Wahrheit und Haßkommentare
Spontan wird wohl jeder meinen, daß beides nichts miteinander zu tuen haben können, denn wo der Haß die Rede bestimmt,da ist keine Wahrheit und wo Wahrheit ist, da ist kein Haß. Wenn also Bischof Oster sich energisch gegen Haßkommentare auf Facebookseiten ausspricht, müßte das auf uneingeschränkte Zustimmung stoßen. Wenn dann aber die Überschrift zu dieser Meldung lautet: „Warum konservative Katholiken im Netz ungewöhnliche Allianzen eingehen“ (Kath de am 31.8.2020), dann melden sich erste Bedenken: Also conservativen Katholiken gilt diese bischöfliche Kritik.
Politisch korrekt ist das schon, da ja nun auch „conservativ“ als Untergruppe unter „Rechts“ subsumiert wird, das heißt, daß auch die zu den Schmuddelkindern gehören, mit denen man nicht spielt (Degenhardt). Wenn dann noch mitbedacht wird, daß dieser Bischof sich (mal wieder) conservativ daneben benommen hat, als er das römische Schreiben lobte, das klarstellte, daß der Pfarrer und nicht Laien der Gemeindeleiter ist, ist es verständlich, daß jetzt eine anticonservative Profilierung für diesen Bischof nützlich war.
Worum ging es nun dem Bischof? „Wer leichtfertig von Häresie spreche oder das evangelische Abendmahl despektierlich abkanzele, gebe kein Zeugnis von Jesus: Passaus Bischof Stefan Oster bezieht deutlich Stellung, was er nicht als Kommentare auf seiner Facebook-Seite lesen will.“ Kath de 25.8.2020: „Bischof Oster: Will keine ausgrenzenden Kommentare auf Facebook-Seite“ Jetzt wird es wirklich problematisch: Ist also eine theologische Kritik an der evangelischen Abendmahlslehre und Praxis eine Haßbotschaft? Nicht leichtfertig, sondern gemäß der Lehre der Katholischen Kirche ist die reformatorische Abendmahlslehre härtisch. Unzweideutig lehrt die Kirche (Konzil von Trient, Kanones über das Meßopfer: DH 1751)
„Wer sagt,in der Messe wird Gott kein wahres und eigentliches Opfer dargebracht, oder daß die Opferhandlung nichts anderes sei, als daß uns Christus zur Speise gegeben werde, der sei mit dem Anathema belegt.“ Die Reformatoren lehrten, daß die Eucharistie kein Opfer sei, ja nicht sein kann und darf, weil Jesu Kreuzopfer das einzig Gott wohlgefällige und hinreichende sei und so lehren die Evangelischen heute noch (sofern sie nicht liberal gesonnen auch Jesu Kreuz nicht als Opfer anerkennen). Das ist im Urteil der Kirche eindeutig häretisch.
Und genauso selbstverständlich ist es, da es in der evangelischen Kirche keine gültig geweihten Priester gibt, Luther hat die Priesterweihe abgeschafft, auch Jesus Christus in deren Abendmahlsfeier nicht gegenwärtig ist, denn für seine Realpräsenz ist ein gültig geweihter Priester unbedingt von Nöten. In der Instruktion: „Sacerdotium ministeriale“ aus dem Jahre 1983 wird diese Lehre noch einmal ausdrücklich bestätigt. Das heißt, daß ein Gläubiger in der evangelischen Abendmahlsfeier nichts außer Brot und Wein empfangen kann, auch wenn er glaubt, da den Leib und das Blut Christi zu empfangen.
Die Wahrheit ist hier eindeutig. In evangelischen „Kirchen“ wird das Abendmahl ungültig gefeiert und kann so nicht als eine Feier im Sinne Jesu Christi aufgefaßt werden. Ist diese Wahrheit nun eine ausgrenzende Haßbotschaft? Ist die Wahrheit etwas Despektierliches, das Evangelischen nicht mehr zugemutet werden darf? Und was soll das Verschweigen der Wahrheit mit dem Zeugnis von Jesus gemein haben?
Aber der Bischof läßt uns in diesem Punkte nicht im Unklaren: „Natürlich werde um die Wahrheit, um Inhalte, aufrichtig und mit den je eigenen Überzeugungen gerungen. "Aber wir ringen zugleich im tiefen gegenseitigen Respekt vor anderen Überzeugungen", so Oster.“ Kath de 25.8.2020.
Diese Denkfigur ist nun allseits bekannt: Aus der uns offenbarten und in der Kirche präsenten Wahrheit (=der Glaube der Katholischen Kirche) wird etwas, was noch gesucht werden muß. Wir Suchenden verfügen nur über eigene Überzeugungen, sodaß alle Wahrheitssucher die Überzeugung der Anderen zu respektieren haben, denn was die Wahrheit des Sakramentes der Eucharistie sei, ist uns allen (noch) verschlossen. Damit es zu keiner Diskriminierung kommen kann, denn eine erkannte Wahrheit diskriminiert nun mal die nicht adäquaten Überzeugungen als Irrlehre, ist es am besten, daß die Wahrheit nie erkannt wird. Die oberste Maxime heißt also: Suchet und findet nie die Wahrheit, denn nur so kann die Ökumene gelebt werden. Einfacher gesagt: Der Respekt vor allen Überzeugungen setzt voraus, daß es keine Wahrheitserkenntnis gibt, sondern nur zu respektierende Meinungen. Daraus entstammt nun das postmoderne Credo, daß eine erkannte Wahrheit etwas das friedliche Miteinander Gefährdendes sei. Die Wahrheit muß deshalb zu etwas nie Erkennbaren mutieren, sodaß es nur noch zu respektierende Meinungen gibt. Das ist die völlige Selbstaufgabe der Kirche um der Ökumene, des totalen Relativismus willen. Im Hintergrund dieses Relativismuses steht die „Aufarbeitung“ des Phänomens des Nationalsozialismus und Stalinismus, daß als deren Substanz die von ihnen erkannte Wahrheit stünde,die nun den Kampf wider alle Unwahrheit verlange und so zu einer totalitären Herrschaft führe. Der reine Formalismus ist dabei das Problem, daß nicht analysiert wird, ob hier rechtens totalitäre Wahrheitsanspüche erhoben werden, sondern daß schon jeder Wahrheitsanspruch an sich als totalitär zurückgewiesen wird.
Schade nur, daß Jesus Christus selbst mit seiner Botschaft: „Ich bin die Wahrheit“ so eine Haßbotschaft in die Welt gesetzt hat, weil nun wahr und unwahr klar zu unterscheiden ist, und so die Diskriminierung der Götzenverehrung seinen Anfang nahm.
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