Andere als Opportunisten zu bezeichnen, in welcher Auseinandersetzung wird darauf nicht verzichtet.Wendet man das Rechts-Links- Deutungsschema an, wird man wohl zu dem Ergebnis kommen, daß in conservativen und rechten Debattenbeiträgen öfters der Vorwurf des Opportunismus erhoben wird als in linken. Aber lassen wir dies Phänomen einmal auf sich beruhen und fragen stattdessen nach den mit diesem Begriff mitgesetzten Vorstellungen.
Erinnern wir uns an Bertold Brechts Skizzierung der 5 Probleme beim Schreiben der Wahrheit:
"Wer heute die Lüge und Unwissenheit bekämpfen und die Wahrheit schreiben will, hat zumindest fünf Schwierigkeiten zu überwinden. Er muss den Mut haben, die Wahrheit zu schreiben, obwohl sie allenthalben unterdrückt wird; die Klugheit, sie zu erkennen, obwohl sie allenthalben verhüllt wird; die Kunst, sie handhabbar zu machen als eine Waffe; das Urteil, jene auszuwählen, in deren Händen sie wirksam wird; die List sie unter diesen zu verbreiten. Diese Schwierigkeiten sind groß für die unter dem Faschismus Schreibenden, sie bestehen aber auch für die, welche verjagt wurden oder geflohen sind, ja sogar für solche, die in den Ländern der bürgerlichen Freiheit schreiben." www.gleichsatz.de/b-u-t/spdk/brecht2.html
Wer den Vorwurf des Opportunismus erhebt, setzt immer voraus, daß der so Kritisierte die Wahrheit wüsse, daß er aber sicht den Mut besäße, sie auch zu schreiben. Ob dann aber es die Klugheit ist, die die Wahrheit erkennt, wie Brecht es meint, dahinter ist wohl ein Fragezeichen setzbar. Die Gründe des Nichtschreibens der Wahrheit werden dann bei dieser Opportunismuskritik als unmoralische qualifiziert. Ein Politiker dürfe eben um des Wahlerfolges willen nicht die Unwahrheit sagen. Anders wird man sicher eine Höflichkeitslüge beurteilen. Was sollte auch ein Ehemann seiner Frau respondieren, frägt sie ihn, steht mir die neue Frisur?als: Ja? Schwieriger ist die ärztliche Lüge zu beurteilen, wenn er dem zwischen Leben und Tod schwebenden Unfallopfer antwortet, daß seine Frau den Unfall leicht verletzt überstanden habe, hoffend, daß diese positive Falschmeldung den Überlebenswillen des Schwerstverletzten aktiviert und so seine Überlebenschance steigt.
Aber Opportunisten schreiben eben aus rein egoistischen Gründen die Unwahrheit, obgleich sie die Wahrheit kennen.
Wie nun aber, wenn diese Voraussetzung selbst ein Fehlurteil ist, wenn die Wahrheit etwas so Verborgenes ist, daß es eine große Kunst ist, sie zu erkennen? Wenden wir uns dazu eines überschaubaren Bereiches zu, der universitären Theologie im deutschsprachigen Raume. Wer heutzutage, oder sagen wir mal nach dem 2. Vaticanum Theologie studiert hat, der wird kaum noch die Lehre der Kirche auch nur in einer Disziplin kennengelernt haben. Wie viele der jetzt in der Kirche führenden Kräfte studierten aber schon in nachkonziliar geprägten theologischen Fakultäten!
Die vorkonziliare Theologie hat ja an Universitäten den Ruf des Mittelalterlichen, denn bekanntermaßen begann ja für die Katholische Kirche der Ausstieg aus dem dunklen Mittelalter erst mit diesem Reformkonzil.Papst Benedikts Kampf, daß das 2.Vaticanum in der Tradition der Kirche zu lesen sei, war ja so erfolglos wie die These, daß Amoris laetita von der Tradition her zu begreifen ist.Dazu sagt Papst Franziskus nun sein Nein. Gerade weil das 2. Vaticanum als legitimer Bruch mit der Lehrtradition der Kirche gedeutet wird, sind dem heutigen Theologiestudenten so im offiziellem Studium die Quellen der Wahrheit verschlossen.
So kann man sich mal die Frage stellen, ob Papst Franziskus je die Lehre der Kirche überhaupt kennengelernt hat in seinem Theologiestudium. Ein Opportunist könnte er ja nur sein, wenn er überhaupt die Lehre der Kirche kennte. Sollte er nur von Jesuiten ausgebildet worden sein, dann dürften seine Kenntnisse der wahren Lehre mehr als dürftig sein.
