Skandalöse Aussagen des Neuen Testamentes und wie man in der Kirche damit umging und umgeht!
„Liebt nicht die Welt, und was in der Welt ist! Wer die Welt liebt,hat die Lieb zum Vater nicht!“ So steht es geschrieben im 1.Johannesbrief, 2,15.Diese Aussagen nahmen viele Christen ernst und es ist keine Übertreibung, wenn geurteilt wird, daß, wenn es diese Aussage in der hl.Schrift nicht geben würde, kein kirchliches Mönchtum hätte entstehen können. Die Klostermauern schlossen die Welt aus und der Mönch lebte schon auf Erden außerhalb der Welt in seiner Klausur. Als nun das 2.Vaticanum die Liebe zur Welt und die Welt als den Ort entdeckte,wo zuvörderst der Christ sein Leben zu führen habe,beraubte das der Theologie des Klosters ihrer Substanz: die Flucht aus den Klöstern in die Welt hob dann an und ruiniert jetzt das einstige Zentrum der katholischen Frömmigkeit.
Auch gab es keineswegs unüberzeugende Versuche, diese Aussage wegzuexegetisieren, R. Bultmanns Deutung der johanneischen Theologie aunehmend und radicalisierend, daß die sich in eine gefährliche Nähe zur Gnosis begeben habe.Der Gnosis läge ein Dualismus zugrunde, der von Geist und Materie, vom Erlöser- und vom Schöpfergott. Die Seele, die Geistseele sei eingefangen, eingekerkert worden in die Materie, in die Gottferne und der Erlöser sei nun aus dem Jenseits in die Welt gekommen, um uns Menschen aus ihr heraus zu befreien,zurückzuführen in unsere Heimat, die wir gar ob unserer Welteingebundenheit gar vergessen hätten. Der Erlösergott befreite uns so aus der Welt des Demiurgen, der die Materiwelt erschuf, die uns gefangen hielte, sodaß wir des Erlösers aus der Heimat herabkommend bedürfen, um zurückzufinden in die Welt des Geistes. Daraus ergäbe sich dann denknotwendig die Antithetik von der Liebe zu Gott zur Liebe zur Welt.
Aber die johanneische Theologie widersetzt sich diesem Dualismus doch,indem an dem Glauben an der Einheit des Schöpfer- und Erlösergottes festgehalten wird,klar formuliert im Anfang des Johannesvangeliumes,Joh 1,1 bis 1,17, einer der schönsten Stellen des Neuen Testamentes. Aber es bringt dann doch einen sekundären Dualismus hervor, den zwischen der gefallenen Welt, der ursprünglich guten, die sich dann aber der Wahrheit verschließt und der Kirche,das ist der Gegenpol zur Welt, weil in ihr die Wahrheit geglaubt wird.Dieser Dualismus ist kein ontologischer sondern ein geschichtlich kontingent gewordener zwischen der Welt als die sich der Welt verschließende, die so erst zur Welt wird und der Kirche, die ihr Sein als ein Nichtvonderwelt her hat.
Somit eröffnet dieser johanneischer Dualismus auch eine ganz andere Option für den Umgang mit dieser Welt:“Denn alles,was von Gott stammt,besiegt die Welt.Und das ist der Sieg,der die Welt besiegt hat:unser Glaube.“ 1Joh 5,4. Dem Projekt der Weltflucht in die mönchische Klosterexistenz konnte nun das Thron-und Altarbündnis der Konstantinischen Epoche entgegengesetzt werden: Die Welt sollte besiegt werden, indem sie durch die Kirche christianisiert wird. Das „geistliche Schwert der Kirche“ sollte dabei das „weltliche Schwert des Staates“ führen, damit durch die Cooperation von der Kirche und des der Kirche sich subordinierenden Staates die Welt entweltlicht werden sollte durch ihre Verchristlichung.
Das Symbol dieses Projektes was die Tiara, die Papstkrone. Darin manifestierte sich der Glaube, daß der Glaube die Welt besiegen kann.
„Jahrhundertlang trugen die Päpste Tiara. Bis heute ist die Dreifachkrone ein bedeutendes Symbol kirchlicher und weltlicher Macht. Seit Papst Paul VI. seine Tiara 1964 ablegte, tragen die Päpste sie nicht mehr.“, heißt es lapidar in dem Artikel:“Der Papst und die Tiara“ der Internetseite: planet wissen. „Papst Benedikt XVI.war der erste Papst seit Jahrhunderten, der ganz auf die Tiara als Symbol verzichtete. Bis zu seinem Amtsantritt war sie zumindest noch auf den Wappen seiner Vorgänger zu sehen gewesen. Benedikt XVI. ersetzte jedoch das Zeichen der Macht durch die einfache Mitra – die Bischofsmütze“.
Lassen wir hier den polemischen Gebrauch des Begriffes : Macht erst mal auf sich beruhen und konzentrieren uns auf die Frage: Was bedeutet die Ablegung der Tiara für das Projekt der Entweltlichung und Verchristlichung der Welt? Das ist offenkundig die Absage an dies Projekt. Deshalb kann nun die Kirche sich auch entmächtigen, denn ist dies Projekt aufgegeben, kann die Kirche auch der Macht entsagen, dies Projekt durchzusetzen. Die Welt zu besiegen wird aufgegeben und die Welt und der Staat in ihre Autonomie entlassen. Die sich autonom verstehende Welt wurde so sanktioniert und die Kirche wollte nur noch ein Element in der pluralistisch sich gestaltenden Gesellschaft sein.
Nun drängt sich der Verdacht auf,ob nun etwa die Welt beginnt, die Kirche zu besiegen,indem sie die Kirche zu einem Subsystem der modernen oder postmodernen Gesellschaft umformt. Dann wäre die nachkonziliare Kirche die sich verweltlichende. Vor lauter Liebe zur Welt verlöre sie so ihre Liebe zu Gott, wie es in dieser so anstößigen Passage des Johannesevangeliumes heißt:„Liebt nicht die Welt, und was in der Welt ist! Wer die Welt liebt,hat die Lieb zum Vater nicht!“
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