Montag, 6. Mai 2024

Machen die „Guten“ die Welt „schlechter“? Eine Kritik- Ist die Sanftmut und der Verzicht auf Gewalt ein Weg zu einer besseren Welt?

 

Machen die „Guten“ die Welt „schlechter“? Eine Kritik



Nichts klingt wohl abstruser als die Aussage, daß die „Guten“ schuld daran wären, wenn die Welt ärger wird. „Euer Problem war,dass ihr zu wenig Militär hattet.Ihr wart zu friedfertig.“ heißt es in dem Roman:“Die Geheimnisse der Elnvan“ von Michelle Stern,Perry Rhodan Band 3268, S.48.Wer „friedfertig“ ist, der gehört doch zu den „Guten“. Weil die so Angeredeten „zu friedfertig“waren, wurden sie das Opfer eines Angriffkrieges, sie verfügten über ein Zuwenig an militärischer Verteidigungskraft und waren so prädestiniert, von einem militärisch Überlegenen angegriffen zu werden.

Nun steht aber in der Betrachtung: „Von der Sanftmut“ (Michael Sintzel, Maria, meine Zuflucht und mein Trost, 1918, S.177- einem Meisterwerk christlicher Frömmigkeit): „Denn wie ein Federkissen die Gewalt eines geschleuderten Steines bricht,so bricht auch ein sanftmütiger Mensch die Gewalt des Zornes und Unwillens,wenn er ein sanftes und friedliches Wort zurückgibt.“ Das könnte als einer der Grundirrtümer der pazifistischen Gesinnung bezeichnet werden. In der Bergprdigt heißt es nun zwar, richtig übersetzt:“Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“(Mt 5,4), aber es heißt da eben nicht: weil sie durch ihre Sanftmut die Welt friedfertiger machen, sondern daß Gott das ihnen mit dem ewigen Leben lohnen wird.Die Bergpredigt ist eben kein Programm zur Humanisierung und Verfriedlichung der Welt, sondern entfaltet den Psalm 15: „Die Bedingungen für den Eintritt ins Heiligtum“, so die angemessene Titulierung dieses Psalmes in der Einheitsübersetzung.

Die Alltagspraxis des Mobbings: Wer am wenigsten beißt, wird am meisten gebissen, ist geradezu dazu prädestiniert, ein Opfer der Mobbinglust der Anderen zu werden. Die Starken vergreifen sich an den Schwachen und je schwächlicher jemand ist, desto öfters wird er angegriffen. Nun könnte man erwidern, daß der Sanftmütige ja nicht schwächlich sein müsse, vielmehr verzichte er auf ein aggressives Verhalten. Aber genau dann erscheint er als schwächlich und wird so zum Vorzugsobjekt aggressiven Verhaltens ihm gegenüber.

Wenn es keine wirklich zum Bösen geneigte Menschen gäbe, wenn das Böse wirklich nur ein Mangel an Gutem wäre, dann könnte vielleicht ein sanftmütiges Verhalten die Aggressivität der Anderen reduzieren.Wenn dem Bösen in der Welt nicht ein Widerstand entgegengesetzt würde, würde die Welt sich in kürzester Zeit in eine Hölle verwandeln. Darum regiert Gott ja auch die Welt durch das Schwert des Staates, um so das Böse einzudämmen. Gott ist eben ein Realist,der weiß, daß allein durch Vernunftargumente ein böser Mensch nicht vom Bösen abzuhalten ist.

Nun könnte gefragt werden: Warum gibt es in der Welt nicht nur „gute Menschen“, allein das „Gute“, sodaß dann alle „sanftmütig“, und „friedfertig“ wären. Ein simpler Gedanke kann darauf eine Antwort geben. Unter dem Betrag versteht man im mathematischen Denken die Entfernung der Anzahl der Einheiten von O. Der Betrag 500 ist 500 Einheiten von 0 entfernt. Aber die Entfernung von 0 ist stets eine Entfernung in einer Richtung von 0, entweder als plus 500 oder als minus 500. Das Vorzeichen allein qualifiziert den Betrag zu etwa einem positiven Guthaben, 500 Euro liegen auf meinem Bankkonto oder ich habe 500 Euro Schulden. Die ganze Welt bestünde nur aus nicht qualifizierbaren Beträgen,gäbe es weder das Gute= plus noch das Negative=minus. Existierte in der Welt nicht einmal die Möglichkeit des Negativen, es gäbe auch nicht die Möglichkeit des Positiven.

Omnes determinatio est negatio“: Das Gute ist nur als die Negation des Bösen.Damit es aber das Gute bleibt, hat es stets auch das Negative zu negieren,um gut zu sein. Dies setzt der Sanftmut eine Grenze, denn Gott verhält sich auch nicht sanftmütig dem Teufel gegenüber.



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