Samstag, 9. Dezember 2023

Auf den Jesuitenorden ist Verlaß! Ein Jesuit kämpft wider das Dogma der „unbeflekten Empfängnis“ und die Erbsündenlehre

Auf den Jesuitenorden ist Verlaß! Ein Jesuit kämpft wider das Dogma der „unbeflekten Empfängnis“ und die Erbsündenlehre


Maria wurde ohne Makel der Erbsünde empfangen. Papst Pius IX.verkündete am 8.Dezember in der Bulle „Ineffabilis“ als von Gott offenbarte und darum von allen Gläubigen fest und standhaft zu glaubende Lehre: „Die seligste Jungfrau Maria wurde im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes, rein von jedem Makel der Erbsünde befreit.“ (zitiert nach: Ludwig Ott, Grundriss der Dogmatik, 2005, S.293)

Es bedarf keiner intimen Kenntnisse des heutigen Jesuitenordens, um vorauszusehen, daß der 8.Dezember 2023 zum Anlaß genommen wurde, auf dies Hochfest Mariä das Feuer zu eröffnen. Kath de konnte so an diesem Tage titeln: „Theologe Batlogg für Umbenennung des Hochfestes "Mariä Empfängnis."

Der Münchner Theologe Andreas Batlogg plädiert für eine Umbenennung des Hochfestes "Mariä Empfängnis" am 8. Dezember. Der volle Name "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria" beinhalte "eine Reihe theologischer Hypotheken" und werde von vielen Menschen nicht mehr verstanden, schreibt der Jesuit“.

Dürfte wohl gemutmaßt werden, daß dieser „Theologe“ sich selbst zu den vielen Menschen zählt, die dies Dogma nicht mehr verstehen? „Die Hypotheken von "Mariä Empfängnis" lägen etwa in einer mit dem Begriff "unbefleckte Empfängnis" im Volksmund gegebenen "Dämonisierung von Sexualität", aber auch in einer Fokussierung auf die "Erbsünde"; hier handle es sich um eine theologische Mitgift des heiligen Augustinus, die heute kaum mehr zu vermitteln sei, so Batlogg.“

Also dem wohl eher als unheiliger zu qualifizierenden Augustin verdanke die Kirche diese unselige Erbsündenlehre, die nur der „Dämonisierung der Sexualität“diene und somit auch nicht mehr vermittelbar sei. Das leuchtet ein für ein Publikum.dem der Sex für alle das Wichtigste ist.

Aber spätestens seit Erasmus von Rotterdamm führt die humanistisch orientierte Theologie ihren Kampf wider diese Lehre, die aber bedauerlicherweise im Trienter Konzil dogmatisiert worden ist. Nur kann heute bedenkenlos behauptet werden, daß der vielbeschworene Geist des 2.Vaticnumes dieser Lehre widerspräche und sie so in die Rümpelkammer der Kirche archiviert habe. Einher geht mit der Verdammung dieser Lehre eine Repristinierung des pelaginanitischen Anliegens, daß jeder Mensch ohne eine Beihilfe der göttlichen Gnade allein kraft seines natürlichen Vermögens so leben könne, wie es Gott gefalle.Die „Theologin“ Saskia Wendel erklärt sogar jede Offenbarung Gottes für mit der Autonomie des Menschen unvereinbar („In Freiheit glauben), da er allein kraft der praktischen Vernunft im Sinne des Aufklärungsphilosophen Kants erkennen kann, wie er vernünftig zu leben habe und daß er seine Freiheit dazu als in Gott gegründet deuten kann- eine abgeschwächte Variante der kantschen Postulatenlehre, daß die Existenz Gott denknotwendig ist für die praktische Vernunft.

Die Erbsündenlehre soll ja begründen, warum jeder Mensch erlösungsbedürftig ist und weshalb er nur durch die Gnade Gottes erlöst werden kann. Dem widersetzt sich nun jedes humanistische Denken mit seinem unerschütterlichen Glauben an das menschliche Selbstperfektionalisierungsvermögen, das keines göttlichen Beistandes bedürfe. Daß diese Lehre durch den Apostelfürsten Paulus grundgelegt wurde in seinem Römerbrief und daß diese Lehre konstitutiv zur Soteriologie der Theologie gehört, wird dann aber gefliessentlich wegdiskutiert. Die bewährteste Strategie ist dabei, Gott als die Liebe zu jedem Menschen zu konstruieren, sodaß der Mensch immer schon ein von Gott Bejahter ist, der dann nur noch als solcher zu leben habe. Daß der Mensch stattdessen erlösungsbedürftig sei, das sei eben nicht mehr vermittelbar, sodaß die Theologie besser das Hohe Lied der Menschenbejahung anzustimmen habe: So wie er ist, sagt Gott bedingungslos sein Ja zu ihm. Das fundiere dann den Humanitarismus, daß der Mensch in seiner Würde zu bejahen sei im Geiste der Menschenrechtsideologie. Am besten wäre es wohl, befreite sich die Kirche ganz von dem Sündengerede und feiere stattdessen die Größe des Menschen.


Einsichtig ist es nun, daß dem modernen anthropozentristischen Denken Pelagius Position viel einsichtiger ist als die Gnadentheologie des Paulus und des Augustins, daß jeder Mensch kraft seiner ihm eigenen Vernunft erkennen kann, wie er zu leben habe, und was er dabei zu glauben habe,sodaß er gottgefällig lebe. Gott könne ja nicht etwas von ihm fordern, was sein natürliches Vermögen überfordere. Der autonome Mensch ist so der von Gott gewollte. Ihm braucht nichts mehr von Gott offenbart zu werden, schon gar nicht, wie er zu leben oder was er gar zu glauben habe, so unsere neopelagianistische „Theologin“ Saskia Wendel. Pelagius und nicht Paulus und Augustin ist eben der angemessene Theologe für unsere Zeit.


Zusatz:

Wie sehr sich heute der Pelagianismus durchgesetzt hat, zeigt auch die Diskussion um die sachgemäße Übersetzung von Röm 5,12. Ersasmus von Rotterdamm kämpfte wider die traditionelle Übersetzung: Adam. „in welchem wir alle gesündigt haben“ und setzte sich mit der pelagianistischen:“ weil alle gesündigt haben“ durch. (Vgl dazu; Ott, Grundriss, S.171 und mein Buch: „Der zensierte Gott“ mit einer ausführlichen Darlegung der Erbsündenlehre.) Denn diese Übersetzung Erasmus präjudiziert die Vorstellung, daß wir Menschen nur durch eine Nachahmung der Sünde Adams selbst Sünder werden und das inkludiert die Konsequenz, daß der Mensch, bevor er für sein Tuen und Lassen verantwortlich zu machen ist, daß er noch strafunmündig ist, frei von jeder Sünde ist. Das heißt aber auch, daß der Tod nicht mehr als der Sünde Sold zu begreifen ist, da ja jeder Mensch von seiner Zeugung an zum Sterbenmüssen verurteilt ist, obgleich er erst als mündiger ihm zurechenbar sündigen kann. Es müßte so einen natürlichen Tod geben für den Menschen, der stirbt, bevor er ihm zurechenbar gesündigt hat.

Die Kollateralschäden für den christlichen Glauben, wird die Erbsündenlehre herausgestrichen aus der Katholischen Kirche, sind gewaltig, es bleibt eigentlich nur noch die Ruine eines seichten Humanitarismus übrig, in der ein Erkerzimmerchen dann noch für Gott reserviert übrigbleibt.


 

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