bischof Oster angemessene Schutzbestimmungen erlassen, sodaß, wenn alle sich daran hielten, trotz des Coronavirus die Messe öffentlich zelebriert werden können.
Aber was nutzt das? Da setzt sich direkt vor mir in der gesperrten Reihe eine Frau nieder, ich verweise sie auf das deutlich angebrachte Sperrschild, worauf die nur antwortet: „Ich setz mich, wohin ich will!“ Da blieb sie denn auch und bekam gar von der Kommunionausteilhelferin die Kommunion- die Kommunikanten em-pfangen die Hostie jetzt an ihrem Sitzplatz. Frechheit siegt: „Warum sollte ich auch eine Rücksicht auf meine Mitmenschen nehmen!“ Hart gesottete Liberale würden sagen, daß, wenn jeder nur für sich selbst gut sorgt, am Ende es allen gut gehen wird.
Aber wird nun nicht schon seit 2000 Jahren in der Kirche die Nächstenliebe gepredigt? Ja, und gerade darum setzen sich diese Anarchochristen so erfolgreich durch. Denn heutzutage wird die Nächstenliebe so verstanden, als widerspräche es ihr, anderen klar zu sagen, was erlaubt ist und was nicht. Man kann doch nicht aufstehen und sagen: „Auch Sie müssen sich an die Regeln halten.“ Die Mehrheit schaut betreten weg, wenn sich einige dreist über alle Regeln hinwegsetzen: „Ich mache nur das, was ich will!“ Da kann man nichts machen, wenn die sich an keine Ordnung halten und nur noch machen, was sie selbst wollen.
Aber was sich im Kleinen so abspielt, ist nur ein Spiegelbild im Großen. „Was schert uns die Hl. Schrift, die Tradition und die Lehre der Kirche! Uns gefällt sie nicht, also muß das alles wegreformiert werden, denn es zählt nur, was ICH jetzt will. All das, was die Anderen gedacht und geglaubt und als verbindliche Lehre der Kirche dogmatisiert haben, das zählt nicht für MICH, denn nur auf MICH kommt es an. Die Forderung nach der Demokratisierung ist so die Revolte gegen alle Autorität der Kirche und gegen die Autorität Gottes. Selbst Gott kann sich nicht gegen uns durchsetzen, selbst er hat in seiner Kirche seine Durchsetzungsmacht verloren. Gottes monarchische Herrschaft soll so nun durch die Herrschaft von Synoden und Kirchenparlamenten ersetzt werden.
Aber auch auf einer ganz anderen Ebene tobt dies Anarchochristentum!Es sei an das Trauerspiel des Diskurses um die moralische Erlaubtheit der Organspende erinnert. Sich selbst als „fromm“ verstehende Christen erklärten mit Vehemenz, daß es unchristlich sei, wenn ein schon Sterbender sich bereit erklärt, daß ihm lebensnotwendige Organe entnommen werden, um damit einem Mitmenschen das Überleben zu ermöglichen, denn dann könnte er ja evtl an der Entnahme des Organes sterben. Das wäre dann eine Art von Freitod und so unsittlich. Erst wenn jemand ganz tot und nicht nur hirntod sei, dürften ihm Organe entnommen werden, was dann aber sinnlos ist, weil tote Organe nicht mehr transplantierbar sind.
Auch hier setzt sich das egozentrische ICH durch: Neben mir liegt ein Mensch im Sterben mit einem Organ, mir entnommen könnte er weiterleben, aber ICH, sterbend, verweigere mich, nur um dann kurze Zeit später zu sterben mit allen Organen, damit ich ja nicht ein wenig früher verstürbe, weil ich dem Mitmenschen ein Organ zu seinem Weiterleben spendete. Dies ist symptomatisch für den Egozentrismus des Anarchochristen. Ein Opfer für Mitmenschen zu erbringen ist für sie unvereinbar mit ihrer grenzenlosen Selbstliebe. Jesus Christus hat am Kreuze für uns sein Leben aufgeopfert; er tat es freiwillig aus Liebe zu den Menschen, heutige Christen sehen das als unvereinbar mit ihrer Selbstliebe an.
Dieser Egozentrismus kennzeichnet leider auch manche Stellungnahme von Christen zu den von den Bischöfen erlassenen Schutz-bestimmungen. Sagen wir es hart und deutlich: Die Mutter Kirche hat nicht nur das Recht sondern sogar die Pflicht, ihre Kinder auch durch Verbote zu schützen. So wird keine Mutter ihrem Kinde erlauben, auf zugefrorenen Flüssen Schlittschuh zu fahren, wenn sie nicht sicher ist, daß das Eis auch wirklich schon hält. Lieber ein Meer an kindlichen Tränen als ein im Fluß ertrunkendes Kind. So ist gerade das Verbieten ein mütterlicher Akt der Liebe, ein Akt der Verwahrlosung, spräche sie keine Verbote mehr aus. Es muß leider konstatiert werden, daß die Mutter Kirche ihre Kinder seit dem 2.Vaticanum in diesem Sinne verwahrlosen hat, weil sie jedem alles erlauben wollte, um sich bei allen beliebt zu machen. Um so erfreulicher, daß sie jetzt in Deutschland und nicht nur da wieder den Mut gefunden hat, ihre Herde zu weiden und das heißt auch klar zu gebieten und zu verbieten in mütterlicher Liebe. Denn schon der hl. Cyprian sagte: Niemand kann Gott zu seinem Vater haben, der die Kirche nicht zu seiner Mutter hat.
1.Zusatz
„Die neue deutsche Härte“, der Musikstil von „Rammstein signalisiert uns auch etwas, daß die friedlichen und lieblichen Zeiten des liberalistischen Individualismus mit seiner Egozentrik vorbei sind, denn das Leben wird wieder härter. Die Kirche muß wieder zur ecclesia militans werden.
2.Zusatz
In Westdeutschland sind wir Deutsche umerzogen worden, da die Siegermächte sich sagten, es reiche nicht, jetzt Deutschland besiegt zu haben, wir müssen auch dafür sorgen, daß es nicht mehr wieder mächtig werden kann. Darum müssen ihnen jetzt genau die Tugenden aberzogen werden, die das Deutsche Volk so stark werden ließ: ihr Sinn für Disziplin und Gehorsam, die Bereitschaft des Einzelnen, sich unterzuordnen, daß dem Deutschen die Pflichterüllung wichtiger ist als seine Rechte und Privatfreiheiten. Eine Frucht der so vollzogenen Umerziehung sind gerade diese Anarchochristen.
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