Mittwoch, 30. September 2020

Verträge mit dem Teufel schließen- auch mit dem chinesischen Staat ?

Zur Notwendigkeit, die Ideologiekritik von der Staatskritik zu unterscheiden

Kardinal Zen äußerte sich laut kath net vom 28.9. 2020 wie folgt zu den Möglichkeiten vertraglich geregelter Beziehungen zwischen dem Vatican und China: „Der Gedanke, mit Peking Vereinbarungen zu treffen, ist Wahnsinn. Man macht keine Geschäfte mit dem Teufel. Man kämpft einfach gegen den Teufel! Die Kirche nimmt keine Befehle von Regierungen entgegen, und das gilt überall“. Es ist zu vermuten, daß die sogenannte Untergrundkirche in China eine ähnliche Position in dieser Causa einnimmt, zumindest stellt sich dieser Kardinal als der Sprecher dieser Kirche in den westlichen Medien dar. Man kann es sich einfach machen: Dann gibt es die guten Katholiken der Untergrundkirche, die vom bösen chinesischen Staat bekämpft werden und die Opportunisten der staatstreuen Patriotischen Kirche. Aber wie nun, wenn das Leben Chinas nicht so märchenhaft einfach strukturiert ist, wenn die Lage komplexer ist?

Theologisch ist dann die Frage zu prüfen, ob der Staat Chinas der/ein Teufel ist, oder vom Teufel ist. Die theologische Antwort ist hier eindeutig: Jede Obrigkeit ist von Gott. Der auch noch so durch die Sünde pervertierte Staat hört nicht auf, eine von Gott geschaffene Institution zu sein, wie auch kein Mensch, so sehr er auch sündigen mag, aufhören kann, ein Geschöpf Gottes zu sein.

Als Paulus seine Skizze einer Metaphysik des Staates entwarf (Röm 13), hatte er den Römischen Staat vor Augen, der sein Volk, das jüdische unterdrückte und der die politische Verantwortung für die ersten Christenverfolgungen trug, denn Pontius Pilatus ließ Jesus Christus töten. Es war ein von Heiden regierter Staat, der die politische Verantwortung für das Kreuz Christi trug und der später auch den Apostelfürsten Paulus den Märtyrertod abverlangte.

Aber Paulus und kein christlicher Theologe nach ihm hat diesen Römischen Staat als Teufelsstaat verurteilt. Ja, Paulus verlangt diesem Staate gegenüber Gehorsam von den Christen, denn für ihn war auch dieser Heidenstaat von Gott. Selbstverständlich muß es Grenzen des Gehorsames diesem, wie jedem Staate gegenüber geben für den Christen, wenn etwas mit dem Glauben Unvereinbares der Staat von ihm gebietet, aber auch dann hört dieser Staat nicht einfach auf, von Gott zu sein.

Es gibt nun viele, sehr viele gute Gründe, als Christ, die kommunistische Ideologie abzulehnen, vernünftige und moralische Gründe, kein Kommunist zu sein, aber die Kirche hat zu unterscheiden, wie sie theologisch eine bestimmte politische Richtung zu beurteilen hat, also hier die kommunistische Ideologie und wie sie den Staat zu beurteilen muß, der von einer kommunistischen Regierung geführt wird. So wie der Apostelfürst jede heidnische Religion als Aberglaube verurteilt und zwar als Sünde wider Gott, so wenig verurteilt er den Römischen Staat, der von Heiden regiert wird, ja der sogar den Sohn Gottes tötete. So müßte auch die Katholische Kirche Chinas prinzipiell ihre Obrigkeit anerkennen und so prinzipiell bereit sein, Verträge mit diesem Staate zu schließen, nicht aus opportunistischen Erwägungen, sondern weil auch dieser Staat Obrigkeit im Sinne von Röm 13 ist. Das schließt selbstredend nicht aus, daß Kritik an bestimmten Entscheidungen und Maßnahmen der Regierung zu äußern ist, aber doch immer nur in dem Wissen, daß auch dieser Staat Obrigkeit ist. Wo das Christen nicht bereit sind anzuerkennen, müssen sie sich ernsthaft befragen, ob sie nicht auch rechtens von dem Staate diskriminiert werden, den sie nicht als Obrigkeit anerkennen wollen. Sie rebellieren ja da selbst gegen eine göttliche Ordnung. Eine solche Perhorreszierung des Staates ist eben ein sehr bedenkliches Verhalten und inkompatibel mit der kirchlichen Staatslehre.

Für Rom kann das nur heißen, mit viel diplomatischem Geschick gute Verträge mit der Staatsführung Chinas auszuarbeiten und nur dann einen Vertragsabschluß abzulehnen, wenn der mögliche Vertrag inakzeptable Bestimmungen enthielte. Die Kirche hat Konkordate mit dem faschistischen Italien und mit dem nationalsozialistischen Deutschland geschlossen, also kann sie auch mit dem kommunistisch regierten China einen Konkordat abschließen, wenn das Vertragswerk gut für die Kirche ist und dazu gehört auch die Akzeptanz der staatlichen Interessen in dieser Causa.



1.Zusatz:

Vor kurzem war zu lesen, daß der Papst der chinesischen Regierung dankte für die medizintechnischen Hilfsleistungen Chinas an Italien in der Caronakrise. Hat er da etwa dem Teufel für die gewährte Hilfe gedankt, oder einfach dafür gedankt, daß sich hier die chinesische Regierung als hilfsbereit für Italien in einer Notlage erwies?



2. Zusatz:

Hat dann etwa die Russisch-Orthodoxe Kirche gesündigt, als sie sich an die Seite Stalins stellte, als er zum „vaterländischen Krieg“ 1941 aufrief, ein wenig unseren Kaiser Wilhelm II nachahmend, er kenne jetzt keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche, die nun für ihr Vaterland zu kämpfen haben?











 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen