Irrungen und Wirrungen des Papstes Franziskus und seines Kritikers Kardinal Müller
Papst Franziskus offenbarte sich, stellte klar, wo er steht:„Wenn ich das Evangelium soziologisch betrachte, dann ja, dann bin ich ein Kommunist, und auch Jesus ist einer.“ Mit diesem Diktum erklärt Papst Franziskus die Intention des Evangeliums. Damit rückt er den Kommunismus nahe an das Christentum, ja, stellt es auf eine Stufe, da jener eine Intention aufweisen soll, die mit derjenigen des Christentums kompatibel sei.“ So steht es geschrieben auf Kath net: „Kirche und Kommunismus: Gedanken über ein Bekenntnis von Papst Franziskus“ am 14.5.2024. Als der Kritiker fungiert dann in diesem Artikel Kardinal Müller.
Offenkundig ist mit dem Evangelium nicht das Neue Testament und mit Jesus nicht Jesus Christus gemeint, sondern durch eine soziologische Lesart verwandelt sich das Evangelium in das „Kommunistische Manifest“ und Jesus Christus in den Kommunisten Jesus. Diese soziologische Betrachtung ist somit nichts anderes als ein anderer Namen für die marxistisch fundierte Befreiungstheologie Lateinamerikas.Das soziologisch soll dann wohl eine leichte Distanzierung andeuten, daß die marxistische Interpretation des Evangeliumes eine, aber nicht die einzig mögliche sei, daß sie vielleicht durch andere zu ergänzen sei. In kirchenpolitischer Hinsicht läßt sich dies Papstvotum leicht aufschlüsseln: Er kritisiert damit das linksliberale Reformlager, indem er eine linkspolitische Ausrichtung der Kirche einfordert. Das macht seine Distanz zu der Reformagenda des „Synodalen Irrweges“aus, der er a) eine Kaprizierung auf die innerkirchlichen Probleme vorwirft, sodaß b) das sozialpolitische Engagement sträflichst vernachlässigt wird. Simpler formuliert: Die Linksliberalen kümmern sich um Schickeriaprobleme, er,der Papst will eine Linkskirche, die auf Seiten der „Unterdrückten“ und „Ausgebeuteten“ kämpft.Eine Klassenkampfrhetorik soll die Fixierung auf den Sex als das Wichtigste im Leben überwinden.
Nun steigt Kardinal Müller in den Ring! Die kommunistische Ideologie ist atheistisch, stellt der Kardinal fest und darin kann ihn niemand widersprechen. Damit drängt sich eine Frage auf: Wie konnte dann der Marxismus und der Marxismus-Leninismus isb als die kommunistische Ideologie für Christen, die nun mal notwendigerweise Theisten sind, attraktiv werden? Ich möchte vorschlagen, die kommunistische Ideologie als ein illegitimes Kind der christlichen Religion zu begreifen. Die Reich Gottes Vorstellung wird dabei säkularisiert und zu der Aufgabe der revolutionären Politik umgedeutet. Aus der Reichs-Gottes-Arbeit wird dann die revolutionäre Praxis des Erstrebens des Endzieles, einer säkulariserten Version des Reich Gottes. Den Emergenzpunkt bildet die Vorstellung, Gott,bzw Jesus Christus hätte nur unsere Hände,um Gutes in der Welt zu wirken. Die Religion reduziert sich dabei faktisch auf die innere Motivation zum Tuen des Guten, denn Gott selbst wirke ja nicht, sondern nur noch als ein innere Motivator. Somit kann man dann zu einer rein atheistischen Praxis sich zuwenden, zu wirken, als wenn es Gott nicht gäbe, wie dann Bonhoeffer verkürzt zitiert noch hinzugefügt werden kann.
Aber auf so eine Rekonstruktion der Affinität der christlichen Religion zu jeder politischen Erlösungsideologie verzichtet der Kardinal. Er zitiert dann Lenin: „Wladimir I. Lenin, der Gründer der Sowjetunion und Leitfigur der atheistischen Neuen Weltordnung, zog schon 1905 in seinem Text „Sozialismus und Religion“ die rücksichtslose Konsequenz des marxistischen Atheismus: „Das revolutionäre Proletariat wird durchsetzen, dass die Religion für den Staat wirklich zur Privatsache wird. Und unter diesem, vom mittelalterlichen Moder gesäuberten politischen Regime wird das Proletariat einen breiten und offenen Kampf führen, um die ökonomische Sklaverei, diese wahre Quelle der religiösen Verdummung der Menschheit, zu beseitigen.“
Das ist eindeutig das Kernanliegen der kommunistischen Politik.Nur vergißt der Kardinal bei dieser Fixierung auf den Kommunismus als dem Feind schlechthin, daß nach dem Ende des 1.Weltkrieges, dem Ende der Konstantinischen Epoche des Thron-und Altarbündnisses in der Folge des Sturzes der letzten christlichen Monarchien Österreichs, Deutschlands und Rußlands in ganz Europa die Religion zur Privatangelegenheit des Staatsbürgers degradiert wurde und daß das 2.Vaticanum dieser Verprivatisierung der christlichen Religion zustimmte! Symbolisch steht dafür die Absetzung der päpstlichen Krone, der Tiara. Der bürgerliche Liberalismus im Bunde mit der innerkirchlichen Deformbewegung des Modernismus besiegte so die Kirche und verformte die christliche Religion zu einer bloßen Privatangelegenheit, grundgelegt in den Menschenrechten, daß die Religion als etwas Gleichgültiges anzusehen sei.
