Ein Ausverkauf des christlichen Glaubens
Der Apostelfürst Paulus urteilte: „Wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben,sind wir erbärmlicher als alle anderen Menschen“. (1.Korin-ther 15,19). In der „TAZ“ konnte man nun am 29.11.2023 ein sehr aufschlußreiches Interview mit dem evangelischen „Theologen“ Steffensky lesen, (Theologe Fulbert Steffensky: „Wir müssen nicht die Letzten sein“) dem Ehemannes der allseits bekannt-berüchtigten verstorbenen „Theologin“ Dorothee Sölle,deren Kernanliegen eine radicale Modernisierung des Glaubens war, damit er für die Zeitgenossen wieder zumutbar würde. Der 90 jährige Exehemann sagt nun:
„… ja, sie und die vielen Toten, die vor mir gestorben sind, sie lehren mich, dass man sterben kann. Sie haben es gekonnt, so werde ich es auch können, mehr oder weniger gut. Es muss ja nichts vollkommen gelingen, nicht einmal das Sterben. Ich bin, wie sie, gegen die nur scheinbar tröstende Idee vom ewigen Weiterleben. Zur Größe des Menschen gehört es, die eigene Vergänglichkeit anzuerkennen, so sollten wir es auch mit dem Tod halten.“
Klarer und eindeutiger kann ein Nein zur christlichen Verheißung des ewigen Lebens nicht ausgesprochen werden. Der Tod, daß jeder Mensch sterben muß, das muß bejaht werden. Die Hoffnung auf ein ewiges Weiterleben wird dabei als Scheintrost abgetan: Wer wolle den wirklich ewig leben! Ob zu leben wirklich etwas Gutes oder ob nicht viel mehr das Nichtsein dem Sein vorzuziehen sei, diese Frage bildet den Hintergrund dieser Verneinung des ewigen Lebens. Der benutzte Terminus des Weiterlebens signalisiert, daß das Leben, so wie wir Menschen es auf Erden nun mal erleben und erleiden, als nicht ewig lebbar erwünschenswert erscheint.Daß das postmortale ewige Leben nicht einfach die Prolongierung unseres Erdenlebens meint,(wie es sich die „Zeugen Jehovas imaginieren), sondern ein erlöstes Leben verheißt, wird dabei völlig ausgeblendet. Das Leben, wie es nun mal ist, ist nicht erstrebenswert, ewig gelebt zu werden.
Nietzsche formulierte dazu seine Antithese mit dem Postulat der ewigen Wiederkehr des Gleichen: „Lebe jeden Augenblick Deines Lebens so, daß Du ihn ewig wiederholen möchtest“ als seine Strategie der Überwindung einer nihilistischen Lebensverneinung. Nicht ewig leben zu wollen, darin manifestiert sich die Dekadenz unserer Zeit, denn letztlich ist es doch gut, nicht mehr zu leben und deswegen den Tod zu begrüßen.
Wenn es nun kein Leben nach dem Tode gibt, kann dann Jesus jetzt noch leben? Bei modernistischen Theologen wie Frau Sölle findet sich darauf auch die verklausulierte Antwort: Nein. Jesu vorbildliches Leben soll weiterwirken, aber auch für ihn gilt die Endgültigkeit des Todes. Im Protestantismus hat die sogenannte „dialektische Theologie“ Anfang des 20.Jahrhundertes dies präfiguriert durch ihren Kampf wider die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele. Gaarder bringt das in seinem Buch: „Sofies Welt“ in dem Pauluskapitel so zum Ausdruck: „Aber das Christentum lehrt,daß es im Menschen nichts gibt - zum Beispiel auch keine >Seele<- was von sich aus unsterblich sei.“
Zur Natürlichkeit des Menschen gehöre so seine Sterblichkeit, besser gesagt sein Sterbenmüssen. (Zur Verdeutlichung: Nymphen können eines gewaltsamen Todes sterben, müssen aber nicht sterben, und könnten so auch unbegrenzt leben - so nach der zwölfteiligen finnischen Erfolgsserie: „Nymphs“, mehr als sehenswert) . Gott könne dann zwar aus reiner Gnade den Verstorbenen ein ewiges Leben gewähren, aber das wäre dann eine Zusatzgabe, die nicht zum natürlichen Leben des Menschen gehörte. Ja, dies postmortale Leben wäre genau genommen ein unnatürliches Leben und somit nicht mehr die Vollendung des natürlichen, da der Mensch ohne eine unsterbliche Seele zu sein, von seiner Eigennatur her zum endlichen Leben bestimmt ist. Wer also sein Todwerdensein bejaht, bejaht sein natürliches Leben als ein zum Sterbenmüssen bestimmtes. Die christliche Hoffnung auf das ewige Leben wird damit aufgegeben, aber damit auch die des Reich Gottes, denn kein schon Verstorbener kann daran noch einen Anteil bekommen, selbst wenn sich einmal in der Zukunft ereignen sollte.
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