Sonntag, 18. März 2018

Irritierendes Gottes Zorn

"Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben, wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm."(Joh.3,36) 
Was sind das nur für befremdliche Aussagen! Gottes Zorn gibt es doch gar nicht, denn er ist doch immer nur der uns Liebende! Und wenn wir nichts von seiner Liebe wissen wollen, dann ist Gott eben nur traurig. Aber er will natürlich keinem seine Liebe aufzwingen und so respektiert er auch unser Nein zu seiner Liebe. Wir bleiben dann aber von Gott Geliebte, die nur eben nicht von Gott geliebt werden wollen. Die Türe zum ewigen Leben stünde weiterhin offen für uns, stets könnten wir als Geliebte eintreten, aber Gott akzeptiert es auch, wenn wir lieber draußen vor der Türe stehen bleiben wollen.
Der altkirchliche Apologet Lactantius hielt es zwar für nötig, die Rede der Heiligen Schrift vom Zorne Gottes gegen das heidnische Argument, daß es unzulässig sei, Gottes als zornig zu denken, sodaß die Bibel sich ob der Rede vom Zorn Gottes als unwahr erweise, zu verteidigen, aber davon sind wir heute weit entfernt.  
"Ihr Schlangenbrut,wer hat euch denn gelehrt,dass ihr dem kommenden Gericht entkommen könnt?", frägt Johannes der Täufer noch in der Einheitsübersetzung, aber ein Blick in den griechischen und den Vulgatatext zeigt uns die Veränderung an: "quis demonstravit vobis fugere a ventura ira?"Aus dem zukünftigen Zorn ira (Gottes) macht eben diese "Übersetzung" ein Gericht und das fällt dann in der Auslegung meist auch noch aus. 
So können wir des Täufers Frage souverän so respondieren: Liebe Herr Täufer, es gibt den Zorn Gottes gar nicht und das Gericht ist nur ein Gericht der Liebe, in der uns Gott sagen wird: "Euch alle habe ich lieb! Jeder, der möchte, kann eingehen in das ewige Leben mit mir- wem das aber nicht zusagt, so mit mir ewig zu leben, der braucht das auch nicht, denn ich möchte keinem meine Liebe aufzwingen." Gott selbst sagt uns das. Aber wenn nun Johannes, der Täufer uns frägt: Woher kennt ihr denn diesen Liebesgott, den weder Mose, noch ich noch der Sohn Gottes kennt, dann werden wir nur respondieren können: "Den haben wir uns frei erdichtet, denn den Gott der Bibel und der Kirche, so wie sie uns ihn gelehrt hat, den mögen wir nicht mehr." Das ist der große Fortschritt in der Theologie!

Vergessene Wahrheiten  (mehr davon in dem Buch: Uwe C. Lay, Der zensierte Gott)



Tag der Rache, Tag den Sünden

Wird das Weltall sich entzünden,
Wie Sibyll und David künden.

Welch ein Graus wird sein und Zagen,
Wenn der Richter kommt mit Fragen
Streng zu prüfen alle Klagen!

Laut wird die Posaune klingen
Durch der Erde Gräber dringen,
Alle hin zum Throne zwingen.

Schaudernd sehen Tod und Leben
Sich die Kreatur erheben,
Rechenschaft dem Herrn zu geben.

Und ein Buch wird aufgeschlagen,
Treu darin ist eingetragen
Jede Schuld aus Erdentagen.

Sitzt der Richter dann zu richten,
Wird sich das Verborgne lichten;
Nichts kann vor der Strafe flüchten.

Weh! was ich Armer sagen?
Welchen Anwalt mir erfragen,
Wenn Gerechte selbst verzagen?

König schrecklicher Gewalten,
Frei ist Deiner Gnade Schalten:
Gnadenquell, laß Gnade walten!

Milder Jesus, wollst erwägen,
Daß Du kamest meinetwegen,
Schleudre mir nicht Fluch entgegen

Bist mich suchend müd gegangen,
Mir zum Heil am Kreuz gehangen,
Mög dies Mühn zum Ziel gelangen.

Richter Du gerechter Richter,
Nachsicht üb in meiner Sache,
Eh' ich zum Gericht erwache.

Seufzend steh ich schuldbefangen,
Schamrot glühen meine Wangen,
Laß mein Bitten Gnad erlangen.

Hast vergeben einst Marien,
Hast dem Schächer dann verziehen,
Hast auch Hoffnung mir verliehen.

Wenig gilt vor Dir mein Flehen;
Doch aus Gnade laß geschehen,
Daß ich mög der Höll entgehen.

Bei den Schafen gib mir Weide,
Von der Böcke Schar mich scheide,
Stell mich auf die rechte Seite.

Wird die Hölle ohne Schonung
Den Verdammten zur Belohnung,
Ruf mich zu der Sel'gen Wohnung.

Schuldgebeugt zu Dir ich schrei,
Tief zerknirscht in Herzensreue,
Sel`ges Ende mir verleihe.

Tag der Tränen, Tag der Wehen,
Da vom Grabe wird erstehen
Zum Gericht der Mensch voll Sünden;

Laß ihn, Gott Erbarmen finden,
Milder Jesus, Herrscher Du,
Schenk den Toten ew'ge Ruh. Amen.1

1Dies irae, In Das vollständige Römische Meßbuch, lateinisch und deutsch, Hrsg von Benediktinern der Erzabtei Beuron 1961, S. (200f).

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