Freitag, 17. Mai 2024

Wo ich als Christ mein Kreuz nicht machen darf oder: Daß der Christ, weil er an seine unsterbliche Seele glaubt, asozial zu sein hat!

 

Daß der Christ, weil er an seine unsterbliche Seele glaubt, asozial sein soll!



Kath net offenbart uns neue für die anstehenden Wahlen geradezu revolutionäre Kriterien für die Wählbarkeit von politischen Parteien in dem Artikel: „Rote Linien dürfen nicht überschritten werden“ vom 16.5.2024.

Welcher Partei gebe ich meine Stimme? „Es gibt einfach Sachen, die sind in sich schlecht. Völkischer Nationalismus ist in sich schlecht, Abtreibung ist in sich schlecht.“ Tipps für die Europawahlen von Zisterzienserpater Isaak M. aus Neuzelle.“ Selbstverständlich ist mit dem „völkischen Nationalismus“ die AfD gemeint, sodaß hier Kath net ganz im Einklang mit den deutschen Bischöfen diese Partei für unwählbar erklärt. Wenn nun aber auch die Bejahung der Abtreibung als Kriterium der Nichtwählbarkeit genannt wird, hat das zur Folge, daß keine der antretenden Parteien wählbar ist. (Die „Christliche Mitte“, die dann noch wählbar gewesen wäre, tritt ja zu Wahlen nicht mehr an.)

Aber wie begründet nun dieser Pater sein „Nein“ zum „völkischen Nationalismus“? Ein grundlegendes christliches Prinzip sei, dass wir eine unsterbliche Seele haben. Dies sei der Grund, warum der Einzelne, das Individuum der Gemeinschaft übergeordnet und nicht kollektiven Interessen untergeordnet sei. Soziale Konstrukte und Staaten sind vergänglich, die menschliche Seele jedoch unsterblich, und aus diesem Grund hat sie Priorität.“

Das ist nun radicalster Liberalismus.Ganz in der philosophischen Tradition des Nominalismus fussend kennt dieser Liberalismus nur den Einzelnen (wie auch nur die Einzeletwasse) als wirklich seiend an, während alle Abstraktbegriffe nicht auf etwas Wirkliches sich beziehen, sondern nur Ideenkonstrukte seien. So existiert keine „Gemeinschaft“, auch kein Gemeinwohl, das verzeichnet dieser Liberalismus als eine Art Kollektivismus und selbst den Staat soll es nur als ein soziales Konstrukt geben. Für den Nominalismus kann es tatsächlich nicht einmal den „Staat“ geben, denn es gibt nur einzelne Regierer, die dann auch gemeinsam regieren können, wenn dabei die Einzelheit des Regierers betont wird.

Nur der Einzelne zählt und alles Soziale wäre dann schon eine Bedrohung des Einzelnen. Der so vereinzelte Einzelne kann so weder als Glied der Kirche, des Volkes Gottes noch als das Glied eines Volkes noch einer Familie gedacht werden, da er als Einzelner stets über solchen Sozialordnungen steht, stets nur sich selbst verpflichtet. Der Anarchist Max Stirner wäre begeistert,hätte man ihm das als das Kernstück der christlichen Religion angepriesen. Sein Hauptwerk: „Der Einzige und sein Eigentum“ ist nun eine Apotheose der bürgerlichen Freiheit, die ihre Grenze nur in der Freiheit des Anderen findet und die den Egoismus als die alles vorantreibende Kraft glorifiziert. Heute vertritt das in gemäßigter Form nur noch die traditionell antisozial ausgerichtete FDP, aber die englische Regierungschefin M. Thatcher darf wohl als das Musterbeispiel einer solch radicalliberalen Politik angesehen werden. Faktisch hielt sie die Sozialpolitik für eine kommunistische Erfindung.

Für den Einzelnen kann und darf somit jede Sozialgemeinschaft, die ja nur zu dekonstruierende Sozialkonstrukte sind, nur ein Mittel zur Realisierung seiner individualistischen Privatinteressen sein, denn es existiert ja für mich nur mein Ich und mein Interesse! Dies Ich einer dem Ich übergeordneten Gemeinschaft unterzuordnen wäre ja eine Beeinträchtigung der Freiheit des Iches. Im Begriff des Eigentumes findet dies Freiheitsverständnis seine Krönung. Eigentum ist das, was nur für mich ist und dessen Genuß durch keinerlei angeblich sozialer Verpflichtungen eingeschränkt werden dürfe.

Das hat nun mit einer christlichen Ethik überhaupt nichts zu tuen, sondern ist einfach nur ein Exzeß liberaler Ideologie.

Daß für diesen Exzeß nun gar der Glaube an die unsterbliche Seele als Legitimierung hergenommen wird, ist geradezu grotesk. Ein Blick in die Staatsphilosophie Platons, der nun als der Lehrer der Unsterblichkeit der Seele gilt, beweist das. Nicht zu Unrecht verurteilt Popper ihn als den philosophischen Feind der liberalen, von ihm als offene Gesellschaft genannten Staatsordnung.Gilt für die christliche Sozialethik der Vorrang des Allgemeinwohles den Parikularinteressen gegenüber ganz im Geiste Platons, so behauptet der radicale Liberalismus, daß es gar kein Gemeinwohl gäbe,da es ja auch keine Sozialgemeinschaften gäbe, sondern nur ein Meer von Privatinteressen, die dann durch Verträge Interessensausgleiche erwirkten ganz gemäß der Struktur der freien Marktwirtschaft.

Um also die AfD als nicht wählbar zu markieren, vertilgt dieser radical liberalistische Ansatz den Menschen als Sozialwesen, der als solcher auch immer ein Volksangehöriger ist, um ihn zu einen egozentrischen Bourgeois umzuformen.

Philosophisch kann der Liberalismus den Menschen nicht begreifen,bedeutet doch schon die Aussage: "Das ist ein Mensch", daß er ein individuiertes Allgemeines, ein Fall des Menschseins ist und somit schon nicht einfach nur etwas Einzelnes, sondern immer auch ein Allgemeines, ein Menschsein. Aristoteles erfaßt so den Menschen als Zoon politikon, als ein Wesen, dem es konstitutiv dazugehört, Glied von sozialen Gemeinschaften zu sein, der einer Familie und der eines Volkstumes. Erst die völlige Entfremdung von diesem dem Menschen eigenen Sozialleben produziert die Vorstellung des isolierten allein für sich seienden Menschen.

Dabei hätte Kath net es sich doch einfacher machen können, um die Nichtwählbarkeit der AfD zu begründen: Diese Partei unterstütze nicht die Natokriegspolitik  gegen Rußland, und das sei unverzeihbar!

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