„Verschwinden von Religion sei gefährlich für Demokratie. Kardinal Marx: Aus arabischer Welt zu wenig Widerspruch gegen Terror“
Kardinal Marx sorgt sich nicht nur um die Zukunftsfähigkeit der christlichen Religion und der Kirche,sondern er propagiert auch ein Konzept, wie christliche Religion sich als systemrelevante Kraft erweisen und so seine Zukunftsfähigkeit erwirken kann. Er präsumiert dabei, daß die jetzige Demokratie auch die Staatsgestaltung der Zukunft sein wird. Nun will er die Nützlichkeit, gar eine Notwendigkeit der christlichen Religion für die Demokratie erweisen, um so ihre Zukünftsfähigkeit als eine Notwendigkeit für den demokratischen Staat zu begründen.
In dem Kath de Artikel am 15.10.2023 unter obigem Titel liest sich das so: „Der Kardinal ergänzte: "Demokratie setzt Religion voraus. Denn die Grundlage unserer Zivilisation ist die biblische Botschaft, dass alle Menschen gleich an Würde sind." Marx würdigte die "befreiende, universalistische Kraft des Evangeliums". In diesem Sinne sei "das Christentum die Religion der Zukunft".
Für diesen Kardinal fällt die Zivilisation und die westliche Demokratie ineins. Demzufolge waren Österreich und Deutschland, solange sie monarchisch regiert wurden, nicht zivilisiert. Aber zu solchen Exzessen verleitet nun mal den Kardinal seine Demokratiebegeisterung. Aber diese zivilisierte Demokratie setzt die christliche Religion und/oder andere Religionen voraus, die besagen, daß „alle Menschen gleich an Würde sind." Das Zentrum der christlichen Religion sei also der Glaube an die gleiche Menschenwürde aller Menschen. Der Kardinal hatte ja früher schon eine beachtliche Kirchenkritik formuliert, daß sie zu viel von Gott rede, von dem sie selbstkritisch betrachtet doch gar nicht recht viel Gewisses wüsse. Da ist es doch sinnvoller, mehr von dem Menschen zu reden. Aber es soll nun nicht irgendeine theologische Anthropologie der Welt gelehrt werden sondern die Kirche wolle und solle sich auf diese Aussage kaprizieren, die von der gleichen Menschenwürde. Denn diese Gleichheit der Menschenwürde sei konstitutiv für die Demokratie.
Aber hier wird vergessen, die Menschenwürde und die Bürgerrechte, die in einem demokratischen Staat den Bürgern zukommen, zu unterscheiden. So kommen zwar jedem Menschen die Menschenrechte zu, als Derrivat seiner Menschenwürde, aber nur dem Staatsbürger etwa das Recht, an den demokrtischen Wahlen teilzunehmen.Auch noch nicht 18 Jährige dürfen nicht wählen und das Grundgesetz sieht gar die Möglichkeit vor, Staatsbürgern das aktive wie passive Wahlrecht zu entziehen, ohne daß das ein Verstoß gegen die Menschenwürde ist. Jeder Staat und somit auch der demokrtische lebt aus der Differenz von Staatsbürgern und Nichtstaatsbürgern, ohne daß diese gesetzte Differenz die Gleichheit der Menschenwürde aller Menschen widerspräche.
Theologisch ist aber mehr als zweifelhaft, ob das Zentrum der christlichen Religion in dem Glauben an die gleiche Menschenwürde bestünde! Im Zentrum steht Gott und die Differenz der an ihn Glaubenden und der Nichtglaubenden, steht das Evangelium von unserer Erlösung durch Jesus Christus.
Es ist mehr als bezeichnend, daß für Kardinal Marx eigentlich nur noch der Schöpfungsglaube relevant ist, daß, weil Gott der Schöpfer der Menschen sei, alle Menschen gleich an Würde sein. Dies ist eine Neuauflage der politischen Theologie, als dessen Vordenker Eusebius von Caesarea gilt, der so seine Kritiker die Kirche umzuformen versuchte durch seine politische Theologie zu der Herrschaftslegitimationsinstitution des Römischen Reiches.Diese Art von politischer Theologie geriet dann in den die Kritik, Carl Schmitt liefert zu dieser Kontroverse in seinem Buch: „Politische Theologie“ eine gediegene Darstellung. Wenn es eine politische Theologie geben dürfte, dann nur als staats- und gesellschaftskritische, hieß es dann später ganz im Geiste der Studentenprotestbewegung.
Kardinal Marx kehrt so gesehen zu einer affirmativen Theologie zurück, die dem Staate, so wie er jetzt ist, sich als nützlicher Legitimationsdiskurs empfehlen möchte. Dazu wird die Theologie auf den Glauben an die Würde jedes Menschen ob seines Erschaffenseins durch Gott reduziert. Aber für den demokratischen Staat ist genau das keine sinnvolle Legitimierung, lebt er doch, wie jeder Staat aus der Differenz von den Staatsbürgern und den Nichtstaatsbürgern, wobei diese gesetzte Differenz nicht der gleichen Menschenwürde aller Menschen widerspricht. Einen Sinn ergäbe die Rede von der gleichen Menschenwürde aller Menschen für einen demokratischen Staat nur, wenn dieser ein einziger demokratischer Weltstaat wäre, sodaß jeder Mensch dann automatisch auch ein Staatsbürger dieses Staates wäre. Das präsumiert dann aber die Auflösung aller Nationalstaaten zugunsten eines einzigen Weltstaates , also den Tod des demokratischen Nationalstaates, den die Theologie eigentlich so legitimieren will.
Zusatz:
Augenfällig verstoßen zudem alle demokratischen Staaten gegen die gleiche Würde jedes Menschen, indem sie ganz demokratisch die Tötung von Menschen im Mutterleibe erlauben. Die Demokratie erlaubt so sich selbst, die Menschenwürde bestimmten Menschen abzuerkennen!
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