Freitag, 26. Mai 2023

Zerschlage Deine eigene Kultur, nur so bist Du zukunftsfähig - das Geheimnis des Modernismus

Zerschlage Deine eigene Kultur, nur so bist Du zukunftsfähig Das ist nun keine Horrormeldung sondern in dem seriösen, wenn auch tendenziellen Lexikonartikel: „Konfuzianismus“ von Wikipedia zu lesen. Ein liberale Reformbewegung Chinas nach dem 1. Weltkrieg wird da so charakterisiert: „Die Bewegung des 4.Mai entstand; ihr Anliegen war die Modernisierung und der erneute Aufstieg Chinas. Das Ziel, China als Nation wieder erstarken zu lassen, konnte nach Ansicht liberaler und linksgerichteter Studenten nur durch die Zerschlagung der eigenen Kultur erreicht werden. - Aberglaube, Ahnenkult und kindliche Pietät galten fortan als gefährliche Relikte der Vergangenheit, als „Müll“, der den Fortschritt der chinesischen Nation unmöglich mache.“ Die eigene Kultur sollte so ausgelöscht werden und das hieß in erster Linie der Konfuzianismus als das Fundament der chinesischen Kultur. So wird in diesem Lexikonartikel der Konfuzianismus skizziert: „Verhalte ich mich korrekt, ist die Familie in Harmonie. Wenn die Familien in Harmonie sind, ist es auch das Dorf. Sind die Dörfer in Harmonie, ist es auch die Provinz. Sind die Provinzen in Harmonie, dann ist es auch das Reich. Sind die Reiche in Harmonie, dann ist es auch der Kosmos. Deswegen soll der Mensch in seinem Tun auch stets das Gemeinwesen und das Staatsinteresse im Auge haben. Fünf menschliche Elementarbeziehungen Fünf elementare menschliche Beziehungen bestimmen die Philosophie des Konfuzius: Vater – Sohn Herrscher – Untertan Ehemann – Ehefrau Älterer Bruder – Jüngerer Bruder Freund – Freund Aus konfuzianischer Sicht handelt es sich dabei im Wesentlichen um hierarchische Über- und Unterordnungsverhältnisse. Nur die Freund-Freund-Beziehung kann als eine Beziehung zwischen Gleichrangigen betrachtet werden.“ Der Mensch wird hier ganz im Sinne Aristoteles als Zoon politicon begriffen, der von seinem Wesen her gemeinschaftlich existiert. Von dem Ideal der Selbstbeherrschung ausgehend wird die Familie und schlußendlich das politische Gemeinwesen als die Lebensphären des Menschen entfaltet, in der jeder Bürger an seinem Orte das ihm Zukommende zu vollbringen hat. So schlimm ist dieser Konfuzianismus: „Konfuzius zufolge bringt jede Stellung in der Gesellschaft Privilegien und Pflichten mit sich, so dass ein fest gegliederter Organismus entsteht, der Struktur und Frieden in der Gesellschaft begründet. Folglich ist für das friedliche Zusammenleben der Menschen in erster Linie notwendig, dass es dem Individuum sowie den Familien gut geht, um darauf aufbauend den Staat in Ordnung zu bringen.Der Staat wird in der konfuzianischen Staatslehre analog zur hierarchischen Struktur der Familie gedacht. Das Staatsoberhaupt verdient sich diese Position durch die besondere moralische Vorbildfunktion, die durch Schutz- und Leitfunktion bewiesen wurde. Im Gegenzug verpflichtet sich das Staatsoberhaupt, beispielsweise mittels Ernährungssicherung und Bildung, ein friedliches Umfeld zu schaffen.“ Aber auch in China entstanden Kräfte, die diese reaktionäre Kultur auf den Mist-haufen der Geschichte werfen wollten! Maos Kulturrevolution sollte so gänzlich diese Kultur als konterrevolutionäre vernichten. Statt auf die eigene Kultur zu setzen, wollte man die neue Gesellschaft auferbauen auf dem europäischen Marxismus, ausgehend von den 2 deutschen Philosophen Marx und Engels und dann modifiziert durch Lenin und Stalin- aber auch diese 2 sind von ihrer Kultur her europäisch Gebildete. Das Anliegen der antitraditionalistischen Liberalen realisierte so Mao in seiner linksradicalen Ausrichtung. Der russisch interpretierte Marxismus sollte so das Fundament der neuen chinesischen Gesellschaft werden. Nun stoßen wir aber auf ein Phänomen, das in diesem Lexikonartikel nicht mehr thematisiert wird, daß unter der Herrschaft der Kommunistischen Partei Chinas eine Renaissance des Konfuzianismus sich ereignet. Zizek schreibt dazu: "So ist es kein Wunder,daß die chinesischen Behörden.um die Auswüchse des durch die eruptive Entwickling des chinesischen Kapitalismus verursachten gesellschaftlichen Zerfalls einzudämmen,nun Religion und traditionelle Ideologien befürworten,die der sozialen Stabilität dienen,vom Buddhismus bis zum Konfuzianismus- genau die Ideologien,welche die Schielscheibe der Kulturrevolution waren.Im April 2006 äußerte Ye Xiaowen,der höchste Religionsvertreter Chinas gegenüber der Nachrichtenagentur Xinhua,dass >Religion eine der wichtigsten Kräfte ist, aus der China seine Stärke bezieht<".Zizek, Die bösen Geister des himmlischen Bereichs, 2013,S.152. China errichtet im Ausland Konfuziushäuser, um so ihre eigene Kultur in der Welt bekannt zu machen. Ja, stillschweigend scheint die Kommunistische Partei Marx, Engels, Lenin,Stalin und Mao zu ersetzen durch den Konfuzianismus. Diese Philosophie erscheint als die Alternative zur Ideologie des westlichen Liberalismus mit seinem Primat des Einzelnen allem Sozialen gegenüber. Die Keimzelle dieser Ideologie ist eben nicht der Mensch als Zoon politicon, sondern der homo oeconomicus, der nur Tausch-und Geschäftsbeziehungen zu den Anderen unterhält zur Steigerung seines eigenen Gutgehens. Der Andere ist ihm immer nur ein Mittel zum Zweck, auch wenn Kant anmahnte, den Mitmenschen auch als Selbtzweckliches wahrzunehmen. Die jetzige Ausrichtung der chinesischen Staatsregierung stellt so den gewagten Versuch dar, aus den diesem Volke eigenen Traditionen seinen Weg in die Zukunft zu finden.Man will nicht mehr aus importierten Fremdphilosophien das eigene Leben gestalten, sondern vertraut auf das Eigene. Daraus spricht ein starkes Selbstvertrauen dieses Volkes, das eben nicht an den allein selig machenden Liberalismus glaubt: Der Liberalismus ist eben ein genuin englische Hervorbringung, die als gut englische nicht unbedingt gut sein muß für alle Völker der Welt. Man kann sogar die ganz und gar dem Zeitgeist widersprechende These aufstellen, daß der Konfuzianismus der christlichen Lehre vom Sozialleben des Menschen mehr entspricht als das liberalistische Menschenbild des homo oecomomicus.

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