Dienstag, 5. Dezember 2023

Weihnachten : Und Friede auf Erden - aber überall ist Krieg

Weihnachten : Und Friede auf Erden - aber überall ist Krieg- falsche Vorstellungen vom Frieden?


Auch nur der oberflächlichste Zeitgenosse kann nicht umhin, zu konstatieren, daß wir eher in einer Welt des Unfriedens als des Friedens leben, vom Mikrobereich der zwischenmenschlichen Beziehungen bis zum Makrobereich der jetzigen stattfindenden Kriegen. Ist so die Weihnachtsbotschaft des Friedens ein großer Irrtum? Heißt es doch im Weihnachtsevangelium: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede“. (Lk 1,14) In der Regel wird dann die Fortsetzung: „bei den Menschen seiner Gnade“ interpretiert als: unter allen Menschen, denn Gott sei doch allen gnädig oder als: unter allen Christgläubigen, nur daß weder unter allen Menschen noch unter den Christen jetzt Frieden ist. Man bedenke, daß alle innereuropäischen Kriege Kriege unter Christen waren und sind. Auch im jetzigen Ukrainekrieg kämpfen Christen wider Christen, auch wenn es zur Kriegsrhetorik gehört, dem Feinde das Christsein abzusprechen,aktuell isb den Würdenträgern der Russisch-Orthodoxen Kirche.


Eine Lösungsmöglichkeit bestünde nun in einer Futurisierung: „und es wird Frieden werden“. Eine optimistisch gestrickte Geschichtsphilosophie könnte das so ausdeuten, daß die Geschichte die Entwickelungsgeschichte des Menschen und der ganzen Menschheit zu einer immer größer werdenden Friedfertigkeit sei, daß zwar bedauerliche Rückfälle in die Barbarei sich ereigneten, als Musterbeispiel werden dann der deutsche Nationalsozialismus und der russische Stalinismus angeführt, aber im Prinzip marschierten wir dem universalen Frieden unaufhaltsam entgegen. Nur findet sich für solch einen Geschichtsentwickelungsoptimismus in den Geschichtsbüchern über die Zeit nach Jesu Christi Geburt keinerlei Belege und im Bereich des Alltäglichen auch nicht. Pointiert: Der Fortschritt limitiert sich darauf, daß die Menschen der Steinzeit mit Steinen sich die Schädel einschlugen und sich jetzt mit Maschinengewehren töten und daß auf der anderen Seite die Steinzeitmütter ihre Kinder so viel liebten wie die jetzigen die ihrigen.

Es könnte nun eine theologische Antwort gegeben werden, eine für wahr desillusioniernde: Man mache die Rechnung nicht ohne den Teufel. Solange der Satan nicht endgültig besiegt sein wird, kann die Erde kein Ort des Friedens sein. Das letzte Buch der Bibel bestätigt dies: Das Reich Gottes ist kein Pflänzlein auf Erden, das einmal ausgesäht im Laufe der Geschichte immer größer wird, bis schließlich die ganze Erde ein einziger Friedensgarten geworden sein wird und die Menschen dabei als immer besser werdende vorzustellen sind.

Der Philosoph Heraklit verweist uns nun auf eine andere Spur, wenn er lehrt:

Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“ Ein Interpretationsversuch: Unter dem Krieg sei hier verstanden: die Differenz, die etwa zwischen jedem Menschen zu jedem anderen: Ich bin nur Ich in der Differenz zu allen anderen, die Nichtich sind, der Mann ist nur ein Mann in seiner Differenz zu dem Nichtmann, der Frau, der Deutsche ist nur ein Deutscher in seiner Differenz zu allen Nichtdeutschen und der Weiße Mann ist nur der Weiße Mann in seiner Differenz zu allen Nichtdeutschen.

Nicht liegt es in der Natur dieser aufgezählten nicht vollständigen Differenzen, daß ihre Beziehungen untereinander harmonisch friedlich gelebt werden. Ein Egozentrismus erwirkt den Krieg jedes gegen jeden, ein Matchochismus und Feminismus erwirkt den Geschlechterkampf, ein Chauvinismus erzeugt den Haß zwischen den Völkern und der Rassismus den Haß zwischen den Rassen. Eine Aufgabe der Kultur ist es eben, mit diesen Differenzen so umzugehen, daß sie nicht die Quelle der Kriege all diesen diversen potentiellen Konflikte wird.

Aber in der Kultur wirkt eben nicht nur der friedensschaffende Heilige Geist sondern konträr dazu auch der Satan. Er ist sozusagen der Garant dafür, daß aus allen Differenzen immer wieder Kriege auf all diesen verschiedenen Ebenen werden, da gerade der Mensch in seiner Erbsündlichkeit dazu geneigt ist.

Die Anziehungskraft von Alleinheitsphilosophien, alles sei eins und alle Differenzen nur eine Täuschung verfehlter Wirklichkeitswahrnehmung,erklärt sich daraus: Würde die Einheit aller Gegensätze erkannt, entstünde eine Einheitsfriedenswelt. Aber eine so spekulativ ersonnene Einheit aller Differenzen könnte nur gewaltsam sich gegen die realen Differenzen durchsetzen und prolongierte so nur den Krieg, (Vgl dazu etwa zur Vorstellung eines Einheitsweltstaates: Emanuel Hirsch, Deutschlands Schicksal)

Wie ist dann die Weihnachtsbotschaft des Friedens zu verstehen? Sie ist nur verstehbar, wenn wir uns den für uns bedrohlichsten Konflikt vor Augen halten, den zwischen Gott und uns Menschen, daß Gott uns zürnt ob unseres Sünderseins. Um es im Bilde des Krieges zu formulieren: Wir befanden uns mit Gott im Kriegszustand, aber Gott selbst beendet diesen durch das Heilswerk seines Sohnes, sodaß nun die Menschen seiner Gnade mit Gott in Frieden leben, weil er mit uns Frieden schloß, wobei dieser Friede durch das kostbare Blut seines Sohnes erwirkt wurde, an dem wir in jeder Eucharistie Anteil bekommen.Dies Evangelium kann aber nur verstanden werden, wenn mit Heraklit auch die Differenz von Gott und Mensch betont wird und daß es so nicht nur eine Feindschaft des Menschen gegen Gott sondern auch den Zorn Gottes wider den Menschen geben kann. 

 

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