Nun entdeckt der Kardinal eine neue Gestalt des Urfeindes, den Neomarxismus. Ursprünglich wird darunter die Bestrebung verstanden, den Marxismus von seiner leninistisch-stalininistischen Interpretation zu befreien, um einen westlichen, nicht östlichen zu konstruieren. Rosa Luxemburg, Georg Lukacs galten da als Ansätze eines nicht leninistischen Marxismus. Aber diese Richtung hat der Kardinal nicht im Auge, wenn er vom „Kulturmarxismus“ spricht. Der Begriff des Kulturmarxismus ist nun ein Widerspruch in sich selbst wie der eines eckigen Kreises. Alle Marxismen gehen davon aus, daß die Kultur ein Überbauphänomen ist, bedingt durch die Basis der Ökonomie, wie diese gesellschaftlich gestaltet ist, sodaß radicale Veränderung eine Revolutionierung der Basis verlangen, worauf dann auch die Kultur sich ändern könne. Der Kulturmarxismus dagegen bejaht die kapitalistische Grundordnung, will sie dann aber sozialer gestalten und kapriziert sich dann auf die Kritik der bürgerlichen Kultur, die sie der Unterdrückung der individuellen Freiheit, isb im Bereich der Sexualität bezichtigt. Das ist nun das genuine Anliegen des Liberalismus und isb des Feminismus, der der bürgerlichen Kultur die Unterdrückung der Frau vorwirft. Der Kulturmarxismus ist so die völlige Absage an dem Marxismus und eine Hinwendung zu einem radicalen Liberalismus, isb in der Ausformung des Feminismus. Dieser kann nun auf viele Erfolge verweisen: das Recht zur Kindestötung im Mutterleibe, der recht erfolgreiche Kampf gegen die Ordnung der Ehe und der Familie. Der heutige Liberalismus sieht seine Hauptaufgabe in dem Kampf gegen den Nationalstaat, der Ordnung der Völker,um die Erde zu einem einzigen freien Wirtschaftsmarkt zu vereinen. Aber von diesem Feind will weder Kath net noch der Kardinal etwas wissen und das obzwar die vorkonziliare Kirche so einstimmig vor dieser Ideologie gewarnt hat und sie in der innerkirchlichen Reformbewegung des Modernismus auch bekämpfte.
Noch skurriler ist es nun, wenn der Kardinal von den Verfolgungen der Kirche durch die Faschisten und Kommunisten redet, aber die Verfolgung durch den Islam nicht erwähnt. Im faschistischen Spanien unter Franco hat es überhaupt keine Verfolgungen gegeben, dafür stand Franco der Kirche viel zu positiv gegenüber und das faschistische Italien erbrachte Rom Verträge, die der Kirche sehr nützlich waren, wurde doch gar der katholische Glaube als der des italienischen Staates anerkannt. Bliebe nur Hitler, der aber kein Faschist war! Lenin bekämpfe zwar die Kirche, aber Stalin stellte diesen Kampf spätestens 1941, als er zum großen vaterländischen Krieg aufrief, ein. Und auch in China werden nicht einfach die Christen verfolgt, sondern als „Patriotische Kirche“ anerkannt und nur die „Untergrundkirche“ bekämpft, der die Staatsführung einen Antipatriotismus zum Vorwurf macht.
Es drängt sich so der Eindruck auf, daß der Kardinal, um nicht die jetzt mächtigsten Feinde der Kirche bei Namen zu nennen: den Linksliberalismus, den Feminismus und den Islam lieber wider alte Feinde kämpft, die schon längst besiegt sind, um so den wahren aus dem Wege zu gehen.
1.Zusatz:
Lenin war Kommunist und sympathisierte mit dem Feminismus,sodaß er die Abtreibung legalisierte und die Ordnung der Ehe und Familie bekämpfte als frauenunterdrückerisch. Stalin war auch Kommunist aber kein Anhänger des Feminismus,sodaß er die Abtreibung wieder verbot und die Familie als Kern der sozialistischen Gesellschaft bezeichnete.Die Kulturmarxisten sind nun alle feministisch eingestellt und kämpfen so für das Recht auf die Kindestötung im Mutterleibe und gegen die Ordnung der Familie, ganz radical liberal und somit auch den Kapitalismus antimarxistisch bejahend.
2.Zusatz
Der Kommunismus und auch ein nicht leninistsch interpretierter Marxismus spielt in Deutschland überhaupt keine Rolle mehr, die DKP und die MLPD sind bedeutungslos und auch die kapitalismuskritische rechtsradicale Partei: "Der dritte Weg". Papst Franziskus steht mit seiner Liebe zur marxistischen Befreiungstheologie tatsächlich sehr vereinsamt da.
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