Ein Phänomen übersieht dabei der Opprtunismusvorwurf in der Regel.Es gibt in jeder Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit eine herrschende Ideologie.Dabei verhält es sich nicht so, daß da zuerst ein Individuum ist, das für sich die Wahrheit erkennt und das dann ob des sozialen Umfeldes darauf verzichtet, sie zu äußern, weil es Benachteiligungen befürchtet bzw. zu recht erwartet. Nein, das Individuum wird so in die herrschende Ideologie hineinsozialisiert, daß sein eigenständiges Denken nur die Teilhabe an dieser Ideologie ist. Sie wird nur individuierend angeeignet, aber bleibt als individuelle ein Teil der Ideologie. Wenn ich die deutsche Sprache erlernt habe,kann ich in ihr individuell denken, aber mein Denken wird immer ein Denken in meiner Muttersprache sein.
Louis Athussers Kritik der ideologischen Staatsapparate könnte helfen, das Wie der Vermittelung der herrschenden Ideologie an die Individuen wahrzunehmen. Aber als Regel kann gelten: Nicht die Übereinstimmung des individuellen Denkens mit der herrscheden Ideologie ist das Rätzelhafte, das Zubegreifende, sondern wie es kommt, daß es ein oppositionelles Denken überhaupt gibt.
Nun könnte angefragt werden, ob jetzt nicht mit einer noch nicht erwiesenen Unterstellung gearbeitet wurde, daß nämlich die Warheit und die herrschende Ideologie Oppositionspaare sind. Verstünde man dann noch den Begriff der Ideologie von seinem Wortsinn her, dann ergibt diese Antithetik von Wahrheit und Ideologie gar keinen Sinn mehr, denn Ideologie heißt ja nichts anderes als die Lehre von den Ideen. Nur, es ist auch festzustellen, daß der Begriff der Ideologie mit all seinen Derivaten in der Postmoderne nur noch pejorativ verwendet wird. (Natürlich ist die Ideologiekritik älteren Datums.)
Um jetzt der sehr schwierigen Erörterung des Begriffes der Ideologie aus dem Wege zu gehen, soll für hier diese abbreviaturhafte Skizze genommen werden: Unter der herrschenden Ideologie soll die Weltanschauung verstanden werden, die jeder Diskursteilnehmer zu bejahen hat, damit er ein legitimer Diskursteilnehmer sein kann, der auch aktiv am Diskurs partizipiert, das heißt über den nicht nur geredet wird. Die herrschende Ideologie hat also zwischen seriösen und nicht seriösen Beiträgen zum Diskurs zu unterscheiden und filtriert das Oppositionelle so aus. Die jetzt herrschende Weltanschauung ist die politische Korrektheitsideologie verbunden mit der Holocaustreligion, die das Christentum als einstige öffentliche Religion Europas ablöst bzw schon abgelöst hat.
Daß diese Ideologie nun als die herrschende bezeichet wird, meint hier, wie auch bei Althusser, daß sie eine Weltanschauung aus der Perspektive der Herrschenden dieser Welt ist. Um es einfach zu sagen: Als modifizierter Liberalismus hat diese Ideologie die Aufgabe der Legitimierung des Projektes der Globalisierung, der Schaffung einer Einheitswelt mit einer Einheitsmenschheit.
Diese Ideologie bestimmt so sehr den inneruniversitären Diskurs, daß auch die Theologie nur noch als Wissenschaft anerkannt wird, wenn gerade sie selbst noch einmal diese Ideologie praktiziert.So entstand in Deutschland eben eine ideologiekonforme Theologie und somit auch eine so ausgerichtete Kirche. Die Führenden in Kirche und Politik sind so eher als gut Sozialisierte im Geiste der herrschenden Ideologie anzusehen denn als Opportunisten- denn sie haben die Wahrheit nie erkannt.
