Samstag, 20. Juli 2024

Über den Mythos des Widerstandes der evangelischen Kirche gegen Hitler- ein Narrativ der Geschichtssschreibung Deutschlandes

 

Über den Mythos des Widerstandes der evangelischen Kirche gegen Hitler- ein Narrativ der Geschichtssschreibung Deutschlandes


Am Anfang war der Führer, der, da er allein herrschen wollte und alle Macht für sich beanspruchte, die Kirchen vernichten wollte,sodaß die Kirchen von Anfang an im Kampf um ihr Überleben Widerstand leisteten. Dies Narrativ geht zurück auf das Hitlerbuch von Rauschning, der darin, basierend auf ein Exclusivespräch Hitlers mit ihm,berichtete,Hitler sei ein purer Nihilist, der nichts als die Macht für sich erstrebe und der deshalb die Kirchen vertilgen wolle, da sie ihm im Wege zur absolutistischen Macht stünden. So hätte dann die ev.Kirche vom ersten Tage an im Widerstand gestanden als die Kraft, die dem Hitlernihilismus entgegentrat. Das „Barmer Bekenntnis“ sei so das Fanal des Kampfes der ev. Christen gegen den Nationalsozialismus gewesen.

Nur erwies sich diese Quelle als mehr als unglaubwürdig, daß Hitler nur einmal in seinem ganzen Leben einem ihm fast Unbekannten seine wahren Absichten offenbart hätte, sonst immer nur gelogen hätte.Das Buch ist wohl leider ein reines Phantasieprodukt eines entschiedenen Gegners der NSDAP. Damit fällt aber die Grundthese des ganzen Narratives, daß Hitler von Anfang an die Ausschaltung der Kirche wollte, den das hat er nur in dem Gespräch mit dem Autoren dieses Buches geäußert.

Anfang der 30er Jahre stellte sich die Lage der ev. Kirche so dar: es gab das Lager der „Bekennenden Kirche“,das „Barmer Bekenntnis“, die protestantische Reformbewegung der „Deutschen Christen“ und die „Deutschgläubigen- Bewegung“.

Die „Deutschen Christen“ (DC)verlangten eine zeitgemäße Kirche, eine in der sich der christliche Glaube mit der Weltanschauung des Nationalsozialismus verbinden sollte, damit der Kirche die Zeitgenossen wieder erreichen können. Als eine Oppositionsbewegung dazu entstand die „Bekennende Kirche“, die conservativ ausgerichtet eine Politisierung des Evangeliumes ablehnte und eine Kirche des reinen Evangeliumes forderte. Die „Deutschgläubigen“ dagegen verlangten die Abkehr von der christlichen Religion als dem deutschen Volke Zuwideres und die Hervorbringung einer neuen Deutschreligion. Die DC fürchtete nun,daß das Ideal einer reinen Evangeliumsverkündigung, ohne daß sich die Kirche um eine zeitgeistgemäße Neuinterpretation des Evangeliumes bemühe die Menschen in die Hände der „Deutschgläubigen“ treibe und die Kirche so versecke. Die DC war so gesehen eine geradezu klassisch liberale Reformbewegung, dem die Puristen sich widersetzten.

Es ging also um einen innerevangelischen Richtungsstreit um den Kurs der Kirche angesichts der Bedrohung durch die Abkehr der Menschen von der Kirche und der Bedrohung durch die Deutschgläubigen. Zum Hitlerstaat erklärten sich beide zustimmend. Die NSDAP erklärte dann auch offiziell, daß beide kirchlichen Richtungen mit einer Parteimitgliedschaft vereinbar seien.Nur die „Deutschgläubigen“, die in der Partei waren, hatten einen schwierigen Stand, denn das Parteiprogramm bejahte ausdrücklich die christlichen Kirchen, die sie überwinden wollten. Der zentristischen Hitlerströmung gegenüber gab es 2 profilierte Oppositionsbewegungen,eine linken und die der „Deutschgläubigen“. Beide meinten,daß die politische Revolution 1933 durch eine weitere ergänzt und vertieft werden sollte, durch eine sozialistische oder durch eine religiöse. Die linke Opposition, isb in der SA beheimatet, wurde liquidiert im sog.“Röhmputsch“, die religiöse blieb bis zum Ende in der Partei, A.Rosenberg machte diese, obzwar selbst dieser nahestehend, nach dem Kriege hauptsächlich verantwortlich für den Kampf wider die Kirche, der nicht von der ganzen Partei und auch nicht vom ganzen Staate geführt worden sei. Ein prinzipielle Feindschaft der Partei gegen die Kirchen hätte auch gar nicht gepaßt zu derem Selbstverständnis als primär antikommunistische Kraft. (vgl dazu: Ernst Nolte)Es sei daran erinnert, daß Hitler in "Mein Kampf" die Kirchen dazu aufrief, statt in Afrika in Deutschland zu missionieren, denn die Religion sei für das sittliche Volksleben unbedingt notwendig. 

