(zwischen der Verheißung des Heiles für alle und der Particularität der Kirche)
„Außerhalb der Kirche kein Heil“, so lehrten die Kirchenväter.Gern wird dabei die Kirche mit der Arche Noahs verglichen, denn so wie nur die, die in ihr waren gerettet wurden, so verhielte es sich auch mit der Kirche. Der Katechismus bestätigt in 846 diese Lehre, wenn es da heißt: „daß die pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei.Der eine Christus nämlich ist Mittler und Weg zum Heil,der in seinem Leib, der die Kirche ist,uns gegenwärtig wird;indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Tür eintreten, bekräftigt.“ (846)
Gott will das Heil aller Menschen. Wie verhält sich nun dieser universalistische Heilswille Gottes zur Partikularität der Kirche, daß es a) Zeiten gab, da sie noch nicht existierte oder b) Gebiete, in der sie nicht präsent war oder ist? Gibt es so Menschen, denen es objektiv unmöglich war, durch die heilsnotwendige Kirche ihr Heil zu erlangen, sodaß sie schuldlos vom ewigen Heil ausgeschlossen sind? Das widerspräche aber der Gerechtigkeit Gottes, wandte nicht nur der große Humanist Erasmus von Rotterdam ein. Gott gliche doch nicht einem Lehrer, der einem blinden Schüler vorwürfe, daß er keine Bildbeschreibung anfertigen könne. Gott könne, da er gerecht sei von Menschen das zum Heile als notwendig verlangen, was er selbst aus sich vermag. Wäre das Heil hingegen von der Gnade Gottes abhängig und gäbe sie nur dem einen, dem anderen nicht, dann wäre Gott ein Willkürgott. So müsse gelten, daß, wenn der Mensch nur das vollbrächte, was ihm möglich ist als zum Heile notwendig, Gott ihm dann die Gnade dazugeben als zum Heil notwendig, werden wird. So die Kernthese Erasmus wider Luther. Luther dagegen betonte, daß nur Gott allein durch seine Gnadengabe Menschen das Heil zuteil werden lasse.
In 847 versucht nun der Katechismus eine Lösung dieses Dilemmas: Wenn Gott gerecht ist, kann das Heil nicht allein durch die Kirche vermittelt werden und es soll gelten, daß es außerhalb der Kirche kein Heil gebe. Der Katechismus zitiert dazu aus „Lumen Gentium“ 16: „Wer nämlich das Evangelium und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott jedoch aufrichtigen Herzens sucht und seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in den Taten zu erfüllen versucht, kann das ewige Leben erlangen.“
Wie verhält sich hier nun diese aufrichtige Herzenssuche und das Erkennen des Willens Gottes im Gewissen zu dem Einfluß der Gnade. 2 Deutungen sind möglich: erstens, daß nur durch den Einfluß der Gnade dies Suchen und Erkennen möglich ist, sodaß nur der dies vermag, der so von Gott begnadet wird oder zweitens, daß , wenn ein Mensch so sucht und erkennt, Gott ihm mit seiner Gnade zur Hilfe kommt, sodaß dann sein Suchen und Erkennen und Versuchen, das Erkannte zu realisieren, so qualifiziert wird, daß er das Heil erlangen kann. Im ersteren Falle wäre Gott nun doch wieder ein Willkürgott, der dem einen das zum Heile Notwendige gibt, diese Gnade und dem anderen nicht, im zweiten Falle wird die göttliche Gnade faktisch zu etwas vom Menschen Verdienbares, daß , wenn er das Seinige ihm Mögliche wirkt, Gott ihm dann das Fehlende ergänzt.
In beiden Fällen wird so die Kirche und der in ihm gegenwärtige Heiland als für das Heil des Menschen nicht notwendig herabgestuft. Eigentlich hätte Gott gar nicht Mensch werden brauchen, am Kreuze für uns zu sterben, denn zu allen Zeiten und allen Orten konnte jeder das Heil ohne Jesus Christus und die Kirche erlangen. Wie kann dann aber noch von der Notwendigkeit der Mission gesprochen werden. Der Katechismus bejaht diesen Auftrag der Kirche uneingeschränkt und doch untergräbt er die Notwendigkeit der Mission und der Kirche durch die Lehre, daß jeder das ewige Heil auch ohne sie und ohne Jesus Christus erlangen könne. Der Glaube, daß Gott das Heil aller will, negiert so die Lehre von der Heilsnotwendigkeit der Kirche Jesu Christi. Aber an dieser Lehre will die Kirche faktisch nicht festhalten, um nicht einen ungerechten Gott zu lehren, der den einen zum Heil erwählt und andere nicht.
Bezeichnend ist, daß dabei die Lehre von der Erbsünde ganz ausgeblendet wird, wie sie auch schon Erasmus verwarf, um lehren zu können, daß jeder, wenn er nur wirkt, was er ohne göttliche Gnade vermag, das Heil erlangen kann.
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