Davillas Kritik des Synodalen Weges: Reformen?
Kurz und bündig urteilt der bedeutende Kulturkritiker Nicolas Gomez Davila über den Reformatismus in der Kirche: „Früher griffen die Narren die Kirche an, heute reformieren sie sie.“ (Das genügt,dass die Schönheit unseren Überdruss streift...Aphorismen, 2017, S.116) Und: „Wer einen Ritus reformiert,verletzt einen Gott.“(S.114)
Hier wird unter einer Reform nicht der Begriff in seiner ursprünglichen Bedeutung verstanden als eine Zurückkehr zum normativen Anfang, von dem man sich entfremdete, wie Philipp Melanchthon es einmal formulierte: Das Anliegen der Reformation sei es nur, die unerlaubt eingeführten Neuerungen wieder aus der Kirche zu entfernen, um die ewigen Wahrheiten so wieder in das Zentrum zu rücken, sondern das Mitmarschieren mit dem vermeintlichen Fortschritt der Menschheit. Ein unter Protestanten beliebtes Narrativ lautet nämlich, daß die Katholische Kirche im Mittelalter stecken geblieben sei, wohingegen Luther die Kirche modernitätsfähig umgestaltete. Reform heißt hier die Modernisierung der christlichen Religion, die zur Gründung der Lutherkirche führte, da die Katholische festhaltend am alten Glauben, sich dieser notwendigen Modernisierung verschloß.
Die Substanz der christlichen Religion fundiert sich in den Offenbarungen Gottes: Er hat uns Menschen offenbart, was wahr ist. Dies Offenbarte ist nun auch zu einer Lehre zusammenfaßbar und systematesierbar. Der Angriff auf dies Fundament der Religion erfolgt nun durch die These, daß Gott, wie es nicht nur die Theologieprofessorin Wendel („In Freiheit glauben) behauptet, nichts offenbart habe, und wenn doch eingeräumt wird, daß er doch etwas offenbart habe, dann sei das Glaubensgut der Kirche nur eine rein menschliche Ausdeutung des Offenbarten. Da nun alle so hervorgebrachten Erkenntnisse durch ihren Kontext beeinflußt seien, alles Denken sei ein Denken seiner Zeit, müsse, da die Zeiten sich ändern auch die Theologie sich stets ändern, damit sie als zeitgemäße noch bei ihren Zeitgenossen ankommen könne.
So sei die Wahrheit des Gottesdienstes, der Liturgie, des Ritus nicht die Angemessenheit in ihrer Relation zu Gott, sondern ob der Ritus zeitgemäß, den Zeitgenossen gemäß sei. Wenn aber ein Ritus, der seine Wahrheit in seiner Angemessenheit zu Gott hin hat, verändert wird, dann verliert er so an dieser ihm eigenen Qualität der Gottangemessenheit. Es ist, als wenn durch eine Liturgiereform dann ein anderer Gott verehrt werden würde. Der Anthropozentrismus ermöglicht erst die Vorstellung einer permanenten Reformbedürftigkeit der Liturgie, weil die Wünsche der Menschen sich im Laufe der Zeiten ändern, wohingegen eine theozentrische Ausrichtung der Liturgie, da Gott nicht den Gezeitenwechseln unterworfen ist, auf das Immérgleichbleiben insistieren wird. Wo aber die Frage dominiert: Was kommt wie bei den Menschen gut an?, da muß regelmäßig der Ritus reformiert werden, gemäß der Unbeständigkeit der Welt.
Wie Gott verehrt werden will, kann nur gewußt werden, wenn es Gott selbst offenbart, sonst gliche der Kult dem Lotteriespielen: Vielleicht gefällt es Gott ja so oder vielleicht doch anders? Wo aber der Gottesdienst wie auch die Theologie nur noch als rein menschliche Hervorbringungen verstanden werden, da sind die auch den wandelnden Wünschen der Menschen stets neu anzupassen. Wenn dann gar noch präsumiert wird, daß die Menschheitsgeschichte eine des Fortschrittes sei, dann wird der moderne Mensch mit seinem Begehren geradezu zum Maßstab des Wahren. So muß so ein Reformismus die Kirche zerstören, da so die Kirche von der Wahrheit, der offenbarten entfremdet dem Zeitgeist unterworfen wird.
Ein befremdlicher Zusatz:
Eduard Bernstein ist der Namenspatron des Revisionismus, als er in Opposition zur zu seiner Zeit sich noch orthodox marxistisch gebenden SPD erklärte: Es gehe um Reformen, einem unendlichen Prozeß der Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse, nicht um eine Revolution, durch die das Endziel der sozialistischen Gesellschaft erreicht würde. Übersetzte man das in den theologischen Diskurs, hieß es dann: Es käme nicht auf das Reich Gottes als endgültige Erlösung an, sondern darauf, die Welt durch einen ewigen Prozeß von Reformen immer gerechter und besser zu gestalten. Revisionismus ist so die Abkehr von dem Glauben an eine endgültige Erlösung zugunsten des Vertrauens auf einen unendlichen Reformprozeß der Selbstoptimierung.
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