Vampire und
Einhörner, eines ist ihnen gemein, daß es sie nicht gibt. Nur, wie
erklärt es sich, daß von etwas, was es nicht gibt, Aussagen
getätigt werden können, die veri- bzw falsifizierbar sind? So ist
die Aussage, daß Vampire sich von Menschenblut ernähren, wahr,
unwahr aber, daß Einhörner fliegen können. Darüber hinaus kann
geurteilt werden, daß Vampire und Einhörner sehr wohl existieren
und zwar in Unterhaltungsfilmen, in Kunstbildern, in Erzählungen, ja
auch in der Alltagskultur. Und doch urteilen wir, daß es diese zwei
Entitäten real nicht gibt.
Die
Distinktion, daß sie nur in unserem Denken existierten und nicht in
der Wirklichkeit, trifft es auch nicht, denn diese kulturellen
Vorstellungen existieren ja auch unabhängig vom subjektiven Denken,
sie haben sich so verobjektiviert, daß wir Aussagen über Vampire
und Einhörner überprüfen können, ob sie wahr sind.
Könnte man
dann die Existenz diese zwei Entitäten als virtuelle Existenz
qualifizieren?
Religionskritisch gewendet: Sind etwa alle Entitäten der Religion
auch nur virtuelle, Gott, Engel, der Teufel und die Daimonen?
Was
macht denn präzise etwa die Differenz zwischen einem Einhorn und
einem Pferd aus? Daß das Einhorn ein dem Pferd Ähnliches ist, daß
es sich aber distinkt durch sein Einhorn vom Pferde unterscheidet?
Wenn aber geurteilt wird, daß das Pferd ist, das Einhorn aber nicht,
dann ist das „ist“ in beiden Aussagen etwas Grundverschiedenes,
denn einmal ist es eine Copula, das andere mal bedeutet „ist“
eine Existenzaussage und wir können nun präzisierend sagen, eine
nichtvirtuelle Existenz. Somit fügt die Aussage, daß das Pferd ist,
das Einhorn aber nicht, dem Subjekt etwas Reales hinzu, seine
Existenzaussage, daß es real und nicht nur virtuell ist. (Gegen
Kant, daß das ist kein reales Prädikat ist)
Wir
leben also in einer Welt, die reale und virtuelle Existenzen
ermöglicht. Wie ist aber nun ist unterscheidbar, was nur virtuell
und was dagegen real (=nichtvirtuell) ist? Man könnte anders das
Problem diskutieren: Es gibt verschiedene Wissenschaften, in denen
dann bestimmte Größen als real angenommen werden, z,B in der
Psychologie das Unterbewußtsein, in der praktischen Philosophie der
freie Wille, in der Völkerkunde, daß es Völker gibt, aber nicht
wird das, was in einer Wissenschaft als reales Objekt präsumiert
wird, deshalb schon in den anderen so anerkannt. Gibt es so eine
Realwelt, auf die sich alle wissenschaftlichen Diskurse teilweise
beziehen, aber eben in verschiedener Weise? Verweist der Mensch der
Betriebswirtschaftslehre und der der philosophischen Anthropologie
auf das selbe Objekt, den Menschen an sich? Oder gibt es wie beim
Beispiel des Bauern, des Schach- und des Kartenspielbauern und dem
Bauern der Landwirtschaft keine allen „Bauern“ zugrunde liegende
gemeinsame Entität namens Bauer, von der aus sowohl der
Landwirtschaftsbauer, der Skatbauer und der Schachbauer begriffen
werden könnte. Wäre das diesen diversen Bauervorstellungen
Zugrundeliegende die Idee des Bauern?
Die
Welt ist eine Totalität, die nur als Ganzes gedacht werden kann,
wenn sie definiert wird von der Vorstellung der Nichtwelt. Die Welt
ist die Negation der Nichtwelt und so denkbar (gegen den Philosophen
Markus Gabriel) Aber wenn so die Welt als Ganzes gedacht werden kann,
wie kann dann Gott in diesen Gedanken eingezeichnet werden? Spräche
etwas dagegen, Gott als die Entität zu bestimmen, durch die es erst
die Differenz von Welt und Nichtwelt gibt? Die Welt als Ganzes ist
der Ermöglichungsgrund des Erscheinens von Seiendem´(realem und
virtuellem), sodaß die Welt als Ganzes nicht selbst als zu
erkennender Gegenstand in der Welt erscheinen kann, sie kann nur
gedacht werden als die Negation der Nichtwelt und die ist wiederum
nur die Negation der Welt. Die Nichtwelt wäre dann das, was der
theologische Diskurs die Creatio ex nihilo begreift.Das Nichts ist nun nicht der Welt etwas Vorausgesetztes, sondern es ist nur als Nichtwelt durch die Setzung der Welt.
Wird
aber von den Erscheinungen in der Welt gesprochen (Kant), dann
impliziert das eine Grunddifferenz von dem, was ist, und dem, wie
das, was ist, erscheint. Dann wäre alles Seiende in der Welt etwas
Virtuelles, das auf ein Sein jenseits der Erscheinungen verweist.
Gegen diesen damit mitgesetzten Dualismus kämpft nun isb die
zeitgenössische Philosophie (nicht nur der brillante Zizek). Aber
es darf angefragt werden: Warum? Sind nicht alle
Wissenschaftsdiskurse auf eine Wirklichkeit ausgerichtet, die sich
ihnen entzieht, wenn sie nur bei der Reflexion der Erscheinungen
verharren? Diese Wirklichkeit wäre dann das ideele Sein von allem
Erscheinenden der Welt im Denken Gottes als Idee.
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