Dienstag, 2. Mai 2023

Ein Kompendium des Grauens – Gewalt im Namen Gottes?

Ein Kompendium des Grauens – Gewalt im Namen Gottes? Wer von verübter Gewalt im Namen Gottes liest, der wird wohl spontan an Allah denken, mit dem – Gott sei es gedankt – der Gott Jesu Christi ja nichts gemein hat, ist dieser doch der Gott der Liebe. Im Buch: „Der neue Klassenkampf“ von Slavoj Zizek (2020, S.22) müssen wir dann aber dies lesen: „Nach ihrer Befreiung von der Sklaverei in Ägypten erreichen die Israeliten das Gelobte Land,wo Gott ihnen sodann befiehl, das Volk,das dieses Land besetzt (die Kanaaiter) restlos auszurotten.“ Als Belegtexte wird dann angeführt: „Aus den Städten dieser Völker jedoch,die der Herr,dein Gott,dir als Erbbesitz gibt,darfst du nichts, was Atem hat,am Leben lassen.“ 5.Buch Mose,20,16. „Mit scharfem Schwert weihten sie alles, was in der Stadt war,dem Untergang,Männer und Frauen,Kinder und Greise,Rinder,Schafe und Esel.“ Jona 6,21. (Die weiteren angefügten Beispieltexte können auf S.22 und 23 nachgelesen werden; Zizeks Werke empfehle ich gern,auch wenn sie oft sehr anspruchsvoll sind, besonders: „Weniger als nichts“ ) Leicht können wir Christen uns mit diesen Texten machen, indem wir sie einfach ignorieren oder als durch den Liebesgott Jesu als völlig überholt erklären. Aber diese Texte sind nicht einfach nur irgendwann mal Geschriebenes. Zizek weist zu recht daraufhin, daß gerade der heutige Staat Israel seine Territorialität mit der Aussage, Gott habe dem jüdischen Volke dies Land als ewigen Besitz gegeben. (S.21) Und man muß Zizek auch zustimmen, wenn er insinuiert, daß auch die aggressive Politik des Staates Israels gegen die einstigen da Beheimateten, den Palästinensern mit solchen Texten mitbegründet werden kann. Ein solcher religiöser Fundamentalismus neigt eben zur Gewalt im Namen Gottes, von dem, Gott sei es gedankt, wir Christen uns ja gänzlich emanzipiert haben, Nur diese Texte stehen nicht nur in der „hebräischen Bibel“ sondern genauso in der „Heiligen Schrift“ der Kirche Jesu Christi. Nicht nur Marcion oder der hl. Augustin, wie er in seinen „Confessionen“ es darlegt, bereitet das Alte Testament Probleme. Auch ist uns der Ausweg, aber das Neue Testament, der Gott Jesu habe all dies als Irrtümer widerlegt, versperrt, spätestens wenn wir das letzte Buch der Bibel, die Johannesoffenbarung aufmerksam lesen! Der Gott Jesu Christi verhält sich in Puncto Gewalt nicht viel anders als im Alten Testament. Es existieren für Gott sein erwähltes Volk Israel und jetzt die Kirche und es existieren für Gott Feinde seiner Erwählten, die Gott auch gewaltsam bekämpft. Dieser Gottesvorstellung widerstreitet nun der Glaube an einen Gott, der alle Menschen liebt, für alle nur das Gute will und von dem ein richtiges „Happy End“ am Ende der Menschheitsgeschichte erwartet wird. So sei der Gott zu denken, wenn er philosophisch – vernünftig gedacht würde und eben nicht biblizistisch! Das klingt fürwahr sehr vernünftig – aber wer sagt uns, daß Gott nicht auch anders sein könnte, als die menschliche Vernunft ihn denkt? Ist Gott also irrational? Aber ist denn die Distinktion Freund – Feind widervernünftig? Hielte man einen Weisen für weise, erklärte der, er behandle seine Feinde genauso gütig wie seine Feinde? Vielleicht müßte Gottes Liebe eben realistischer gedacht werden, als es das vernünftige Denken tut! Welche ihr Kind liebende Mutter würde nicht jeden, der ihr Kind sexuell mißbraucht hat, hassen und wäre dann ihre Feindschaft etwas Widervernünftiges? Vielleicht sollten solche Gewalttexte der Bibel uns einfach nur aufschrecken, wie anders Gottes Liebe ist als das fade Kirchengerede von Gott uns heute vorspielt, daß Gottes Liebe eben auch eine Rückseite aufweist: Gottes Feindschaft gegen die Feinde seiner Erwählten, so erschreckend das auch für ein verbürgerlichtes Christentum klingen muß. Corollarium Zur philosophischen Aufklärung Platons und der ihm Folgenden gehört die Kritik der Göttergeschichten, daß selbst die Götter unmoralisch handelten: Wie solle denn die Sittlichkeit gefördert werden, wenn schon von den Göttern erzählt wird, daß sie Ehebruch betrieben, logen und betrögen,frug die religionskritische Philosophie, die den Gott als das rein Gute konzipierte. Gerade die christliche Religion geriet so in die Kritik, isb ob des Alten Testamentes: Es ginge da unmoralisch zu. So Marcion, aber auch die Manichäer. Seit dem aber die Deutschen Christen, vermittelt durch den liberalen Protestantismus (Adolf von Harnack) die Abschaffung des Alten Testamentes verlangten, ist diese AT-Kritik im christlichen Diskurs indiskutbel geworden. Das Problem wird dann einfach ignoriert: Gott sei eben immer ein Liebes- und Friedensgott gewesen und sei sonst nichts anderes.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen