Dienstag, 4. August 2020

„Die linke Gefahr“


Die Broschüre: „Die linke Gefahr.Das Leichengift der gescheiterten Linken“, von Professor Knütter 2019 erhellt die augenblickliche Lage der Linken in Deutschland und darüber hinaus. Sie kapriziert sich auf die große Zäsur 1989ff, der Implosion des „real existierenden Sozialismus“ und die Neuformierung des linken Diskurses nach dieser Zäsur. Die Linke war scheinbar tot (S.19), die sie tragenden Fundamente hatten sich aufgelöst: der Marxismus in seinen diversen Variationen. Es sollte nicht hinwegdiskutiert werden, daß der Siegeszug nicht nur an den deutschen Universitäten auch etwas mit der intellektuellen Ausstrahlungskraft der „Frankfurter Schule“, eines Adorno und Horkheimer, aber auch eines Georg Lukacs zu tuen hatte und nicht einfach auf effektive Manipulationen zurückzuführen sind. (Selbstkritisch angefragt: Hatten Conservative und Rechte dem etwas Gleichgewichtiges entgegen zu setzen?)
Aber dieser hochtheoretische Marxismus als geistige Grundlage der linken Weltbewegung hat ausgedient. (S.9).
Was bleibt ist eine Reduzierung auf die Geste der Anti-Haltung: man ist nur noch: Antifaschist, Antirassist, Antiglobalist, Antisexist...Positive Ziele können kaum noch artikuliert werden. Dies Phänomen wird anderen Ortes gern als „Kultumarxismus“ qualifziert, (etwa auf der Internetseite: Freie Welt), aber dies verkennt den Tod des Marxismus. (Schaut man auf den Essayband: „Marx von Rechts“ aus dem Jahre 2018, könnte fast der Eindruck entstehen, daß in rechten Kreisen Marx intensiver als unter den heutigen Linken diskutiert wird.)
Aber die Linke revitalisierte sich nach ihrem Tod, aber ihre Lebendigkeit erinnert doch an die von Untoten, die nicht sterben wollen. Neues Leben hauchte das neue Konzept des Antifaschismus ihr ein. Man verwarf die alte Antifa-Doktrin des orthodoxen Marxismus, wie sie Dimitroff verbindlich für alle kommunistischen Parteien ausformulierte, der den engsten Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Faschismus ins Zentrum seiner Analyse des Faschismus stellte und ethnisierte stattdessen den Nationalsozialismus als spezifisch deutsches Ereignis. Seit dem gilt nicht mehr die Maxime, nur wer vom Kapitalismus redet, kann sachgemäß vom (deutschen) Faschismus reden, sondern: Antifaschist ist nur, wer Antideutscher ist. Dieser Aspekt kommt nun in der sonst so lesenswerten Broschüre zu kurz. Dieser umgedeutete Antifaschismus verwandelt nun die linken Kräfte zu militanten Unterstützern der Regierungspolitik der Multiethniserung Deutschlandes, daß das Deutsche multikulturell aufgelöst werden soll als der Hort des Bösen.
Sind die Linken noch richtige Linke, oder sollten sie eher als Progressive (S.12) beschrieben werden, auch diese Frage wirft diese Broschüre auf. Eingedenk der These Alexander Dugins, daß nach der Implosion des Realsozialismus der Liberalismus die dominierende Ideologie geworden ist, könnte gefragt werden, ob nicht, das, was sich heute „links“ nennt, nicht ein radicalisierter Linksliberalismus ist.
Eines ist aber unübersehbar: Die Untoten der einst marxistischen Linken leben nur noch vom Blut der „Neonazis, Nazis , Rechten...“: Der Dauerappell, der Feind stünde rechts, überall seinen Nazis am Werke, führt der Linken ihre neue Lebenskraft zu, sie lebt nur noch vom Mythos des Deutschen, der von den Genen her ein Nazi ist und so bekämpft werden muß. Gerade aber diese Ethnisierung des Faschismusverständnisses markiert eine so große Zäsur im linken Diskurs, daß zumindest die Qualifizierung als Kulturmarxismus die Sache nicht trifft. 

Eine andere Frage ist die, wie das Verhältnis der Linken zur Politischen Korrektheit zu bestimmen ist. Diese Korrektheitsideologie beherrscht ja den öffentlichen Diskurs, auch Linke unterwerfen sich dieser Diskursordnung- aber ist deshalb die Politische Korrektheit schon ein linkes Projekt?  

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