Donnerstag, 13. August 2020

Markus Gabriel: „Das Böse nimmt spürbar zu“

So sagte es der Philosophieprofessor Markus Gabriel. (Kat net am 12.8.2020) „Bonner Philosoph kritisiert den „falschen, sehr gefährliche Gedanken des Werterelativismus beziehungsweise des Wertenihilismus, der leider auch bei uns verbreitet ist“ – Er fordert eine Rückkehr der Werte.“ Das klingt doch irgendwie gut, auch wenn man gerne lesen würde, welche Werte er revitalisiert sehen möchte. Aber doch melden sich da Zweifel an. Der Begriff des „Wertes“ stammt doch aus der Sphäre der Ökonomie: der Tausch- und der Gebrauchswert und so sind diese Werte, abhängig vom dem freien Spiel des Marktes höchst instabil.

Man denke an den Verkaufswert von Immobilien in Zeiten des Wohnungsmangels aber auch an die Trivialität, daß der Gebrauchswert von Eis an heißen Sommertagen höher ist als im kalten Winter. Werte, die dauerhaft stabil sind, gar ewig gültig sind kann es so gar nicht geben. Was sollte den etwa der Wert der Ritterlichkeit einem Soldaten des 21. Jahrhundertes noch sagen? Die Geschichte der Werte ist die Geschichte ihrer Relativierung, ihrer Hochschätzung und ebenso ihres Vergessens.

Aber es drängt sich beim Durchdenken dieser Problematik ein noch grundlegenderes Problem auf: Wird nicht jetzt, nicht nur in Deutschland sondern in allen Ländern des „freien Westens“ die Meinungsfreiheit im Namen der Werte der „Politischen Korrektheit eingeschränkt. In England ist ein Lehrer an einer katholischen Schule vom Dienst suspendiert worden, weil er Mohammed einen falschen Propheten genannt hat. Ist das nicht ein eindeutiges Beispiel für eine intolerante Praxis, die sich selbst mit den Normen und Werten des „interreligiösen Dialoges“ legitimiert, daß jede Religion von der christlichen als gleich wahr mit ihr anzuerkennen sei und daß so jede christliche Mission verwerflich sei.

Und noch grundsätzlicher: Wo wurden in der Menschheitsgeschichte je massenhaft Menschen getötet, ohne daß dies mit den Werten einer Ideologie legitimiert wurde.Josef Stalin oder Mao waren doch keine Nihilisten, sondern verstanden sich als Kämpfer für eine bessere Welt,sodaß um dieses großen Wertes willen auch viele Menschen aufgeopfert werden durften, ja sogar mußten nach ihrer Einschätzung. Haben etwa amerikanische Nihilisten die Atombomben auf Japan werfen lassen und nicht von den Werten und der moralischen Überlegenheit der westlichen Demokratie Überzeugte?

Ist das „Böse“ nicht eher der regelmäßig sich einstellende Kollateralschaden zu eifriger Wertegläubiger? Muß der freie Westen wirklich unbedingt allen anderen unsere westlichen Werte aufoktruieren, und wenn sie sie nicht freiwillig annehmen wollen per Krieg einführen wie etwa im Angriffskrieg gegen Afghanistan mit dem Ziel der Stürzung einer nicht Prowestlichen Regierung? Jetzt geht dies Land im Bürgerkrieg zwischen der eingesetzten Prowestlichen Regierung und ihrer militanten Opposition zu Grunde. Oder stellt der Islam nicht gerade eine Gefährdung des Weltfriedens dar, weil er seine nach seinem Urteile universalistisch gültigen Werte weltweit durchsetzen will? Auf der Microebene findet das seine Entsprechung in den Fällen des sexuellen Mißbrauches auch und gerade in der Kirche, weil auch hier inzwischen mancher die Werte der Sexuellen Revolution- alles was Spaß macht, ist erlaubt-höher schätzt als die „reaktionäre“ Morallehre der Kirche.

Wir haben so viele Werte in unseren postmodernen Zeiten, daß jeder sich die ihm passendsten sich frei erwählen kann, denn, und das ist die bitterste Wahrheit über die Lage heutiger Werte: Sie sind selbst zu Angeboten auf dem freien Markt geworden.



Zusatz: Die christliche Religion ist in ihrem Kern eine große Erzählung vom von Gott geschaffenen Menschen, wie er fiel und wie Gott ihn wieder durch seinen Sohn und seiner Kirche retten will. Daraus christliche Werte zu konstruieren kann nur als Mißbrauch dieser Metaerzählung beurteilt werden.







