„Ein
Mensch ohne Liebe ist kein Mensch mehr“, so
zitiert Zizek den russischen Filmregisseur Tarkowski zu seiner
interpretierenden Verfilmung des Romanes „Solaris“ von Stanislav
Lem. „Im Grunde dient Kelvins ganze Mission auf Solaris
vielleicht nur einem Ziel: zu zeigen, dass die Liebe eines anderen
für das Leben unverzichtbar ist.“ Zizek,
Weniger als nichts, 2016, S.893.
Spontan
wird man aus christlicher Perspektive diesen Aussagen Tarkowskis
zustimmen, aber was bejaht man denn da genau? Das Ausgesagte ist
nämlich mehrdeutig. Ist damit gemeint:
ohne
Liebe zu einem anderen Menschen oder
ohne
daß ein anderer mich liebt?
Was
ist nun, wenn ein Mann eine Frau liebt, sie ihn aber nicht und
was,
wenn der Mann von einer Frau geliebt wird, er sie aber nicht liebt?
Ist in dem Falle des unglücklichen Liebens der Mensch ein Mensch,
auch wenn er nur unglücklich liebt und ist er auch ein Mensch, wenn
er zwar geliebt wird, aber nicht liebt, wer ihn liebt.
Und
prinzipieller: Kann den ein Mensch kein Mensch sein? Tarkowski bejaht
diese Frage eindeutig: erst durch die Liebe oder/und durch das
Geliebtwerden wird der Mensch zum Menschen. Das Menschsein wird so zu
einer Aufgabe, an der ein Mensch auch scheitern kann. Darum muß nun
die Frage, was gemeint ist, geklärt werden:
Reicht
es, zu lieben, um ein Mensch zu sein, oder reicht es, geliebt zu
werden oder ist der Mensch erst ein Mensch, wenn er geliebt wird und
liebt? Diskutierte man diese Frage theologisch, reduziert sich diese
Frage auf: reicht es, von Gott geliebt zu werden, um Mensch zu sein
oder wird ein Mensch erst ein Mensch, wenn er als von Gott
Geliebtwerdender auch selbst Gott liebt? Damit stellt sich die Frage,
ob die Religion konstitutiv für das Menschwerden des Menschen ist.
Dieser Aussage„Ein Mensch ohne Liebe ist kein Mensch
mehr“ wohnt so eine
eigentümliche Härte inne, daß der Mensch sein Menschsein verfehlen
kann! Aber ist das nicht die Zentralaussage der christlichen
Religion, daß diese Möglichkeit realiter besteht und daß so Gott
selbst den wahren Weg zum Menschwerden des Menschen offenbart hat!
Dann
reicht offenbar das Geliebtwerden nicht, sondern erst in der Liebe
zu Gott wird der Mensch zum Menschen. Diese Liebe lebt er dann in der
Religion. Es muß hier an Jesu Christi Urteil über Maria und Martha
erinnert werden, daß Jesus hier- ganz gegen den Zeitgeist- die
contemplative Praxis der Maria mehr schätzt als die praktische Liebe
der Martha! Die Liebe zu Gott ist als gelebte wirklich erst mal etwas
Contemplatives und darf nicht vertausch werden mit einer allgemeinen
Menschenliebe als der vermeintlichen Praxis der Liebe zu Gott. Die
christliche Religion ist so eben nicht reduzierbar auf eine
humanitaristische Praxis.
Zusatz:
Tarkowski ist sicher einer der bedeutendsten Filmschaffenden, der in seinen Filmwerken überzeugend beweist, daß der Film nicht notwendigerweise nur ein Unterhaltungsprodukt sein kann wie etwa die allermeisten amerikanischen Filme. Wikipedia weist diese Werke Tarkowskis auf, Meisterwerke der Filmkunst.
Zusatz:
Tarkowski ist sicher einer der bedeutendsten Filmschaffenden, der in seinen Filmwerken überzeugend beweist, daß der Film nicht notwendigerweise nur ein Unterhaltungsprodukt sein kann wie etwa die allermeisten amerikanischen Filme. Wikipedia weist diese Werke Tarkowskis auf, Meisterwerke der Filmkunst.
- 1962: Iwanowo detstwo (Iwans Kindheit), Schwarzweißfilm
- 1964–1966: Andrej Rubljow, Farb- und Schwarzweißfilm
- 1972: Soljaris (Solaris), nach dem Roman Solaris von Stanisław Lem
- 1974/75: Serkalo (Der Spiegel), Farb- und Schwarzweißfilm
- 1979: Beregis, zmej! (Vorsicht, Schlangen!) (nur Drehbuch)
- 1979: Stalker, Farb- und Schwarzweißfilm, frei nach einem Abschnitt aus Picknick am Wegesrand der Brüder Strugazki und nach ihrem von dem Roman abgeleiteten Drehbuch Die Wunschmaschine
- 1983: Nostalghia, Farb- und Schwarzweißfilm
- 1985/86: Offret (Sacrificatio; Opfer)
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