Mittwoch, 5. August 2020

Irritationen: Das gibt es nicht, das existiert nicht....


Vampire und Einhörner, eines ist ihnen gemein, daß es sie nicht gibt. Nur, wie erklärt es sich, daß von etwas, was es nicht gibt, Aussagen getätigt werden können, die veri- bzw falsifizierbar sind? So ist die Aussage, daß Vampire sich von Menschenblut ernähren, wahr, unwahr aber, daß Einhörner fliegen können. Darüber hinaus kann geurteilt werden, daß Vampire und Einhörner sehr wohl existieren und zwar in Unterhaltungsfilmen, in Kunstbildern, in Erzählungen, ja auch in der Alltagskultur. Und doch urteilen wir, daß es diese zwei Entitäten real nicht gibt.
Die Distinktion, daß sie nur in unserem Denken existierten und nicht in der Wirklichkeit, trifft es auch nicht, denn diese kulturellen Vorstellungen existieren ja auch unabhängig vom subjektiven Denken, sie haben sich so verobjektiviert, daß wir Aussagen über Vampire und Einhörner überprüfen können, ob sie wahr sind.
Könnte man dann die Existenz diese zwei Entitäten als virtuelle Existenz qualifizieren? Religionskritisch gewendet: Sind etwa alle Entitäten der Religion auch nur virtuelle, Gott, Engel, der Teufel und die Daimonen?
Was macht denn präzise etwa die Differenz zwischen einem Einhorn und einem Pferd aus? Daß das Einhorn ein dem Pferd Ähnliches ist, daß es sich aber distinkt durch sein Einhorn vom Pferde unterscheidet? Wenn aber geurteilt wird, daß das Pferd ist, das Einhorn aber nicht, dann ist das „ist“ in beiden Aussagen etwas Grundverschiedenes, denn einmal ist es eine Copula, das andere mal bedeutet „ist“ eine Existenzaussage und wir können nun präzisierend sagen, eine nichtvirtuelle Existenz. Somit fügt die Aussage, daß das Pferd ist, das Einhorn aber nicht, dem Subjekt etwas Reales hinzu, seine Existenzaussage, daß es real und nicht nur virtuell ist. (Gegen Kant, daß das ist kein reales Prädikat ist)
Wir leben also in einer Welt, die reale und virtuelle Existenzen ermöglicht. Wie ist aber nun ist unterscheidbar, was nur virtuell und was dagegen real (=nichtvirtuell) ist? Man könnte anders das Problem diskutieren: Es gibt verschiedene Wissenschaften, in denen dann bestimmte Größen als real angenommen werden, z,B in der Psychologie das Unterbewußtsein, in der praktischen Philosophie der freie Wille, in der Völkerkunde, daß es Völker gibt, aber nicht wird das, was in einer Wissenschaft als reales Objekt präsumiert wird, deshalb schon in den anderen so anerkannt. Gibt es so eine Realwelt, auf die sich alle wissenschaftlichen Diskurse teilweise beziehen, aber eben in verschiedener Weise? Verweist der Mensch der Betriebswirtschaftslehre und der der philosophischen Anthropologie auf das selbe Objekt, den Menschen an sich? Oder gibt es wie beim Beispiel des Bauern, des Schach- und des Kartenspielbauern und dem Bauern der Landwirtschaft keine allen „Bauern“ zugrunde liegende gemeinsame Entität namens Bauer, von der aus sowohl der Landwirtschaftsbauer, der Skatbauer und der Schachbauer begriffen werden könnte. Wäre das diesen diversen Bauervorstellungen Zugrundeliegende die Idee des Bauern?
Die Welt ist eine Totalität, die nur als Ganzes gedacht werden kann, wenn sie definiert wird von der Vorstellung der Nichtwelt. Die Welt ist die Negation der Nichtwelt und so denkbar (gegen den Philosophen Markus Gabriel) Aber wenn so die Welt als Ganzes gedacht werden kann, wie kann dann Gott in diesen Gedanken eingezeichnet werden? Spräche etwas dagegen, Gott als die Entität zu bestimmen, durch die es erst die Differenz von Welt und Nichtwelt gibt? Die Welt als Ganzes ist der Ermöglichungsgrund des Erscheinens von Seiendem´(realem und virtuellem), sodaß die Welt als Ganzes nicht selbst als zu erkennender Gegenstand in der Welt erscheinen kann, sie kann nur gedacht werden als die Negation der Nichtwelt und die ist wiederum nur die Negation der Welt. Die Nichtwelt wäre dann das, was der theologische Diskurs die Creatio ex nihilo begreift.Das Nichts ist nun nicht der Welt etwas Vorausgesetztes, sondern es ist nur als Nichtwelt durch die Setzung der Welt.
Wird aber von den Erscheinungen in der Welt gesprochen (Kant), dann impliziert das eine Grunddifferenz von dem, was ist, und dem, wie das, was ist, erscheint. Dann wäre alles Seiende in der Welt etwas Virtuelles, das auf ein Sein jenseits der Erscheinungen verweist. Gegen diesen damit mitgesetzten Dualismus kämpft nun isb die zeitgenössische Philosophie (nicht nur der brillante Zizek). Aber es darf angefragt werden: Warum? Sind nicht alle Wissenschaftsdiskurse auf eine Wirklichkeit ausgerichtet, die sich ihnen entzieht, wenn sie nur bei der Reflexion der Erscheinungen verharren? Diese Wirklichkeit wäre dann das ideele Sein von allem Erscheinenden der Welt im Denken Gottes als Idee.

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