Donnerstag, 25. Mai 2023

Humanae vitae und die Königssteiner Erklärung: ein Rätsel?

Humanae vitae und die Königssteiner Erklärung: ein Rätsel? Selten herrscht so viel Klarheit und Unklarheit in einer Causa, wie in der der Empfängnisverhütung. Die Katholische Kirche hat in dieser Causa ein klares Nein gesprochen, ja von der Enzyklika Humane vitae weiß man eigentlich nur dies: „Der Papst verbietet die Pille“. Von der Königssteiner Erklärung, der Antwort der Bischöfe Deutschlands auf diese Erklärung weiß man genauso gut, daß sie den Frauen in dem Geltungsbereich die Pille erlaubt:Mit vielen Worten begrüßt diese deutsche Antwort die päpstliche Enzyklika, um dann aber doch den Gebrauch der Pille zu erlauben. Man muß lange in kirchlichen Archiven suchen, bis man ein kirchliches Dokument findet, das so einhellig kommentiert worden ist: Nur um den Gebrauch von Verhütungsmitteln weiterhin zu erlauben, verfaßten die deutschen Bischöfe diese Erklärung. Auch bei einer noch so sorgfältigen Analyse dieses Textes kann man nicht auf ein anderes Ergebnis kommen, so klar ist hier die Intention dieses Textes. Das Problem: Bis heute hat Rom nicht von den deutschen Bischöfen die Zurücknahme dieser Erklärung gefordert. Was gilt nun für die Katholiken in Deutschland? Gilt die päpstliche Enzyklika oder die Königssteiner Erklärung? Gilt das Nein zur Pille oder das Ja? Dies ist nun eine rein kirchenrechtliche Frage! Wie verhält sich die Autorität dieser päpstlichen Erklärung zu der der deutschen Bischöfe? Rom hat diese Frage bis heute nicht geklärt. Da aber die deutsche Erklärung als Reaktion der deutschen Bischöfe nicht von Rom außer Kraft gesetzt worden ist, wie auch die der österreichischen Bischöfe gleicher Intention, gelten diese 2. Das legt diese Deutung nahe: Im Prinzip gilt die römische Enzyklika, aber wie sie nun in Österreich und Deutschland genau gilt, das regeln die deutsche und die österreichische Erklärung: Im Prinzip gilt die römische Enzyklika, aber die österreichischen und deutschen Bischöfe erlauben Ausnahmen, daß die Katholiken dann doch die Pille nehmen dürfen. Zu erwarten gewesen wäre, daß diese faktische Außerkraftsetzung der Enzyklika Humanae vitae Rom zum Einschreiten hätte veranlassen müssen. Aber Rom schweigt. Mein Verdacht, aber mehr als ein Verdacht ist das nicht: Angesichts der fast einhelligen Ablehnung dieses Verbotes der Pille in der ganzen Kirche traute Rom sich selbst nicht mehr, diese Enzyklika durchzusetzen. Rom vergaß sie, im Wissen darum, daß faktisch so gut wie niemand sie ernstnahm. Das gründet sich diesmal aber nicht einfach in der Renitenz des Kirchenvolkes wider das, was die da „Oben“ mal wieder verzapft haben, sondern darin, daß die Begründung des Neins einfach nicht überzeugen kann. Faktisch heißt das, daß wenn Katholiken in Österreich und Deutschland Verhütungsmittel benutzen, sie nicht sündigen.

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