Samstag, 5. August 2023

Ist die Macht etwas Negatives, etwas, das es in der Kirche nicht geben dürfte? plus einem Zusatz

Ist die Macht etwas Negatives, etwas, das es in der Kirche nicht geben dürfte? Man könnte meinen, da Gott die einzig legitime Macht sei, dürfe und könne es keine andere legitime Macht geben schon gar nicht in der Kirche. Wenn nun gar Gott als die Liebe zu begreifen wäre, könnte dann sogar Gott als die Macht,die Allmacht, als die Vollmacht negiert werden. Gott regiere nur liebend. Wenn aber gefragt wird: Existiert das, was man Gott nennt?, so wird hier stets nach dem Wahrsein eines als allmächtig vorgestelltem Wesen gefragt.Ein Gott,dem das Prädikat: allmächtig nicht zuschreibbar wäre, wäre ein nicht als Gott gedachtes Wesen gedacht worden. Als Jesus Christus auf Erden Sünden vergab, frugen Kritiker aber doch rechtens, wie der den Sünden vergeben könne, wenn dies doch nur Gott könne. Diese Kritik muß nun aber präzisiert werden: Jeder kann einem anderen vergeben, inwieweit der gegen ihn gesündigt hat. Stimmte das nicht, könnten wir nicht im Vater Unser beten: „wie auch wir vergeben“. Aber insofern gegen Gott ein Mensch gesündigt hat, das kann ihm kein Mensch vergeben, sondern nur Gott allein. Wie konnte also Jesus eine Sünde wider Gott vergeben, wenn das doch nur Gott kann? Hierauf kann es nur eine adäquate Antwort geben: Gott Vater gab seinem Sohn einen Anteil an der ihm allein zukommenden Vollmacht, Sünden gegen Gott zu vergeben. Der Sohn nun gibt der von ihm gegründeten Kirche wiederum einen Anteil an dieser Sündenvergebungsvollmacht. So partizipiert die Kirche an dieser Vollmacht Gottes. Dem Amt des Priesters wird nun in der Weihe diese Vollmacht vermittelt. Es ist also einem dem Priester von Gott verliehene Vollmacht zur Sündenvergebung. In der Beichte bittet der Priester ja Gott nicht um die Vergebung der Sünden für den Gebeichtethabenden, sondern er spricht sie wie einen richterlichen Freispruch aus. Gottes Sohn ist der Herr über seine Kirche. Wie kann es dann noch eine Hierarchie in der Kirche geben? Sind nicht alle Christen vor Gott gleichberechtigt? Nun hat aber der Herr der Kirche selbst in sie eine Hierarchie eingestiftet, indem er 12 seiner Schüler zu Aposteln erwählte, nur mit diesen 12 die erste Eucharistie zelebrierte und sie dabei zu Priestern weihte. Die Apostel erwählten nun nicht aus ihrem Kreise ihren Präseß, sondern der Herr der Kirche erwählte ganz autokratisch Petrus zum Leiter seiner Kirche.“Weide meine Schafe“ ist ein terminus technicus für das monarchische Regieren. Der Herr der Kirche gibt zu dem Petrusamt einen Anteil an seiner Regierungsgewalt, wie Gott auch dem Priester einen Anteil an seiner Vergebungsgewalt gibt. Partizipation ist somit der Schlüsselbegriff für die Vollmacht der Kirche. Diese Macht wird der Institution der Kirche nicht demokratisch verliehen, daß also das Kirchenvolk ihren Repräsentanten oder simpler gedacht ihren gewählten Vorstandsschaften Vollmächte erteilte. Nein, die „Vorstände“ der Kirche gleichen hierin nicht einer Vorstandsschaft eines bürgerlichen Vereines, denn das hierarisch gestufte Amt erhält seine Vollmacht allein von Gott her und ist dadurch allein auch legitimiert.In dem metaphysischen Denken, der Ontologie ist dies ihr fundierende Gedanke: Gott allein ist das Sein,alles Seiende ist dann nur ob seiner Teilhabe an dem Sein selbst; es ist eben das Seiende kein Sein aus sich selbst heraus. Zusatz: Kirche und Macht Ein Schemata: Die Katholische Kirche vertritt die Überordnung der Kirche über den Staat ob der Überordnung der Offenbarungswahrheit über die Vernuftwahrheit, der Gnade über die Natur und der übernatürlichen Ziele über die natürlichen. (Im 2.Vaticanum kam sie aber zu der Einschätzung der Nichtrealisierbarkeit dieser Verhältnisbestimmung; diese Verhältnisbestimmung kann aber nicht theologisch revidiert werden ob ihrer Fundierung in der Theologie. Die Anglikanische Kirche vertritt faktisch die Position der Subordination der Kirche unter den Staat; dazu war sie ja vom englischen König eigens gegründet worden. Heute versteht sich diese Kirche als religiöser Dienstleister der Gesellschaft. Die Evangelische Kirche vertritt eine Bereichstrennung, die Kirche soll Kirche sein und nicht politisieren und der Staat soll kein kirchenähnlicher Weltanschauungsstaat sein wollen. Die Orthodoxen Kirchen vertreten die Norm eines harmonischen Miteinanders von der Kirche und dem Staat. Konflikte mit dem Staat vermeiden so diese Kirchen um des Miteinander willens.

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