Montag, 7. September 2020

Populäre Irrtümer: Die Kirche darf nicht diskriminieren, weil Gott nicht diskriminiere.

Das klingt gut, auch wenn dann die Konsequenz, daß die Kirche so auch die ausgelebte Homosexualität zu bejahen habe, Unbehagen hervorrufen muß, denn das hieße ja, konsequent zu Ende gedacht, daß sie überhaupt kein Tuen mehr als sündig beurteilen dürfte, weil sie so etwas als Sünde von der Nichtsünde diskriminierte. Aber wenn Gott nicht diskriminiert, wie könnte das dann die Kirche rechtmäßig diskriminieren?

Also: Diskriminiert Gott etwa? Halten wir uns die Sintflut vor Augen: Die ganze Menschheit rottete Gott aus ob ihrer Sünden, nur Noah und die Seinen nicht, weil er gerecht vor Gott war. Gott verhält sich unterschiedlich zu den Sündern und den Gerechten,die einen tötet er, die anderen rettet er. Ist dies Unterscheiden nicht ein Diskriminieren von Gott her? Wenden wir nun unser Augenmerk auf ein dramatisches Ereignis: Gott errettet sein Volk aus dem Sklavenhaus Ägyptens.Eine jüdische Frau spricht ein Dankgebet, daß Gott sie trockenen Fußes durch das Rote Meer geführt hat und so sie vor ihren Verfolgern entzogen hat. Die Rückseite, die Nachtseite dieser Befreiungsgeschichte: Ein ägyptische Frau, weinend am Grabe ihres Kindes, getötet durch den Würgeengel Gottes (mit vielen anderen ägyptischen Kindern) und ein Bote bringt ihr die Eilmeldung: Ihr Mann, ertrunken im Roten Meer, als er den Juden nachsetzte, ertränkt durch Gott. Zwei Frauen, ein Gott und doch zwei völlig verschiedene Gotteserfahrungen: Die eine Frau befreit Gott, der anderen tötet er ihr Kind und ihren Mann. Diskriminiert hier Gott nicht, indem er zwischen seinem Volke, dem Volke, das er sich erwählt hatte, und dem anderen, dem ägyptischen, das er nicht erwählt hat, unterscheidet und sie so unterschiedlich behandelt? Ist nicht jedes göttliche Erwählen ein Diskriminierungsakt? Nur den Stamm Levi erwählte Gott dazu, ihm priesterlich zu dienen, obgleich doch alle Stämme Gott zu seinem Volke sich erwählt hatte, alle Männer beschnitten waren und doch nur Männer des Stammes Levi Gott zum Priesterdienst berief.

Und Jesus? Er heilte Blinde. Imaginieren wir uns dies Gespräch. „Mein Freund, mich hat heute dieser Jesus geheilt, ich kann wieder sehen! Er hat viele geheilt, denn er ist der Messias!“ Darauf der Andere: „Auch ich bin blind, von Geburt an. Warum heilte er Dich und viele andere, aber mich nicht?“ Einst war es sein Schicksal, blind zu sein, jetzt, wo er vom Heilen des Christus gehört hat, hat er nur noch diese eine Frage:Warum heilt der Messias die Anderen, mich aber nicht? Jetzt ist seine Blindheit die Folge dieser Diskriminierung.

Im Endgericht (Mt 25,31-46) kann es dann nicht mehr überlesen werden: Jesus wird als der Richter die endgültige Unterscheidung treffen:Die Einen werden mit dem ewigen Leben belohnt, die Anderen mit dem ewigem Tode,dem Ausschluß von Gott bestraft werden. Wenn das keine Diskriminierung ist, was dann?

Und deshalb hat die Kirche auch immer diskriminiert, weil das zu ihrer Berufung dazugehört. Sie unterschied und unterscheidet zwischen wahrer und unwahrer Lehre, sie unterscheidete und unterscheidet zwischen moralisch und unmoralisch, zwischen guten Werken und Sünden.Eine Kirche, die nicht mehr diskriminieren würde, wäre so nicht mehr die Kirche Jesu Christi. Ein unterschiedsloses Einerlei, in dem alles gleich wahr und zugleich ungleich wäre, könnte es nur in einem Universum ohne Gott gäben.