Corollarium 1
Ernst Niekisch über den Liberalismus
"Die geistige Haltung des Bürgers,der sich anschickt, die ganze Welt als Absatzmarkt zu organisieren,ist der Liberalismus. Der Liberalismus ist die Philosophie,die die wirtschaftliche Ratio für sich zurechtlegt; er zersetzt die Prinzipien und Gesichtspunkte, durch welche sich der bisherige gesellschaftliche und wirtschaftliche Zustand gerechtfertigt hat. Er macht die Grundkategorien der Wirtschaftsüberlegung für die gesamte Geistigkeit verbindlich; für Metaphysik, Wissenschaft,Literatur und Kunst gilt als letzte Voraussetzung, die selbstverständlich da ist und von der niemand ausdrücklich spricht: daß es der Sinn der Welt sei, dem Bürger Profit und Rente abzuwerfen."Die dritte imperiale Figur, 1935, 18.Kapitel Die liberale Versuchung
Erinnern wir uns an Bertold Brechts Skizzierung der 5 Probleme beim Schreiben der Wahrheit:
"Wer heute die Lüge und Unwissenheit bekämpfen und die Wahrheit schreiben will, hat zumindest fünf Schwierigkeiten zu überwinden. Er muss den Mut haben, die Wahrheit zu schreiben, obwohl sie allenthalben unterdrückt wird; die Klugheit, sie zu erkennen, obwohl sie allenthalben verhüllt wird; die Kunst, sie handhabbar zu machen als eine Waffe; das Urteil, jene auszuwählen, in deren Händen sie wirksam wird; die List sie unter diesen zu verbreiten. Diese Schwierigkeiten sind groß für die unter dem Faschismus Schreibenden, sie bestehen aber auch für die, welche verjagt wurden oder geflohen sind, ja sogar für solche, die in den Ländern der bürgerlichen Freiheit schreiben." www.gleichsatz.de/b-u-t/spdk/brecht2.html
Wer den Vorwurf des Opportunismus erhebt, setzt immer voraus, daß der so Kritisierte die Wahrheit wüsse, daß er aber sicht den Mut besäße, sie auch zu schreiben. Ob dann aber es die Klugheit ist, die die Wahrheit erkennt, wie Brecht es meint, dahinter ist wohl ein Fragezeichen setzbar. Die Gründe des Nichtschreibens der Wahrheit werden dann bei dieser Opportunismuskritik als unmoralische qualifiziert. Ein Politiker dürfe eben um des Wahlerfolges willen nicht die Unwahrheit sagen. Anders wird man sicher eine Höflichkeitslüge beurteilen. Was sollte auch ein Ehemann seiner Frau respondieren, frägt sie ihn, steht mir die neue Frisur?als: Ja? Schwieriger ist die ärztliche Lüge zu beurteilen, wenn er dem zwischen Leben und Tod schwebenden Unfallopfer antwortet, daß seine Frau den Unfall leicht verletzt überstanden habe, hoffend, daß diese positive Falschmeldung den Überlebenswillen des Schwerstverletzten aktiviert und so seine Überlebenschance steigt.
Aber Opportunisten schreiben eben aus rein egoistischen Gründen die Unwahrheit, obgleich sie die Wahrheit kennen.
Wie nun aber, wenn diese Voraussetzung selbst ein Fehlurteil ist, wenn die Wahrheit etwas so Verborgenes ist, daß es eine große Kunst ist, sie zu erkennen? Wenden wir uns dazu eines überschaubaren Bereiches zu, der universitären Theologie im deutschsprachigen Raume. Wer heutzutage, oder sagen wir mal nach dem 2. Vaticanum Theologie studiert hat, der wird kaum noch die Lehre der Kirche auch nur in einer Disziplin kennengelernt haben. Wie viele der jetzt in der Kirche führenden Kräfte studierten aber schon in nachkonziliar geprägten theologischen Fakultäten!
Die vorkonziliare Theologie hat ja an Universitäten den Ruf des Mittelalterlichen, denn bekanntermaßen begann ja für die Katholische Kirche der Ausstieg aus dem dunklen Mittelalter erst mit diesem Reformkonzil.Papst Benedikts Kampf, daß das 2.Vaticanum in der Tradition der Kirche zu lesen sei, war ja so erfolglos wie die These, daß Amoris laetita von der Tradition her zu begreifen ist.Dazu sagt Papst Franziskus nun sein Nein. Gerade weil das 2. Vaticanum als legitimer Bruch mit der Lehrtradition der Kirche gedeutet wird, sind dem heutigen Theologiestudenten so im offiziellem Studium die Quellen der Wahrheit verschlossen.
So kann man sich mal die Frage stellen, ob Papst Franziskus je die Lehre der Kirche überhaupt kennengelernt hat in seinem Theologiestudium. Ein Opportunist könnte er ja nur sein, wenn er überhaupt die Lehre der Kirche kennte. Sollte er nur von Jesuiten ausgebildet worden sein, dann dürften seine Kenntnisse der wahren Lehre mehr als dürftig sein.
