Freitag, 18. Dezember 2020

Kampf der Eucharistie

(ist die Liturgie nur darstellendes Handeln?)

Es ist nicht verwunderlich, daß modernistisch gesonnene Theologie-professoren die Gunst des Augenblickes nutzen, um den Kampf gegen das Herzstück der hl. Messe voranzutreiben, zumal durch die vielen Liveübertragungen von Messen Vorkonziliares sich revitalisierte. Wie fürchterlich: Messen (fast) ohne eine Gemeindebeteiligung, die Zentrierung auf den das Meßopfer darbringenden Priester und die Wiederbelebung der geistlichen Kommunion, da die sakramentale nicht möglich war. Ja, statt: „Esset....und trinket...“ wurde gar die Elevation zur Anbetung mißbraucht! Dabei hatte doch schon der Reformer Luther die Anbetungspraxis verurteilt, da Jesus dies Sakrament eingesetzt habe, damit es gegessen und getrunken werde, nicht aber darum, daß er in der konsekrierten Hostie angebetet wird.Vorkonziliar im Sinne von: zu katholisch ist so diese Focusierung auf die Eucharistie, die durch die vielen Liveübertragungen noch forciert wird.

Und so lautete dann am 16.12.2020 einer der Überschriften von der quasi offiziellen Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz: „Liturgie in Corona-Krise: Kranemann kritisiert Eucharistiefixierung.“ Denn: Während Corona sind viele Pfarreien zum Streaming von Gottesdiensten übergegangen. Nach Ansicht des Theologen Benedikt Kranemann wurde das Angebot aber zu sehr von der Eucharistiefeier dominiert. Es gebe jedoch auch andere Gottesdienstformen.“1

Daß aber nicht alle Gottesdienstformen gleichwertig sind, davon will dieser Theologe aber nichts wissen. Merke: Wenn Conservative und Traditonalisten Texte des 2.Vaticanums kritisieren, dann gilt das heutzutage als unverzeihbare Sünde wider den Hl. Geist, erachten dagegen Liberale die Hervorhebung der Eucharistie in dem Konzilstext: Sacrosanctum Consilium als nicht mehr zeitgemäß, dann wird applaudiert.

Demgegenüber betrachtet Kranemann die Möglichkeit, im digitalen Raum >vielfältigere und eigenständige Wortgottesdienste< zu entwickeln als Chance der gegenwärtigen Situation. In ihnen werde >nicht weniger dicht die Beziehung zwischen Gott und Mensch zum Ausdruck gebracht als in der Eucharistie"< so der Erfurter Theologieprofessor.“2

Der Gottesdienst bringt etwas zum Ausdruck. Wenn irgendwer ausruft: „Ich freue mich!“, so drückt dieser Ausruf die innere Gestimmtheit des Ausrufers aus.Die innere Gestimmtheit existiert so unabhängig von dem Ausruf und der Ausruf zeigt nur eine objektive Wirklichkeit an.

Die Beziehung Gottes zum Menschen existiert also unabhängig von der Liturgie, denn die drückt ja nur das objektive Verhältnis aus. Durch die Liturgie wird so das Verhältnis Gottes zu den Menschen und das der Menschen zu Gott gar nicht hergestellt oder gar verändert, sondern sie stellt nur da, was objektiv schon die Wirklichkeit ist.

Es sei hier an das Liturgieverständnis des Reformierten Theologen Schleiermacher mit seiner Unterscheidung von dem wirksamen zu dem darstellenden Handeln erinnert:“Darum muss ich noch einmal auf den Ansatz Schleiermachers zurückkommen, darstellendes und wirksames Handeln zu unterscheiden. Der Gottesdienst soll nichts bewirken, er ist Kunst, ein Fest, eine Feier“, faßt Herbst Schleiermachers Anliegen zusammen.3

Vergleichen wir dies mit den Aussagen des 2.Vaticanums zur Bedeutung der Eucharistie: „Die Liturgie, durch die sich, besonders im göttlichen Opfer der Eucharistie, >das Werk unserer Erlösung vollzieht<“ (SC 1)4. Der Ton liegt hier auf das „durch“. Hier wird durch die Eucharistie etwas gewirkt, nämlich das „Werk unserer Erlösung“, während nach Professor Kranemanns Ansicht die ganze Liturgie und die Eucharistiefeier nichts bewirkt, denn sie stellt nur dar, was unabhängig von ihr schon die objektive Wirklichkeit ist, daß der Mensch immer schon ein erlöster ist, der sich das nur noch in der Liturgie vor Augen führen läßt.

Nach dieser Überflüßigmachung der ganzen Liturgie für das Heil des Menschen verwundert es uns dann nicht, daß nun als Ziel der Liturgie ihr Unterhaltungswert hervorgehoben wird: "wie Liturgie so gefeiert werden kann, dass sie Menschen heute begeistert und ihnen dem Wortsinne nach ein Lebensmittel ist".5 Der Gottesdienst soll also begeistern, nüchterner formuliert gefallen- natürlich nicht Gott sondern den Teilnehmern. Daß der Gottesdienst auch ein Lebensmittel sein soll, ist aber ob des rein darstellenden Charakters der Liturgie eine Unmöglichkeit.Zum Gottesdienst kommen ja nur längst schon objektiv Satuierte, denen die Liturgie nur noch vor Augen führt, daß sie doch schon längst satuiert sind.Denn durch den Vollzug der Liturgie ändert sich ja nichts, es wird dem Teilnehmer nur vermittelt, daß er doch immer schon ein Erlöster ist. Jesus Christus kommt nicht, um Kranke zu heilen, sondern ihnen nur mitzuteilen, daß sie alle gesund sind.

1Kath de 16.12.2020, Liturgie in der Carona-Krise.

2Kath de 16.12.2020, Liturgie in der Carona-Krise.

3Herbst, Vorlesung: Gottesdienstlehre WS 2015/16, HGW WS 2015-16-Vorlesung Liturgik-03











4DH, 40.Aufl, 2005, 4002.

5Kath de 16.12.2020, Liturgie in der Carona-Krise.

 

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