Donnerstag, 9. Mai 2024

Den Gottesdienst abschaffen, es kommt ja keiner mehr!

 

Den Gottesdienst abschaffen, es kommt ja keiner mehr!


Eine Kirchenreformavantgardisten bringt es auf den Punkt: "Er ist ein Relikt vergangener Zeiten". Pfarrerin fordert Abschaffung des Sonntagsgottesdienstes“. Kath de berichtet davon am 8.5.2024. Da nun mit fast 100 prozentiger Sicherheit fast alles, was reformorientierte Kräfte der EKD erwägen, neu aufgebrüht mit einiger Verzögerung der katholischen Öffentlichkeit als Überwindung des Reformstaues angepriesen wird, wissen wir nun, was auf uns zukommen wird. Wir schaffen einfach die Gottesdienste ab!

So urteilt diese evangelische Pfarrerin: "Es stellt sich also die Frage, ob man damit – um der wenigen und Älteren willen – kleinlaut weitermachen sollte, bis keiner mehr kommt", schreibt Jacobs, die nun Pfarrerin bei der Diakonie in Hildesheim ist. Dabei fragt sie, ob es nicht würdevoller wäre, einen "beherzten Schlussstrich zu ziehen und damit Zeit und Energie freizusetzen, die Kirchen so dringend brauchen".

Sie steht damit nicht allein. Die evangelische rheinische Landeskirche hat schon offiziell die faktische Bedeutungslosigkeit des Sonntagsgottesdienstes anerkannt. In der „Welt“ vom 22.2.2024 konnte man dazu in dem Kommentar: „Der evangelischen Kirche ist bald nichts mehr heilig“: „Die Landeskirche im Rheinland verabschiedet sich vom Sonntagsgottesdienst. Eigentlich müsste das ein Beben auslösen, doch die religiöse Indifferenz hat die Protestanten längst selbst erfasst. Vor lauter Sorge, den Anschluss an die moderne Gesellschaft zu verpassen, gibt sie ihren Glauben preis.“

Es soll nun thesenartig eine Rekonstruktion der Genese der Forderung nach der Abschaffung der Gottesdienste versucht werden.

Erstens: In der Theologie wird Gott so sehr als „vollkommen“ gedacht,als sich selbst allein genügend, daß nicht mehr erklärbar ist, warum für Gott Gottesdienste vollzogen werden. Die ursprüngliche Bedeutung des Gottesdienstes, daß da Menschen kultisch Gott dienen, kann so theologisch nicht mehr begriffen werden.

Zweitens: Das führt zu einem anthropozentristischen Gottesdienstverständnis, daß da Gott den Menschen diene, daß dann umgeformt wird zu,daß Pfarrer durch ihre Predigt und die Spendung der Gemeinde dienen, Gott also nur noch in der Predigt und den Sakramenten irgendwie vorkommt.

Drittens: Der Gottesdienst dient so allein den in ihr Anwesenden. Jetzt stellt sich die Frage der Aufwand-Nutzen-Relation:Lohnt sich der für die Durchführung aufgewandte Aufwand angesichts des Nutzens? Um den Nutzen quantifizieren zu können, wird die Anzahl der Gottesdienstbesucher gezählt und in eine Relation gesetzt zu der Quantität des Aufwandes. Das Auszählergebnis fällt für diese Pfarrerin eindeutig aus: Es lohne sich nicht, die Gottesdienste seien eine reine Ressourcenverschwendung.

Im Protestantismus konnte dieser Irrweg problemlos beschritten werden, weil Luther das kirchliche Meßopfer abgeschafft hat, das nun mal das Zentrum des christlichen Gottesdienstes,Gottesdienst im ursprünglichen Sinne begriffen, das Meßopfer ist.Ursprünglich gab es im „Alten Bund“ nur den einen Tempelopferkult zu Jerusalem und ihn vorbereitende kultische Opfer,bevor der Jerusalemer Tempel erreichtet worden war. Als das jüdische Volk im Babylon exiliert war, durfte es da keinen Tempel errichten und konnte Gott da keine Gott wohlgefälligen Opfer darbringen. Der Synagogengottesdienst stellt so ein Surrogat für den Tempelkult dar mit der Primäraufgabe der Belehrung der Gemeinde, ursprünglich: Warum Gott uns strafte, exilierte und wie wir nun zu Gott wieder umkehren müssen. Diese Dualität gab es bis zur Zerstörung des Jerusalemer Tempels 70 n.Chr. Dann konstituierte sich die jüdische Religion, die nur noch den Synagogengottesdienst kennt. Das Christentum entwickelte eine Gottesdienstform als die Einheit des Wortgottesdienstes und des Meßopfergottesdienstes. Luther destruierte nun diese Einheit, indem für ihn allein der Wortgottesdienst, dessen Ursprung die Synagoge ist.

Damit ist die Tendenz mitgesetzt, den Gottesdienst rein anthropozentristisch zu verstehen. Wenn nun aber so wenige Menschen diese Dienstleistung für sich in Anspruch nehmen, warum soll sie dann noch erbracht werden? Fernsehsender streichen selbstverständlich Sendungen, wenn zu wenige sie anschauen, wenn die Einschaltquote nicht stimmt. Und so solle nun die evangelische Kirche mit ihrem unbeliebten Programmangebot des Gottesdienstes auch verfahren.

Zur Information:Der Stanspunktkommentar von Kath de am 10.5.2024 meldet: "Knapp sechs Prozent der Katholiken und etwa zwei Prozent der Protestanten besuchen regelmäßig den Sonntagsgottesdienst." 

Zusatz:

In Genf soll sich dies ereignet haben: Ein Bauer sprach zu dem Reformator Calvin: "Die neue Lehre habe ich verstanden, ich weiß nun, was ich als Evangelischer zu glauben habe und wie ich mein Leben führen soll. Da brauche ich doch nicht mehr zum Gottesdienst zu kommen!" Calvin wußte sich da nicht anders zu helfen, als den Nichtbesuch des Gottesdienstes unter Strafe zu stellen.


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