Markus Gabriel: „Das Böse nimmt spürbar zu“



So sagte es der Philosophieprofessor Markus Gabriel. (Kat net am 12.8.2020) „Bonner Philosoph kritisiert den „falschen, sehr gefährliche Gedanken des Werterelativismus beziehungsweise des Wertenihilismus, der leider auch bei uns verbreitet ist“ – Er fordert eine Rückkehr der Werte.“ Das klingt doch irgendwie gut, auch wenn man gerne lesen würde, welche Werte er revitalisiert sehen möchte. Aber doch melden sich da Zweifel an. Der Begriff des „Wertes“ stammt doch aus der Sphäre der Ökonomie: der Tausch- und der Gebrauchswert und so sind diese Werte, abhängig vom dem freien Spiel des Marktes höchst instabil.

Man denke an den Verkaufswert von Immobilien in Zeiten des Wohnungsmangels aber auch an die Trivialität, daß der Gebrauchswert von Eis an heißen Sommertagen höher ist als im kalten Winter. Werte, die dauerhaft stabil sind, gar ewig gültig sind kann es so gar nicht geben. Was sollte den etwa der Wert der Ritterlichkeit einem Soldaten des 21. Jahrhundertes noch sagen? Die Geschichte der Werte ist die Geschichte ihrer Relativierung, ihrer Hochschätzung und ebenso ihres Vergessens.

Aber es drängt sich beim Durchdenken dieser Problematik ein noch grundlegenderes Problem auf: Wird nicht jetzt, nicht nur in Deutschland sondern in allen Ländern des „freien Westens“ die Meinungsfreiheit im Namen der Werte der „Politischen Korrektheit eingeschränkt. In England ist ein Lehrer an einer katholischen Schule vom Dienst suspendiert worden, weil er Mohammed einen falschen Propheten genannt hat. Ist das nicht ein eindeutiges Beispiel für eine intolerante Praxis, die sich selbst mit den Normen und Werten des „interreligiösen Dialoges“ legitimiert, daß jede Religion von der christlichen als gleich wahr mit ihr anzuerkennen sei und daß so jede christliche Mission verwerflich sei.

Und noch grundsätzlicher: Wo wurden in der Menschheitsgeschichte je massenhaft Menschen getötet, ohne daß dies mit den Werten einer Ideologie legitimiert wurde.Josef Stalin oder Mao waren doch keine Nihilisten, sondern verstanden sich als Kämpfer für eine bessere Welt,sodaß um dieses großen Wertes willen auch viele Menschen aufgeopfert werden durften, ja sogar mußten nach ihrer Einschätzung. Haben etwa amerikanische Nihilisten die Atombomben auf Japan werfen lassen und nicht von den Werten und der moralischen Überlegenheit der westlichen Demokratie Überzeugte?

Ist das „Böse“ nicht eher der regelmäßig sich einstellende Kollateralschaden zu eifriger Wertegläubiger? Muß der freie Westen wirklich unbedingt allen anderen unsere westlichen Werte aufoktruieren, und wenn sie sie nicht freiwillig annehmen wollen per Krieg einführen wie etwa im Angriffskrieg gegen Afghanistan mit dem Ziel der Stürzung einer nicht Prowestlichen Regierung? Jetzt geht dies Land im Bürgerkrieg zwischen der eingesetzten Prowestlichen Regierung und ihrer militanten Opposition zu Grunde. Oder stellt der Islam nicht gerade eine Gefährdung des Weltfriedens dar, weil er seine nach seinem Urteile universalistisch gültigen Werte weltweit durchsetzen will? Auf der Microebene findet das seine Entsprechung in den Fällen des sexuellen Mißbrauches auch und gerade in der Kirche, weil auch hier inzwischen mancher die Werte der Sexuellen Revolution- alles was Spaß macht, ist erlaubt-höher schätzt als die „reaktionäre“ Morallehre der Kirche.

Wir haben so viele Werte in unseren postmodernen Zeiten, daß jeder sich die ihm passendsten sich frei erwählen kann, denn, und das ist die bitterste Wahrheit über die Lage heutiger Werte: Sie sind selbst zu Angeboten auf dem freien Markt geworden.



Zusatz: Die christliche Religion ist in ihrem Kern eine große Erzählung vom von Gott geschaffenen Menschen, wie er fiel und wie Gott ihn wieder durch seinen Sohn und seiner Kirche retten will. Daraus christliche Werte zu konstruieren kann nur als Mißbrauch dieser Metaerzählung beurteilt werden.























 

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