Mittwoch, 3. Mai 2023

Das Böse in der Welt – nur ein Mangel an Gutem, oder was man einer vergewaltigten Frau nicht sagen kann

Das Böse in der Welt – nur ein Mangel an Gutem, oder was man einer vergewaltigten Frau nicht sagen kann Wer sich mit der theologischen Entwickelung des hl. Augustinus beschäftigt, stößt unweigerlich auf das Phänomen des Manichäismus, daß Augustin seine erste religiöse Heimat darin fand und wie schwer ihm der Weg in den katholischen Glauben fiel. Erst angeregt durch den Bischof Ambrosius und den platonischen Philosophen fand er seinen Weg zum katholischen Glauben. Was begeisterte den unruhigen Geist Augustins gerade an dem Manichäismus? Daß der eine Antwort geben konnte auf die Augustin sein Leben lang bedrängende Frage: Unde malum? Woher stammt das Böse? Wenn man sich dann Augustins spätere katholische Antwort vor Augen führt, daß das Böse nur ein Mangel an Gutem wäre, eine Privatio, dann kann diese antimanächische Antwort wirklich nicht als sachgemäß beurteilt werden oder wollte jemand ernsthaft zu einer vergewaltigten Frau sagen: „Du bist ein Opfer defizitärer Nächstenliebe geworden!“ ? Der Manichäismus braucht uns jetzt nicht als ein historisches Phänomen weiter zu beschäftigen, es reicht sein Kerngedanke: 2 Urprinzipien stehen sich adversativ gegenüber, keines ist von dem anderen ableitbar: das Gute und das Böse. Ihr Widerstreit ist das alles Seiende Bestimmende, der Mensch steht unentschieden zwischen ihnen und habe sich zu entscheiden, welcher Urmacht er dienen will. Der Konflikt, der Widerstreit sei das das Leben Ausmachende. Wer dagegen einen Monismus statt dieses Dualismus lehrt, kann der Realität des Lebens nicht gerecht werden. Mit der Idee EINES allein allmächtigen und guten Gottes ist die Welt der Konflikte und des Krieges, es sei an Heraklits Ausspruch:“Der Krieg ist der Vater aller Dinge“ erinnert, nicht in Einklang zu bringen. (Inspiriert durch den Neuplatonismus überwand Augustin den manichäischen Dualismus ja nur durch die These, daß das Böse gar nichts sei sondern nur ein Affekt eines Mangels an Gutem. Alles, was ist,ist gut, weil es als etwas Seiendes nur ist als eine Teilhabe an dem Sein, das ist Gott selbst als das Gute. Deshalb braucht nun das Böse in der Welt nicht auf ein transzendentes Urprinzip des Bösen zurückgeführt werden, weil es ja gar nicht ist.) Muß also jedes monistische Denken in einer Verharmlosung des Bösen enden, sodaß dann auch dies Denken den Opfern des Bösen nicht gerecht werden kann? Der rein moralisierende Umgang mit dem Bösen, das Böse dürfe es nicht in der Welt geben und darum sei die Überwindung des Bösen der einzig legitime Umgang mit dem Bösen, hilft hier auch nicht weiter, denn wie sollte das Böse überwindbar oder in der Welt abschaffbar sein, wenn nicht erkennbar ist, woher wie es in die Welt kam und kommt. (In der auch in solchen Fragen sehr kreativen Zukunftsromanserie:Perry Rhodan, inzwischen über 3200 Fortsetzungsromane, wird tatsächlich auf einen metaphysischen Dualismus rekurriert, der dann sehr phantasievoll ausgesponnen wird, der zwischen den Kosmokraten und den Chaotarchen!) Kann man denkerisch der Lebenswirklichkeit gerecht werden, ohne irgendeinen metaphysischen Dualismus anzunehmen, um nicht das Realböse zu einem bloßen Mangel an Gutem zu verniedlichen? Dafür sehe ich im Raum der christlichen Religion nur eine Möglichkeit: die Lehre vom Satan stark zu machen. Ein Versuch dazu: Gott ist als reine Unbestimmtheit zu denken, denn jede Bestimmung ist immer notwendigerweise eine Negation. Wenn Gott das rein Gute ist, dann ist er nicht das Böse. Das evoziert die Frage, durch was Gott zum Gutsein bestimmt ist, sodaß Gott so auch verendlicht ist durch das, was er nicht ist. Gott kann aber nur als durch sich selbst als bestimmt gedacht werden, denn sonst fände er sich ja als immer schon von wem dann?, bestimmt vor. Indem Gott sich als das Gute setzt, setzt er damit das Nicht-Gute. Erst durch diese Differenz entsteht das Gute und das Böse, sich wechselseitig ausschließend. Das, was nicht ist, und doch kraft dieser Negation ist, ist das Böse. Das Böse ist dann, damit das Gute gut sein kann. Ein einfaches Beispiel möge dies veranschaulichen: Treu kann ein Ehemann seiner Frau nur sein, wenn es real für ihn die Möglichkeit zur ehelichen Untreue gibt. Ohne das Böse wäre so auch das Gute nicht, alles vereinerleite sich in einem einzigen Grau in Grau. Dies ergäbe so einen relativen Dualismus, weil so nun die Existenz des Bösen aus dem Einen abgeleitet wird, das Gott selbst ist, der das Andere seiner selbst setzt, um so das Gute zu sein. Dieser Gedanke ist aber noch recht unausgereift und müßte so noch vertieft werden. Aber ich verbleibe bei der These: Wird rein monistisch gedacht, wird die Wirklichkeit mit ihren vielen realen Konflikten nicht adäquat begriffen. ZUsatz: Gott nicht als Selbstbestimung denken, hieße, ihn nicht ald Subjekt sondern nur sld Substanz denken!

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