Montag, 15. Februar 2021

Populäre Irrtümer in der Kirche- was man so über das Fasten redet

Populäre Irrtümer in der Kirche- was man so über das Fasten redet


Befremdliches kann man hören, hört man auf das Gerede über das vorösterliche Fasten. Selbst eine Theologiestudenten erklärte mir, daß es da primär um die Gesundheit ginge, auf etwas Ungesundes zu verzichten, den Körper zu „entgiften“, mehr zu achten, auf das, was man zu sich nimmt, die Qualität der Speisen. Darum verzichtet man ja hauptsächlich auf süßes Naschwerk, denn da wäre so viel Zucker drin und der Zucker sei nun mal der größte Feind der Gesundheit. Abzunehmen wäre aber auch ein guter Grund, die 40 Tage zu fasten.Dies und Ähnliches ist zu hören, wenn über die Fastenzeit (noch) geredet wird.

Es sollen nun zu dieser Causa erhellende Fragen gestellt werden: Warum soll ich nur 40 Tage auf mich Schädigendes verzichten, etwa auf die Süßigkeiten, das Rauchen oder den Alkoholgenuß,und dann den Rest des Jahres all dies wieder verkonsumieren? Warum verzichte ich gar an keinem der Sonntage in der Fastenzeit nicht auf dies mich Schädigende mit der Begründung, daß ein Christ an keinem Sonntage fasten darf, da wir ja jeden Sonntag ein kleines Ostern, die Auferstehung des Herrn feiern- ist die Auferstehung etwa ein legitimer Grund, Ungesundes zu sich zu nehmen?

Frömmer klingt dann schon die Rede davon, daß man fasten solle im Sinne von sich weniger um die Leibesbedürfnisse zu kümmern, um mehr Zeit zur praktizierten Frömmigkeit zu haben. Nur, führt die Fastenpraxis nicht genau dazu, sich mehr Gedanken um das Essen zu machen als sonst: Was will ich und was will ich nicht zu mir nehmen, wie koche ich was in dieser Fastenzeit? Gerade in dieser Kaprizierung auf das Essen verliert man eher das Religiöse aus den Augen.

Noch ärger wird es, wenn das Fasten linksmoralistisch motiviert wird: Weil ich so viel esse, hungern Kinder in der 3.Welt. Das ist natürlich ein völliger Fehlschluß, denn nicht ist ein Mangel an Lebensmitteln die Ursache des Hungers in der 3.Welt, sondern daß die Menschen dort über keine genügende Kaufkraft verfügen, sodaß für sie die Lebensmittel produziert würden. Die Wirtschaft produziert nämlich nicht bedarfsorientiert sondern nachfrageorientiert, für was auf dem freien Markt Kaufkraft vorhanden ist. Was in den Zeiten der Mangelkrisen eine sinnvolle Praxis war, daß jeder weniger konsumiert, damit alle etwas bekommen können, ist in den Zeiten des Überangebotes, der Überflußkrisen kontraproduktiv, in den Zeiten, wo mehr Waren für den Markt produziert werden, als dann abgesetzt werden können.

(Die Biowirtschaft ist ja eine Reaktion auf die Erfolge der Industrialisierung der Landwirtschaft, daß wir jetzt über Produktionskapazitäten verfügen, die weit mehr Lebensmittel herstellen können als verkauft werden kann; deshalb wird so die Produktionsmenge in der Landwirtschaft reduziert, um dann für weniger aber hochwertigere Lebensmittel zu erzeugen, die dann mit mehr Gewinn verkauft werden können ob ihres Images als Bioerzeugnisse. Daß so nun weniger produziert wird an Lebensmitteln macht es den Armen der Welt noch schwerer, genug Eßbares zu erwerben.)

Aber Gutmenschen sehen das anders: Für sie ist der, der gut ißt eben ein Reicher, der den armen Kindern das Brot wegißt. Darum solle man 40 Tage auf ein gutes Essen verzichten, als würde dadurch in der Welt weniger gehungert.

Nicht zu überhören ist aber, daß die genuin religiöse Bedeutung des Fastens ganz und gar verloren gegangen ist: daß ich auf etwas mir Gutes verzichte als Buße für meine Sünden oder als Sühne für das Sündigen anderer. Die religiöse Praxis des Fastens (so eine Vorstellung könne man doch Niemanden mehr zumuten, tönt es da aus berufenem Theologenmunde)präsumiert nämlich, daß auch der Gott Jesu Christi ein gerechter ist, der Sünden bestraft, hier oder im Jenseits, daß er aber auch ein gnädiger ist, der uns um unserer Buße willen die Sünden vergeben will, wenn wir den reuig Bußwerke vollbringen; das Fasten ist solch ein Bußwerk oder ein Sühnewerk für die Sünden der Anderen. Ohne diese Gottesvorstellung kann nicht mehr im religiösen Sinne gefastet werden.


 

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