„Was war das bedeutendste Ereignis des nun schon zu Ende gegangenen 20.Jahrhundertes?“- eine nicht leicht respondierbare Frage, wenn nicht geklärt ist, für wen dies Ereignis gesucht wird. Nur der Superlativ führt uns hier auf die richtige Spur, denn ein Ereignis,das nur für einzelne Menschen, Gruppen oder Völker bedeutsam war, kann nicht als das bedeutsamste qualifiziert werden. Was aber für die Menschheit als Ganzes bedeutsam gewesen ist, kann das bedeutsamste sein und nur ein solches.
Wer kleine Kinder beim Laufenlernen beobachtet hat, hat gut vor Augen, wie die ersten paar Schrittlein gelingen, bevor der Gehversuch auf dem Popo oder auf die Knie gefallen endet. Und wie viel Tränen fließen, bis der kleine Bub im Sportunterricht die 1000 Meter laufen kann? Sein erster Schritt, aber keine Mutter auf der Erde käme auf die Idee, ihrem Kinde zu raten, es doch beim Krabbeln zu belassen: Auf allen Vieren bewegt sich der Kleine doch viel sicherer und auch geschwindter voran als auf seinen kleinen Füßen.
Das 20. Jahrhundert bescherte nun aufmerksamen Zeitgenossen auch erste Schritte, die so kläglich aussahen wie die ersten Gehversuche, aber auf dem Mond. Das, und nur dies kann als das bedeutsamste Ereignis dieses Jahrhundertes angesehen werden. Es gleicht einem kleinen Vöglein, das in seinem Jungfernflug sein Nest verläßt, und auch wenn es dann schnell wieder heimkehrt, hat sich doch sein Leben dadurch grundlegend verändert, Aus seinem Nest, seinem natürlichen Lebensort wurde ihm so ein nur noch kontingenter Lebensraum: Er kann und wird sein Nestlein verlassen, um für sich neue Lebensräume zu erobern. Die Erde ist das Nest der Menschheit, aber wenn sie flügge wird, dann drängt es auch sie hinaus in die große Welt.
Man könnte meinen, daß uns Menschen der Lebensraum der Erde zu klein geworden ist, daß dies Zuklein eben zu den Destruktionstendenzen des Nestes führt. Der Mond und dann wohl auch der Mars als nun zu erobernde neue Lebensräume, das ist unsere Zukunft. Der erste Schritt dazu waren die ersten kläglichen Schritte auf dem Mond. Sicher, jetzt sieht das noch nach wenig aus- so wie die ersten Schritte des Projektes: Ein Kind lernt laufen!, aber der erste Schritt ist nicht mehr rückgängig machbar.
Einer der großen Verdienste der Science Fiction ist es, uns auf diese Zukunft vorzubereiten, uns zu zeigen, was übermorgen möglich sein wird, damit wir jetzt den zweiten Schritt wagen. Das menschliche Leben ist immer zukunftsorientiert, selbst in den einfachsten Handungen, daß ich etwa jetzt etwas koche, um es dann- auch es in naher Zukunft sich ereignen werden wird, aufzuessen. Nur im Augenblick kann kein Mensch leben, in allem lebt eine Zukunftsorientiertheit. Ohne große Zukunfts-vorstellungen bleibt der Mensch klein, aber in und durch sie kann er groß werden. Erst der Mensch ohne Zukunftshoffnungen kann zum kleingezüchteten werden. (Nietzsche).
Es gibt so Ereignisse, deren Bedeutung erst durch ein Rückblicken aus der Zukunft uns sich erschließt. Zukunftsromane ermöglichen solche Rückblicke auf unsere Gegenwart. Denken wir uns den Weltrekordinhaber über 1000 Meter, der auf seine ersten Gehversuche zurückblickt: Welch ein weiter Weg bis zum Weltrekord, aber auch er fing mit dem ersten Schritt an.
Zusatz:
Was wird es für die Anthropologie bedeuten,wenn es Menschen geben wird, die nicht mehr auf der Erde sondern auf dem Mond oder dem Mars geboren werden- enterdete Menschen?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen