Samstag, 7. Oktober 2023

Kardinal „Müller: Desorientierung im kirchlichen Bereich durch Synodalen Weg“ Eine neue "Kirche" soll entstehen

Kardinal „Müller: Desorientierung im kirchlichen Bereich durch Synodalen Weg“



Auf Kath de war dann zu lesen (7.10.2023):Müller beschuldigte die Befürwortern von Reformen in der Kirche zudem, einen politischen Reformbegriff auf die Kirche übertragen zu wollen. "Das mutet so an, als ob die Kirche sozusagen hinter der Aufklärung, hinter der Religionskritik, hinter der modernen Welt zurückgeblieben wäre. Und jetzt müssten wir sozusagen das Ganze umformen nach unserem Gusto".

Hier scheint dem Kardinal einiges durcheinander geraten zu sein, so zutreffend auch die gemeinte Kritik des kirchlichen Reformismus ist.Der politische Reformbegriff, so wie er jetzt im politischen Diskurs verwendet wird, ist der der Ära des Bundeskanzlers Helmut Schmidt, der die politische Reform als die Reduzierung des Wünschbaren auf das Mach-und Finanzierbare praktizierte: statt an die unendliche Perfektibilitierbarkeit durch Reformen zu glauben, gälte es, die Politik als die Kunst des Machbaren zu praktizieren.

Im Hintergrund stand eine geschichtsphilosophische Kontroverse, die zwischen dem orthodoxen Marxismus, daß die Geschichte aus sich heraus eine objektive Tendenz zur Erlösung der Menschheit in sich trage, in der durch Revolutionen die qualitativen Veränderungen sich ereigneten und daß nun die sozialistische das Ende des menschlichen Elendes erbringen werde. Der Revisonismus (Bernstein)wollte diese marxistische Theorie der SPD aufgeben,die Theorie der politischen Praxis angleichen,indem für eine konsequente Reformpolitik plädiert wurde. Dieses Verständnis von Reform wollte sich von der marxistischen Geschichtsphilosophie absetzen und die durch eine evolutionäre ersetzen: Die Geschichte sei ein kontinuierliches Voranschreiten zum Immerbesseren, ohne daß je ein Endzustand, daß alles nun gut sei, erreichbar sei.Politisch wurde der Reformbegriff aber erst somit in der Zeit nach dem Kanzler Brandt, die durch eine Reformeuphorie gekennzeichnet war: Man glaubte an die Verbesserbarkeit von allem.

Davon zu unterscheiden sind alle geschichtsphilosophischen Konstruktionen, für die die Menschheitsgeschichte ein einziger Prozeß der Weiter- und Höherentwickelung ist. Die Geschichte sei ein Fortschreiten zur Vernünftigkeit und zur Freiheit. Der Begriff der Reform spielt dabei m.W keine besondere Rolle, man dachte da viel großflächiger als daß der Fortschrittsglaube sich verband mit der Vorstellung von irgendwelchen Kabinetten, die Reformen beschließen würden.

Reformen im innerkirchlichen Diskurs bedeuteten nun etwas ganz und gar anderes, daß nämlich Teile der Kirche sich von ihrem normativen Ursprung entfremdet haben und somit zu ihrer Ur-sprungsform zurückzubringen sind.

Kardinal Müller hat somit einen geschichtsphilosophisch eingefärbten Reformbegriff im Sinne, keinen politischen. Vermutlich ist dieser ursprüngliich in der protestantischen Polemik gegen die Katholische Kirche beheimatet, daß der Protestantismus die zeitgemäße Auffassung des Christentumes sei, wohingegen die Katholische Kirche im mittelalterlichen Denken verharre. Die habe eben die Aufklärung und die moderne Welt verschlafen. Der rückwärtsgewandte Reformator Luther mutiert so zum Modernisierer. Der Fortschritt lasse so nur den Protestantismus als die einzig zeitgemäße Kirche zu, alles andere sei mittelalterlicher Obskurantismus.

Diese antikatholische Polemik, basierend auf den optimistischen Geschichtsphilosophien der Aufklärung bildet so das Fundament der Reformvorhaben des Synodalen Irrweges.Die kirchliche Konzeption der Normativität des Ursprunges, der Treue zur offenbarten Wahrheit wird nun ersetzt durch den Glauben an einen Menschheitsfortschritt im Laufe der Geschichte, dem jedes Retour zum Ursprung, jede wahre Re -form etwas rein Reaktionäres sein muß, denn man wolle aus dem vorwärtsfahrenden Zug der Geschichte aussteigen,um in die Vergangenheit umzukehren.

Die Gegenwart gilt dabei als das jetzt an Vernünftigkeit Realisierte,das die Katholische Kirche nun nachzuholen habe.Das,was jetzt als wahr gilt, soll dann die Norm für die Kirche bilden und nicht mehr die völlig veralteten Offenbarungswahrheiten. Darum soll die Kirche sich auch nicht einfach willkürlich modernisieren sondern nur das, was als progressiv gilt,darf ihre Norm sein. Progressiv ist somit die Antithese zu allem Popularistischen, das als reaktionär zu verwerfen sei. Faktisch heißt das dann, daß die Kirche den modernen Protestantismus nachäffen soll, um der Moderne gemäß zu sein. Nur ärgerlich, daß die schon untergegangen ist: Wir leben in der Postmoderne!


 

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