Ein Phänomen übersieht dabei der Opprtunismusvorwurf in der Regel.Es gibt in jeder Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit eine herrschende Ideologie.Dabei verhält es sich nicht so, daß da zuerst ein Individuum ist, das für sich die Wahrheit erkennt und das dann ob des sozialen Umfeldes darauf verzichtet, sie zu äußern, weil es Benachteiligungen befürchtet bzw. zu recht erwartet. Nein, das Individuum wird so in die herrschende Ideologie hineinsozialisiert, daß sein eigenständiges Denken nur die Teilhabe an dieser Ideologie ist. Sie wird nur individuierend angeeignet, aber bleibt als individuelle ein Teil der Ideologie. Wenn ich die deutsche Sprache erlernt habe,kann ich in ihr individuell denken, aber mein Denken wird immer ein Denken in meiner Muttersprache sein.
Louis Athussers Kritik der ideologischen Staatsapparate könnte helfen, das Wie der Vermittelung der herrschenden Ideologie an die Individuen wahrzunehmen. Aber als Regel kann gelten: Nicht die Übereinstimmung des individuellen Denkens mit der herrscheden Ideologie ist das Rätzelhafte, das Zubegreifende, sondern wie es kommt, daß es ein oppositionelles Denken überhaupt gibt.
Nun könnte angefragt werden, ob jetzt nicht mit einer noch nicht erwiesenen Unterstellung gearbeitet wurde, daß nämlich die Warheit und die herrschende Ideologie Oppositionspaare sind. Verstünde man dann noch den Begriff der Ideologie von seinem Wortsinn her, dann ergibt diese Antithetik von Wahrheit und Ideologie gar keinen Sinn mehr, denn Ideologie heißt ja nichts anderes als die Lehre von den Ideen. Nur, es ist auch festzustellen, daß der Begriff der Ideologie mit all seinen Derivaten in der Postmoderne nur noch pejorativ verwendet wird. (Natürlich ist die Ideologiekritik älteren Datums.)
Um jetzt der sehr schwierigen Erörterung des Begriffes der Ideologie aus dem Wege zu gehen, soll für hier diese abbreviaturhafte Skizze genommen werden: Unter der herrschenden Ideologie soll die Weltanschauung verstanden werden, die jeder Diskursteilnehmer zu bejahen hat, damit er ein legitimer Diskursteilnehmer sein kann, der auch aktiv am Diskurs partizipiert, das heißt über den nicht nur geredet wird. Die herrschende Ideologie hat also zwischen seriösen und nicht seriösen Beiträgen zum Diskurs zu unterscheiden und filtriert das Oppositionelle so aus. Die jetzt herrschende Weltanschauung ist die politische Korrektheitsideologie verbunden mit der Holocaustreligion, die das Christentum als einstige öffentliche Religion Europas ablöst bzw schon abgelöst hat.
Daß diese Ideologie nun als die herrschende bezeichet wird, meint hier, wie auch bei Althusser, daß sie eine Weltanschauung aus der Perspektive der Herrschenden dieser Welt ist. Um es einfach zu sagen: Als modifizierter Liberalismus hat diese Ideologie die Aufgabe der Legitimierung des Projektes der Globalisierung, der Schaffung einer Einheitswelt mit einer Einheitsmenschheit.
Diese Ideologie bestimmt so sehr den inneruniversitären Diskurs, daß auch die Theologie nur noch als Wissenschaft anerkannt wird, wenn gerade sie selbst noch einmal diese Ideologie praktiziert.So entstand in Deutschland eben eine ideologiekonforme Theologie und somit auch eine so ausgerichtete Kirche. Die Führenden in Kirche und Politik sind so eher als gut Sozialisierte im Geiste der herrschenden Ideologie anzusehen denn als Opportunisten- denn sie haben die Wahrheit nie erkannt.
Corollarium 1
Ernst Niekisch über den Liberalismus
"Die geistige Haltung des Bürgers,der sich anschickt, die ganze Welt als Absatzmarkt zu organisieren,ist der Liberalismus. Der Liberalismus ist die Philosophie,die die wirtschaftliche Ratio für sich zurechtlegt; er zersetzt die Prinzipien und Gesichtspunkte, durch welche sich der bisherige gesellschaftliche und wirtschaftliche Zustand gerechtfertigt hat. Er macht die Grundkategorien der Wirtschaftsüberlegung für die gesamte Geistigkeit verbindlich; für Metaphysik, Wissenschaft,Literatur und Kunst gilt als letzte Voraussetzung, die selbstverständlich da ist und von der niemand ausdrücklich spricht: daß es der Sinn der Welt sei, dem Bürger Profit und Rente abzuwerfen."Die dritte imperiale Figur, 1935, 18.Kapitel Die liberale Versuchung
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen