Dienstag, 28. Mai 2024

Ein Theologe verspricht sich und spricht das Geheimnis der zeitgenössischen Theologie aus -oder die Wiederkehr der "politischen Theologie"

 

Ein Theologe verspricht sich und spricht das Geheimnis der zeitgenössischen Theologie aus



Angesichts der öffentlichen Wahrnehmung,dass Religion potenziell gefährlich ist und deshalb,zugespitzt formuliert, der Domestikation bedarf,bin ich davon überzeugt, dass die Theologie auch deshalb unverzichtbar ist, um die kritische Selbstaufklärung in den je eigenen Religionsgemeinschaften zu leisten. Wissenschaft steht im Dienst der Aufklärung, und die akademische Theologie bietet einen Schutz vor religiösem Fundamentalismen -religionsintern und politisch.“

So steht es geschrieben in dem Beitrag:“Wir Theologen haben uns das Lehramt stehlen lassen“ des Sonderheftes: „Theologie“ der „Herder Korrespondenz“ 2024, S.8. Die „Herder Korrespondenz“ gehört nun bekanntermaßen der großen Armada der politisch korrekt ausgerichteten Schlachtschiffe an, deren Kernanliegen die Bekämpfung alles Abweichlertumes ist, damit wir alle eins werden in diesem Geist der Politischen Korrektheit. Auch innerkirchlich gilt es, sie von jedem oppositionellen Denken zu purifizieren.

Was trägt nun diese Aussage zur Erhellung des Selbstverständnisses der akademischen Theologie bei? Das hier Geäußerte soll die universitäre Theologie als eine auch in unserer Zeit berechtigt an den Universitäten existierende Wissenschaft legitimieren. Sie sei gesellschaftlich nützlich und darum für die heutige Gesellschaft systemrelevant.Die Gesellschaft würde nämlich durch religiöse und politische Fundamentalismen bedroht, der mitdenkende Leser assoziiert dabei sofort den sog. „Rechtspopulismus“ und die „rechten“ Tendenzen in der Kirche,etwa die fundamentalistischen Abtreibungsgegner oder Verächter der Einführung des Frauenpriestertumes, um nur zwei der innerkirchlichen Fundamentalismen zu markieren.

Die beste Lösung wäre nun, wenn die Theologen sich das Lehramt der Kirche zurückerobern könnten, das ihnen das vermaledeite 1. Vaticanum geraubt hatte, um dann so die Kirche auf den „rechten“, nein natürlich allein selig machenden linksliberalen Kurs zu bringen, aber bis das geschieht, muß die akademische Theologie erstmal alle Fundamentalismen in und außerhalb der Kirche bekämpfen. Die „Aufklärung“ wird dabei treffend als die Domestikation der christlichen Religion begriffen, mit dem Potential, so jede Religion domestizieren zu können.Ein Jahrhundert an innerchristlichen Religionskriegen, ihren Gipfel im 30 Jährigen Kriege findend, beweise hinreichend die potentielle Gefährlichkeit der christlichen Religion im Besonderen und der aller im Allgemeinen. Die Religionen müßten also domestiziert und das heißt auch devitalisiert werden: Niemand möge seine Religion so ernst nehmen, daß er wegen ihr gegen Andersgläubige streite. Vor einiger Zeit las ich in einem Illustriertenartikel, ungefähr betitelt mit: „Wie vermeide ich,ins Fettnäpfchen zu treten!“ den Rat: „Rede nicht über Religion und wenn Du glaubst, nicht über den, denn das könnte einen Streit evozieren!“ Die Religion sei also so zu domestizieren, so in ihren Wahrheits- und Geltungsansprüchen zu relativieren, daß sie als vergleichgültigte jedes Konfliktpotentiales beraubt ist.

Aber dem steht jede fundamentalistisch sich verstehende Religionsauffassung entgegen, die sich als wahr, als einzig wahr oder als wahrer versteht als die anderen Auffassungen. So muß jeder Fundamentalismus bekämpft werden als die Vorstellung, es existierte eine erkennbare und erkannte Wahrheit.

So gehört es nun zum Kerngeschäft der akademischen Theologie, alles von der Kirche je als wahr Gelehrtes zu dekonstruieren als eine Hypostatisierung zeitgeschichtlich bedingter Vorstellungen über Gott und die Welt. „Alles fließt!“, hieß es doch schon bei Heraklit: Es darf keine absoluten Wahrheiten geben, wer solche als von sich erkannte behauptet und lehrt, sei eben ein Fundamentalist.Das Kerngeschäft sei also die Vergleichgültigung aller Wahrheitsansprüche der Kirche, die so dazu befreit wird, sich für alles Zeitgeistgemäße zu öffnen, da es für sie keine ewigen fundamentalistischen Wahrheiten existieren, die ihr die Aufnahme des Zeitgeistgemßen sich widersetzen könnte.

Das Gediegene oder nüchterner gesprochen das Gesellschaftsrelevante ist nun das klare Feindbild dieses Domestikationsvorhabens. Der Devitalisierung der Religion stellt sie das Vorhaben der Revitalisierung entgegen in ihrem Kampfaufruf gegen das Nichtolerierbare, das nun vehement auszuschließen ist aus dem öffentlichen Diskurs:Mit Fundamentalisten, Rechten, Traditionalisten etc redet man nicht,man schreibt nur über sie, um sie zu bekämpfen. Diese seien eben unwissenschaftlich und darum können und dürfen die nicht am Diskurs teilnehmen.

Die akademische Theologie ist also durch ihre gesellschaftspolitische Relevanz legitimiert, indem sie der Feinderklärung des politischen Diskurses Folge leistend, die bekämpft, die die Politik bekämpft. Der ehemalige EKD- Vorsitzende Bedford -Strom konkretisiert dies Anliegen in seinem Beitrag zur Legitimierung der akademischen Theologie : „Gegen den Selbstbetrug“ so: Sie könne die Regierungspolitik unterstützen dadurch, daß sie „wieder an die Verantwortung für einen humanen Umgang mit Flüchtlingen“ erinnert „gegenüber populistischen Bewegungen.“ Jede Kritik an der Regierungspolitik in dieser Causa sei eben widerchristlich.

Bei dem Linken-Politiker Ramelow ist diese politische Dienstleistung der Kirche mit ihrer Theologie gut angekommen: „Ramelow würdigt Einsatz der Kirchen gegen Rechtsextremismus. Er fühle sich durch die Ansagen der Kirchen bestärkt“ konnte Kath de am 24.5. befriedigt melden. Die antifaschistische SED,jetzt umgefirmt zu der Partei der „Linken“ wußte eben, daß gegen Rechts „Brandmauern“, sprich : der „Antifaschistische Schutzwall“ von Nöten sind,um intolerables Denken auszugrenzen.

Zusatz:

Einst wurde gegen das Konzept der "politischen Theologie " polemisiert, Eusebius von Caersarea galt wegen seiner positiven Beurteilung des Kaiser Konstantins als der Exponent einer staatshörigen Theologie- vgl dazu Carl Schmitt: Politische Theologie, aber nun revitalisiert sich diese Art von politischer Theologie in ihrem Ringen um eine gesellschaftspolitisch relevante Kirche. Kardinal Marx praktiziert diese politische Theologie nun schon mustergültig:"Er könne AfD-Funktionäre in kirchlichen Gremien nicht akzeptieren. Kardinal Marx: Verzicht auf christliche Traditionen fördert Radikale". Die christliche Religion empfiehlt sich so als ein Schutz gegen Rechts und somit die Kirche als eine systemrelevante Kraft.

:



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen