Montag, 11. Dezember 2023

Was nicht in der Bibel stehen dürfte....skandalöse Aussagen

Was nicht in der Bibel stehen dürfte....skandalöse Aussagen


Gerade dem Reformator Luther bereitete der Jakobusbrief ein unerträgliches Kopf-weh, hatte er doch gerade seine neue Rechtfertigungslehre des „allein aus Glauben“ Gerechtfertigtwerdens allein aus der hl.Schrift konstruiert, da mußte er im Jakobusbrief schwarz auf weiß lesen: „Ihr seht,daß der Mensch aufgrund seiner Werke gerecht wird,nicht durch den Glauben allein.“ (2,24) In einer Fußnote kommentiert die Einheitsübersetzung diese Aussage so:“Jakobus wendet sich in diesem ganzen Abschnitt gegen eine mögliche Mißdeutung der paulinischen Lehre.“ Man hätte auch stattdessen kommentieren können, daß der Text sich prophetisch gegen die Lehre Luthers wendet, dem der Jakobusbrief so eine nichtschriftgemäße Lehre präsentiert.

Aber auch katholischen Lesern offeriert dieser Brief Schwerstverdauliches, wenn da zu lesen ist: „Ihr Ehebrecher, wißt ihr nicht,daß Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, wird zum Feinde Gottes.“ (4,4) Mit dem Terminus „Ehebrecher“ist hier, wie schon in den Texten des Alten Testamentes der Übertreter des Bundes mit Gott gemeint, der Gott untreu Werdende. Mit wem betrügt hier der Untreue Gott? Nicht wie im Alten Testament ist damit ein Fremdgehen mit anderen Göttern gemeint, dies Verständnis präsumiert nämlich den Glauben an die Existenz von vielen Göttern, sodaß eine Verehrung eines anderen Gottes tatsächlich als ein Untreueakt dem Gott Israels gegenüber angesehen werden konnte, sondern die Freundschaft zu dieser Welt ist ein Untreueakt.

Der Jesuit A. Arndt kommentiert in seiner Vulgataausgabe 1903 diese Aussage so:Mit der Freundschaft sei eine „falsche Begierlichkeit nach irdischen Gütern und Genüssen“ gemeint. Daß hier aber unter der Freundschaft eine „falsche Begierlichkeit“gemeint sein soll, dafür gibt es kein Anzeichen in dem Text, zumal dann doch wohl die „Freundschaft“ irgendwie negativ qualifiziert worden wäre, etwa als eine „falsche“. Auch hilft der dortige Verweis auf die Alternative von Gott oder dem Mammon dienen (Mt 6,24) nicht viel weiter, denn warum sollte die „Freundschaft mit der Welt“ ein Leben im Mammondienst meinen?

Die Welt, die hat doch Gott geschaffen, wie kann da die Liebe zu dem von Gott Erschaffenem eine Feinschaft wider Gott bedeuten? Sollten wir dann doch nicht mit Luther diesen Brief als un- wenn nicht gar antievangelisch abqualifizieren?Vielleicht hilft uns aber die Vulgataübersetzung: „dieser Welt“ weiter, die vom griechischen Text möglich wäre. „Diese Welt“, das wäre dann die Welt, so wie sie nach dem Sündenfall geworden ist, und die Gott beseitigen will, weil er eine neue Erde und einen neuen Himmel uns verheißt. Das, was Gott zum Untergang bestimmt hat, sollte dann der Christ nicht lieben sondern die zukünftige neue Welt mit ihrer neuen Erde und ihrem neuen Himmel.

Skandalös bleibt diese Aussage trotzdem, aber vielleicht ist er gerade deshalb auch eine wahre Aussage dieses Briefes, daß so der Gläubige aus seiner Verhaftung in diese Welt hinausgerufen werden soll, daß ihm diese jetzige Welt nicht seine Heimat ist. J. Gaarder erfaßt in seinem Roman: „Sofies Welt“ das platonische Anliegen so: „Auf den Fittichen der Liebe möchte die Seele >heim< in die Ideenwelt fliegen. Sie möchte aus dem >Kerker< des Körpers befreit werden“. (Kapitel: Birkely). Wenn nun statt des „Körpers“ „diese Welt“ gelesen würde und statt der „Ideenwelt“ die neue Erde und der neue Himmel, dann könnte verstehbar werden, warum die Freundschaft zu dieser Welt den Aufstieg zu dieser jenseitigen Welt verhindert und so eine Feindschaft wider Gott ist. Statt zu fliegen klebte der Freund dieser Welt an ihr und kann so nicht zu seiner wahren Heimat streben.

Aber trotzdem: Der Jakobusbrief ist nicht nur für Lutheraner eine schwere Kost, der gern gemieden wird, auch und gerade auch weil er die Heilsnotwendigkeit der guten Werke lehrt und nichts weiß von einer bedingungslosen Liebe Gottes allen Menschen gegenüber.

Corollarium

Seit der Parole: Vom Mythos zum Logos produziert der philosophische Diskurs Gottesvorstellungen, die Gott entmythologiesieren sollen, aber den Verdacht evozieren, Gott zum Produkt unseres Wunschdenkens zu machen: Wie hätten wir den gern UNSEREN gott!  

 

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