Samstag, 21. Oktober 2023

Die Hölle, eine moralpädagogische Erfindung? Oder ist es vernünftig, an sie zu glauben?

Die Hölle, eine moralpädagogische Erfindung? Oder ist es vernünftig, an sie zu glauben?


Hölle. Dazu hatte er keine Beziehung.Hölle.Des Teufels Zuhause.Er zweifelte daran,ob es das überhaupt gab.Die Menschen sind diesbezüglich im Erfinden sehr phantasievoll.Die Hölle soll abschrecken,und das tut sie in den meisten Fällen auch.Die meisten Menschen haben Angst davor,nach ihrem Tod in der Hölle zu landen,deshalb bemühen sie sich, ein gottgefälliges Leben zu führen.“

So steht es noch in dem Jahr 1983 geschriebenem Roman:“Der Silbermann“von A.F. Morland, Tony Ballard Bd 12,S.5 geschrieben. Nimmt man diese Aussage ernst evoziert dies geradezu den Verdacht, die Hölle sei erfunden worden, damit die Menschen, sich vor ihr sich ängstigend, sich bemühen, so ihr Leben zu führen, daß sie nicht in die Hölle geraten. Gottgefällig lebte so der Christ aus der Furcht vor der Höllenbestrafung.


Aber der dies gedacht Habende, Herr Beymer hat für sich eine Lösung gefunden: „Ein Leben voller Regeln. Aber Beymer fand das lächerlich.“ (S.6) Wenn das Erste den Verdacht evoziert, die Hölle sei nur eine pädagogisch motivierte Erfindung, um die Menschen zu einem gottgefälligen Leben zu zwingen,evoziert das jetzt gerade Gelesene den Verdacht, die Lächerlichmachung der Hölle würde nur vollzogen, um dann nicht mehr nach Regeln gottgefällig leben zu müssen.


Beide Kritiken erbringen keinen Beweis für oder gegen die Existenz der Hölle sondern zeigen nur auf, daß die Höllenvorstellung nützlich für die Moral sei oder daß sie einem freien Leben, daß ich leben kann, wie es mir gefällt, widerspricht. Wer also eine Letztbegründung für die Pflicht, moralisch zu leben, sucht, fände in der Hölle einen sehr geeigneten Kandidaten, wem dagegen die Freiheit zu leben, wie es einem gefiele, das Wichtigste ist, der sollte die Hölle als etwas Erphantasiertes mißachten. Nur erweist die Nützlichkeit oder Dysfunktionalität einer Vorstellung nichts über ihre Wahrheit. Daß die hl. Schrift klar die Existenz der Hölle bezeugt, ist offenkundig.Der Sohn Gottes selbst lehrt uns:

Matthäus 10:28 „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten ´können` – die Seele können sie nicht töten. Fürchtet vielmehr den, der Leib und Seele dem Verderben in der Hölle preisgeben kann.“ Diese Aussage ist von bestechender Klarheit: Fürchte Gott, denn der kann Dich zur Hölle verurteilen. Deshalb hast Du gottgefällig zu leben. Wie ein solches Leben zu führen ist, das lehrt uns nun der Sohn Gottes selbst. Aber die moderne Theologie hat hierfür auch eine Lösung gefunden, indem sie diese Aussage als eine nachösterliche Gemeindebildung entwertet, in der Theologen von einer von erdichteten Hölle schreiben, um die Christen so verängstigt zu einem moralischen Leben zu zwingen. Der echte Jesus von Nazareth dagegen hätte nur den Gott der Liebe verkündet, der niemals strafe. Nur ist dieser reine Liebesgott weder in der Verkündigung Jesu noch sonst in der Bibel zu finden, sondern nur in der Phantasie liberaler Theologie. Warum sich nun aber dieser Liebesgott so großer Beliebtheit erfreut, zeigt uns Herr Beymer, damit man leben kann, wie es einem gefällt: dann brauche ich nicht mehr gottgefällig zu leben.

Nun könnte aber eingewandt werden, daß man doch gar nicht erkennen könne, ob die Aussagen der Bibel über die Hölle überhaupt wahr sind. 2 Fälle sind dabei dann zu unterscheiden: a) daß zugebilligt wird, daß die Bibel im Ganzen wohl war wäre, aber nicht in jedem Detail. Im Puncto der Hölle habe eben die Bibel mythologische Vorstellungen aus der Umwelt rezipiert, die aber mit dem Gott der Bibel unvereinbar seien und der Fall b), daß die ganze Bibel für unwahr gehalten wird.


Wenn Gott denknotwendig als gerecht zu denken ist im Rahmen einer metaphysischen Gotteslehre und die Bibel dem zustimmt, daß Gott gerecht ist, wenn also hier die philosophische und die übernatürliche Gotteserkenntnis übereinstimmen, dann bildet das einen soliden Ausgangspunkt zur Erörterung der Frage nach der Wahrheit der Hölle. Ist Gott als gerecht zu denken, dann gilt: Er belohnt die Gerechten und bestraft die Ungerechten. Das Maß der Strafe ergibt sich aus der Schwere der Sünde und da eine Sünde etwas wider Gott Gerichtetes ist, erschwert dies die Schwere der Sünde, da Gott der durch die Sünde Verletzte ist, das ist, daß sein Wille mißachtet wird. Da das gerechtes Urteil das ausgewogene ist, daß der Schwere der Sünde die Schwere der Strafe entspricht, ergibt das die Hölle als Strafmöglichkeit für so schwere Sünden, für die eine andere Strafe nicht gerecht wäre. (Tiefgründiger expliziert das Anselm von Canterbury in: „Warum Gott Mensch geworden ist?) So ist die Hölle deduzierbar aus der Gotteslehre, daß Gott gerecht ist.


Wenn nun aber die Bibel gänzlich abgelehnt wird, wenn weder an eine Hölle noch an einen Gott geglaubt wird, was ist dann zu sagen? Hier würde gelten: Wie treffe ich eine Entscheidung, wenn ich hier nicht erkennen kann, ob Gott und die Hölle sind oder nicht sind? (Nicht glauben heißt hier ja: nicht wissen können und dann den Nichtglauben zu wählen)


Gott und Hölle sind

Gott und Hölle sind nicht.


Wenn nicht erkennbar ist, welche der 2 Aussagen wahr sind, gilt: Wo entsteht für mich der größere Schaden, wenn ich mich falsch entscheide? Den gilt es zu meiden.

Wenn die Option: „Gott und Hölle sind“ gewählt wird, die Option aber falsch wäre, hätte ich umsonst gottgefällig gelebt. Wenn ich die Option: „Gott und die Hölle sind nicht“ wähle, die Option aber falsch ist, werde ich in die Hölle kommen, weil ich nicht gottgefällig gelebt habe. Bei der zweiten Wahl entsteht so eindeutig der größere Schaden. Wählte ich richtig, entstünde gar kein Schaden, sodaß diese Möglichkeit nicht hier berücksichtigt werden braucht. Es ist also vernünftig an Gott und die Hölle zu glauben, um den größtmöglichen Schaden zu vermeiden.

Theologisch ist darauf zu insistieren, daß die offenbarten Wahrheiten nicht widervernünftig sind.  Es muß aber  auch kritisch geprüft werden, inwieweit sich unter dem Pathos des vernünftigen Denkens, das   dann den Gott der Philosophen produziert, nicht ein reines Wunschdenken verbirgt, daß Gott zu sein hat, wie wir ihn uns wünschen.


 

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