Nur ein sehr kleiner Kreis innerhalb der „Bekennenden Kirche“ verstand sich oppositionell zum Hitlerstaat. Wie avancierte diese Minderheit nun zu der Haltung der ev.Kirche in der Hitlerzeit?

Nach 1945 kristallisierte sich die Konfrontation der westlichen Siegermächte gegen die Sowjetunion heraus. Sollte ursprünglich Deutschland nach seiner Besiegung ein für alle mal niedergehalten werden, damit nie wieder eine Gefahr von ihm ausgehen kann, wie es nach der Besiegung im 1.Weltkrieg geschehen war, galt es nun.Westdeutschland als den Frontstaat gegen den Osten auszubauen. Jetzt durfte das deutsche Volk nicht mehr nur aus Nazis bestehen, sondern es mußte auch gute Deutsche geben, die nun mit den Westmächten gegen den kommunistischen Feind stehen sollten. Woher konnte man nun diese Gutdeutschen nehmen, die Antinazis und Antikommunisten zugleich zu sein hatten? Dazu entdeckte man dann den „Widerstand“ der Christen gegen den Nihilismus Hitlers, der doch auch ein Widerstand gegen den kommunistischen Nihilismus sein muß.

Das war dann die Geburtsstunde des ev. Widerstandes gegen den Hitlerstaat. Das verlangte nun aber beachtliche Umschreibungen der Kirchengeschichte: Aus „Barmen“ wurde ein Anti-Hitler- Bekenntnis, aus der liberalprotestantischen Reformbewegung der „DC“ fanatische Hitlergläubige und die „Deutschgläubigen“ verschwanden ganz, obgleich sie wirklich eine Bedrohung der Kirchen waren mit ihrem Konzept einer zeitgeistgemäßen Religion der Deutschen für Deutsche. Aber der Westen benötigte ja „gute Deutsche“, auch wenn bis zum Sieg man gegen das Deutsche Volk den Krieg geführt hatte,um es nun endgültig zu besiegen. Nur Josef Stalin wollte uns von der Hitlerdiktatur befreien,aber das paßt nun gar nicht in die offizielle Geschichtsschreibung, so daß nun die Westmächte als unsere Befreier gelten und für die waren Christen, die gegen Hitler waren, weil er ein Nihilist war, die besten Verbündeten gegen den neuen Feind:Stalin und seine Nachfolger.

Den Nationalsozialismus als eine nihilistische Bewegung zu bestimmen, stellt nun auch eine völlige Verkennung dar, die auch noch verschlimmbessert wird über die These, der Nationalsozialosmus verdanke viel der Philosophie Nietzsches, der nun aber es als seine Hauptaufgabe ansah, den auf uns zu kommenden Nihilidmus zu überwinden, und nicht ihn herbeizuphilosophieren. 

1.Zusatz:Man übersieht leicht, wie sehr Politiker wie Hitler,Stalin und Mao in ihrem politischen Wirken determiniert sind durch die ihnen eigenen Ideolo gien, da diese nicht über sie stehend sie für sich instrumentalisieren können, sondern sie festlegen, wie sie überhaupt die Realität wahrnehmen, in der sie sic dann gemäß ihrer Sicht agieren. Eigentlich herrschen die Ideologien so mehr als die Personen auf der politischen Oberfläche agierend.

2. Es kann schon deshalb nie ein rein objektive Geschichtsschreibung geben, da die Gegenwart die Vergangenheit rückwiekend verändert. (So eine der bedenkenswerten Thesen des Philosophen Zizek!) Wenn eine Fußballmannshaft 0:4 zurückliegt, erlangte sie den Ehrentreffer, wenn sie 1 Tor schoß. Wenn es aber beim Abpfiff dann 5:4 steht und sie also gewonnen hat, dann war das 1.Tor kein Ehrentreffer sondern die Wende des Spieles. Da das Fußballspiel ein begrenztes ist, kann nach dem Abpfiff die objektive Bedeutung des ersten Treffers zum 1:4 erkannt werden, aber da die Menschheitsgeschichte noch nicht abgepfiffen worden ist, das ist das Endgericht Gottes, kann jedes Geschichtsereignis durch die Zukunft immer wieder rückwirkend verändert werden.

3. Da wir jetzt nicht mehr als der westdeutsche Frontstaat gen Osten gebraucht werden, könnte das Narrativ vom an sich bösen Deutschen revitalisiert werden als ein Kollektivschuldnarrativ.





























































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