 

1 Kommentar:

  1. http://kath.net/print/72735
    … In seiner Ansprache vor dem traditionellen Mittagsgebet kommentierte Papst Franziskus das Evangelium vom Tag (Mt 18,15-20).
    Das Evangelium sei der vierten Rede Jesu im Matthäusevangelium entnommen, die als „gemeinschaftliche“ oder „kirchliche“ Rede bezeichnet werde. Der heutige Abschnitt spreche von der brüderlichen Zurechtweisung und lade uns ein, über die zweifache Dimension des christlichen Daseins nachzudenken: die gemeinschaftliche Dimension, die den Schutz der Gemeinschaft erfordere, und die persönliche Dimension, die Aufmerksamkeit und Respekt für jedes einzelne Gewissen notwendig mache.
    Um den Bruder, der einen Fehler gemacht habe, zurechtzuweisen, schlage Jesus eine „Pädagogik der Genesung“ vor, die sich in drei Schritten artikuliert. Zuerst : „Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht“ (V.15), das heißt: „tretet seine Sünde nicht in der Öffentlichkeit breit“. Es gehe darum, mit Diskretion zum Bruder zu gehen, nicht um ihn zu verurteilen, sondern um ihm zu helfen, zu erkennen, was er getan habe.
    Es sei nicht leicht, diese Lehre Jesu in die Praxis umzusetzen, und zwar aus mehreren Gründen. Es bestehe die Befürchtung, dass der Bruder oder die Schwester schlecht reagierten. Manchmal mangle es ihnen an Vertrauen... „und andere Gründe“ .
    Es könne jedoch vorkommen, dass trotz meiner guten Absichten die erste Intervention scheitere. In diesem Fall sei es eine gute Idee, nicht aufzugeben, sondern die Unterstützung eines anderen Bruders oder einer anderen Schwester zu haben: „Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde“ (V. 16). Dies sei ein Gebot des mosaischen Gesetzes (vgl. Dt 19,15). Obwohl es gegen den Angeklagten zu sein scheine, diene es in Wirklichkeit dazu, ihn vor falschen Anklägern zu schützen.
    Aber Jesus gehe noch weiter. Die beiden Zeugen sollten nicht anklagen und urteilen, sondern helfen. Jesus rechne in der Tat damit, dass auch dieser Ansatz mit Zeugen scheitern könne, dies im Gegensatz zum mosaischen Gesetz, für das die Aussage von zwei oder drei Zeugen für eine Verurteilung ausreiche.
    Tatsächlich könne selbst die Liebe von zwei oder drei Brüdern unzureichend sein. In diesem Fall „sag es der Gemeinde“ (V. 17), also der Kirche. In manchen Situationen sei die gesamte Gemeinde beteiligt. Es gebe Dinge, die die anderen Brüder nicht gleichgültig lassen könnten. Es bedürfe einer größeren Liebe, um den Bruder zurückzugewinnen. Doch manchmal reiche selbst dies nicht aus. Jesus saget: „Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner“ (ebd.).
    Dieser scheinbar so verächtliche Ausdruck lade uns in Wirklichkeit dazu ein, unseren Bruder wieder Gottes Händen anzuvertrauen. Nur der Vater werde eine Liebe zeigen können, die größer sei als die aller Brüder zusammen. Es sei die Liebe Jesu, der Zöllner und Heiden willkommen geheißen habe und damit die gut denkenden Menschen der damaligen Zeit verärgerte.
    Es gehe also nicht um eine Verurteilung ohne Berufung, sondern um die Erkenntnis, „dass unsere menschlichen Versuche manchmal scheitern können und dass nur das Alleinsein vor Gott unseren Bruder vor sein eigenes Gewissen und die Verantwortung für seine Taten stellen kann“.

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