Mittwoch, 3. Juli 2024

Was in der Kirche nicht mehr über uns Menschen gesagt wird – eine verdrängte Wahrheit ,dem humanistischen Zeitgeist eingepaßt

 

Was in der Kirche nicht mehr über uns Menschen gesagt wird – eine verdrängte Wahrheit


Man muß vielmehr beachten,wie sehr auf den verschiedenen Gebieten menschlichen Denkens die >anthropologischen< Voraussetzungen verschieden sind. Ein Pädagoge wird mit methodischer Notwendigkeit den Menschen für erziehbar und bildsam halten.“ „Ein Theologe hört auf,Theologe zu sein,wenn er die Menschen nicht mehr für sündhaft oder erlösungsbedürftig hält und Erlöste von Nicht-Erlösten, Auserwählte von Nicht-Auserwählten nicht mehr unterscheidet, während der Moralist eine Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse voraussetzt.“ So schreibt es Carl Schmitt: Der Begriff des Politischen, 6.Auflage, S.63.

Zu beachten ist die Formulierung der methodischen Notwendigkeit.Die verschiedenen Wissenschaften, hier die Pädagogik, die Theologie und die Moralphilosophie bringen jeweils das ihnen gemäße Menschenverständnis hervor. Dies jeweilige Menschenbild ist somit nicht einfach eine angemessene oder nicht angemessene Lehre vom Menschen, so wie er nun mal empirisch sich vorfindet, sondern jeweils ein Konstrukt, das wahr ist, weil es für die jeweilige Wissenschaft passend ist. Die Pädagogik muß den bildbaren und erziehbaren Menschen lehren, sonst könnte die Pädagogik nicht als pädagogische Wissenschaft sein.So muß die Moralphilosophie ebenso denknotwendig den Menschen konstruieren als ein zum Guten wie zum Bösen fähiges Wesen.

Die christliche Religion ist eine Erlösungsreligion und verlangt deshalb eine Lehre von der Erlösungsbedürftigkeit und Erlösungsmöglichkeit des Menschen, denn wäre der Mensch nicht so,könnte es keine Erlösungsreligion geben. Daraus ergibt sich notwendig die Differenz von Erlösten und Nichterlösten einerseits in der Lehre von einer Transformationsmöglichkeit vom Nichterlöstsein zum Erlöstsein und als weitere Möglichkeit, daß es Erlöste und Nichterlöste als so bleibende geben kann. Schmitt wagt sich dann gar, an eine allen monotheistischen Religionen wesentlichen Lehre von Gottes Erwählen und Nichterwählen zu erinnern und sie als wesentlich zu qualifizieren. Denn wenn Gott konsequent als der gedacht wird, der Unerlöste erlöst, dann ist es auch Gott selbst, der Menschen nicht dazu erwählt hat, erlöst zu werden. Dieser Konsequenz widerstritten und widerstreiten von je her alle humanistisch gesonnenen Theologen, die dann ganz wie der moralphilosophische Diskurs präsumieren, daß jeder Mensch von sich aus das zu seinem Heile notwendige an Gutem selbst wollen und vollbringen könne, sodaß nur ein Mensch,indem er das ihm so an Gutem Mögliche nicht realisiert, sich selbst vom Heile ausschlösse. So könne es keine Nichterwählten zum Heile sondern nur sich dem Heile selbst Verschließende.

Offenkundig ist dieser erlösungsbedürftige Mensch aus der Kirche und der Theologie verschwunden und substituiert durch den Menschen der Pädagogik und der Moraphilosophie, daß er von Natur aus zum Guten fähig ist und dazu auch erziehar sei. Es gibt so schon gar keine Nichterwählten, sondern Gott liebe, bejahe jeden, sodaß auch jeder so Bejahte ob seines Bejahtseins in der Lage sei, jeden Mitmenschen auch so zu bejahen. Im theologischen Diskurs nennt man das das „Indikativ-Imperativ-Schema“: Gott liebt jeden Menschen (die indikativische Aussage), darum kann und soll jeder jeden lieben können (die imperativische). Dies Schema löst so das paulinische,expliziert im Römerbrief ab, daß erst die Erkenntnis des Sünderseins, daß wir alle Sünder sind, entfaltet werden muß, damit die Erlösungslehre, wie wir durch Jesus Christus dann auch erlöst werden, darauf aufbauend expliziert werden kann.

Die christliche Erlösungsreligion wird so ihres Wesens beraubt und umgeformt zu einer pädagogisch ausgerichteten Morallehre, bei der sogar auf Gott verzichtet werden kann, ist doch jedem einigermaßen gebildeten Menschen klar, wie er moralisch zu leben habe auch ohne irgend einen Rekurs auf die Gebote Gottes.

Daß die Kirche ihre einstige Anthropologie aufgab und durch die der Pädagogik und Moralphilosophie substituierte, ist so nicht das Resultat einer verbesserten Menschenkenntnis sondern die Folge der Abkehr von der christlichen Religion als einer Erlösungsreligion zu einer pädagogisch ausgerichteten Morallehre. Dazu paßt die Umwandelung des Gottes der Bibel in den der Menschenrechtsideologie, daß Gott jeden Menschen bejahe und daß das dann das Fundament der neuzeitlichen Morallehre sein soll.





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