Mittwoch, 27. Dezember 2023

Radicale Infragestellungen- oder stimmt was nicht mit unserem Leben?

 Ein Mensch träumte einmal: "er sei ein Schmetterling und fragte sich nach dem Erwachen,ob er nun ein Mensch sei,der geträumt habe,ein Schmetterling zu sein,oder ein Schmetterling,der jetzt träme,er sei ein Mensch." So erzählt es der chinesische Philosoph Dschuang Dsi. (zitiert nach: Gaarder, Sofies Welt, Kapitel: Die Postkarten. Solange ich träme, kann ich nicht erkennen, daß ich träume. Steht ein Wolf vor mir mit gefletschten Zähnen, mich als sein Mittagsmenü betrachtend, erleide ich träumend die Angst, die ich auch so erlitt, geschähe das im Realleben. Erst nach dem Erwachen erkenne ich, daß ich geträmt habe. Das verführt nun doch zu der Frage, ob auch mein ganzes Leben ein Traum sein könnte, aus dem ich erst im Tode aufwache, um es dann als einen Traum zu erkennen, in dem ich manchmal auch geträumt habe. 

Kurz davor zitiert Gaarder den Barockdichter Shakespeare so: "Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler.Sie treten auf und gehen wieder ab,sein Leben lang spielt einer manche Rollen durch sieben Akte hin." (aus: Wie es euch gefällt). Was wird aus den Schauspielern, wenn sie ihre Rolle ausgespielt haben? Im Barock konnte diese Frage noch respondiert werden: Das ewige jenseitige Leben, aber was kann der (post)moderne Mensch darauf antworten? 

Plotin, der bedeutende neuplatonische Philosoph, dem der hl. Augustin seine Hinwendung zum katholischen Glauben verdankte sagte zu dieser Causa: "Und was Mord und Totschlag aller Art betrifft...so soll man es anschauen wie auf den Gerüsten der Schaubühne,es ist alles nur Umstellen der Kulisse und Wechsel der Szene,und dazu gespielte Tränen und Wehklagen." zitiert nach: Norbert Fischer, Die philosophische Frage nach Gott, 1995, S.70f)

Dreimal wird uns so ein ähnlicher Gedanke zugemutet, daß das, was uns das Reale und Gewisse ist, gerade das nicht ist, ein Traum, ein bloßes Theater, sodaß die Frage nach dem wirklich realen Leben sich aufdrängt. Damit ist dann nicht einfach ausgesagt, daß es neben und über unser Realleben noch hinaus Leben gäbe, sondern das das erst das wahre ist, wenn es das denn gibt. Das ist die Kernvorstellung gerade auch der christlichen Religion als einer Erlösungsreligion. Sie will nicht, wie das verbürgerlichte Christentum unser Leben hier kommoder gestalten, sondern ist das Sehnen und Erhoffen eines ganz anderen Lebens, zu dem uns der Sohn Gottes den Zugang eröffnet hat.  

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