Eine Skizze des Menschen im „ökonomischen Zeitalter“ unterbreitete 1934 Werner Sombart in seinem Werk: „Deutscher Sozialismus“, die heute noch genauso aktuell ist wie damals, denn die Skizze trifft etwas Wesentliches,daß der Mensch sich verändert hat, seit dem er in die Epoche des „ökonomischen Zeitalters“ eingetreten ist.
„Der schwerste Schlag,der den Menschen treffen konnte, war die Zerstörung seines Gottglaubens.“ (S.32). Er löste so sein Dasein von allen transzendenten Beziehungen. Überhaupt ist diese Epoche bestimmt als eine der Auflösungen einstiger Einbindungen des Menschen. Er lebt jetzt getrennt von der Natur, er lebt ein „künstliches Leben“. (S.32). Sein Gemeinschaftsleben löst sich auf: „Immer sieht sich der Einzelne anderen Einzelnen gegenüber“. (S.33). Der homo oeconomicus ist eben per Definition ein Einzelner, der nur noch in Verkaufsvertragsbeziehungen sich zu Anderen verhält, wäre hier zu ergänzen. Sein wichtigstes Anliegen ist der „Komfortismus“ (S.35), das Leben zu bequem wie möglich zu gestalten.
Man mag diese Skizze als zu oberflächlich, in sich nicht differenziert genug beurteilen, aber doch kann nicht abgestritten werden, daß so Trend des heutigen Menschen erfaßt wird. Der „Materialismus“ (S.34) sei so die den Menschen des „ökonomischen Zeitalters“ bestimmende Grundhaltung. Diese Epoche mache so den Menschen zum „Sklaven“ seiner Bedürfnisse (S.34), er hätte auch schreiben können, zu einer Funktion der Ökonomie als Warenproduzent und Warenkonsument.Die „Religion“ dieses Zeitalters könnte zusammengefaßt werden in der Hoffnung, daß alles, was befriedigen oder gar glücklich machen kann, als Konsumgut produzierbar und genießbar ist. Es ginge jetzt nur noch darum, daß alles hinreichend genug produziert wird, damit so das größtmögliche Glück von so viel wie möglichen Menschen erwirkt werden kann.
Hat sich die Kirche nicht dem schon längst angeschlossen, indem sie nun unter der Parole der Gerechtigkeit sich engagiert, diesen Zustand der Vollversorgung aller mit ausreichenden Konsumwaren zu fördern? Meint sie so, dem heutigen Menschen zu dienen? Aber wo bleiben da die metaphysisch-religiösen Bedürfnisse des Menschen- diesem homo oeconomicus des „ökonomischen Zeitalters“ müßte doch etwas fehlen? Sombart sieht das so: Für diesen Menschen hat das Leben seinen Sinn verloren (S.32), sein Leben sei „Oede und Leere“, (S.33), das durch „Vereinzelung und Vereinsamung“ (S.33) geprägt sei. So lebte der Mensch nach Sombart 1934 und so lebt er jetzt immer noch. Hat der Mensch sich in dieser Epoche so verändert, daß dies Leben so ihm als das natürliche erscheint, das es so gilt, so es zu bejahen?
Wikipedia
(Der letzte Mensch, Nietzsche):
„Zarathustra beschreibt den letzten Menschen als eine Daseinsform,
der alles zu beschwerlich geworden ist, was über die direkte
Bedürfnisbefriedigung und die Sicherung des eigenen Komforts
hinausgeht:„Sie [d. h. die letzten Menschen] haben die
Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben: denn man braucht Wärme.
Man liebt noch den Nachbar und reibt sich an ihm: denn man braucht
Wärme, Krankwerden und Mißtrauen-haben gilt ihnen sündhaft: man
geht achtsam einher.[…]
Man arbeitet noch, denn Arbeit ist eine
Unterhaltung. Aber man sorgt, daß die Unterhaltung nicht
angreife.Man wird nicht mehr arm und reich: beides ist zu
beschwerlich. Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? Beides ist
zu beschwerlich.“
Das Leben des letzten Menschen ist pazifistisch, komfortabel und dekadent. Es gibt keine Unterscheidung mehr zwischen Herrscher und Beherrschten, stark und schwach, Überlegenheit und Mittelmaß. Soziale Konflikte und Herausforderungen werden vermieden. Individualität und Kreativität werden unterdrückt.“
Bestätigt so Sombart im Wesentlichen das von Nietzsche Vorausgesagte? Ja, muß man sagen. Somit bestätigt sich wieder einmal, daß dieser Philosoph nicht der Vergangenheit angehört, sondern daß jetzt seine Zeit ist.
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