Dienstag, 2. Juli 2024

Stimmt da etwa etwas nicht mit der Erstkommionsvorbereitung, mit dem Religionsunterricht überhaupt?

 

Stimmt da etwa etwas nicht mit der Erstkommionsvorbereitung, mit dem Religionsunterricht überhaupt?



Nicht in medias res sondern über einen kleinen Umweg soll diese Frage hier andiskutiert werden. „ Ich glaube, daß es gibt Ufos .“ Um diese Aussage verstehen zu können, muß geklärt werden, was denn überhaupt unter diesem Begriff „Ufo“ verstanden wird. Wenn ein Lehrer diese Aussage in einer Unterrichtsstunde tätigt, hat er zu klären, was das ist. „Ufo“ ist ein von Nichtmenschen gesteuert Raumschiff, das auf der Erde gesichtet worden ist. Das ist der cognitive Aspekt. „Ich glaube...“ sagt jetzt, daß der Lehrer sich dafür entschieden hat, es für wahr zu halten, daß es Ufos gibt. Das ist der voluntative Aspekt. Der affektive ist nun der, welche Bedeutung diesem Glaubensinhalt gegeben wird, etwa,daß der Lehrer regelmäßig im Internet nach neuen Berichten über Ufosichtungen sucht.

Diese drei Aspekte gehören genauso auch zum christlichen Glauben. Da ist ein Glaubensinhalt, der cognitiv vermittelt werden muß: Was ist die Eucharistie?, da ist die Entscheidung, das für wahr zu halten, das voluntative Element und dann das affektive: Welche Bedeutung hat das von mir als wahr Geglaubte für mich?

Nehmen wir an,daß es 30 Erstkommunikanten gäbe und besuchten dann ein Monat lang jede hl.Messe an dem Ort der Erstkommunikation. Wie viele der Erstkommunikanten sähen wir wohl wenigstens in einer der Messen in dem einen Monat? Ich befürchte, ein Pfarrer müßte schon zufrieden sein, sähe er zwei in diesem einen Monat.

Da muß doch etwas falsch laufen, wenn für die meisten ihre Erstkommunikation auch für einige, für eine längere Zeit ihre Letztkommunikation ist.

Der erste Verdacht: Werden die Glaubensinhalte in ihren cognitiven Gehalten noch vermittelt? Nach meiner Beobachtung wird in der Erstkommunionfeier selbst fast nur von einem „Begegnungsgeschehen“ gesprochen: „Da begegne uns Jesus!“ Daß die Eucharistie eine kultische Opferhandlung ist,davon ist nichts zu hören und vom Nutzen des hl. Sakramentes, etwa der der Speisung zum ewigen Leben auch nichts. Stattdessen wird die sakramentale Gegenwart Jesu Christi relativiert, da der uns ja auch in jedem Mitmenschen und in der schönen Natur auch begegne.

Im Protestantismus nach dem 1.Weltkrieg kam eine sehr eigentümliche theologische Richtung auf, die dann auch katholischer seits rezipiert wurde, deren Anliegen es war, die christliche Religion als etwas so Einzigartiges und Singuläres zu verstehen, daß all seine besonderen Inhalte nicht unter Allgemeinbegriffen subsumierbar seien.Das hieße, daß es kein allgemeines Verständnis des Kultes, des Opfers oder der Sakramente als Gnadenmittel gäbe, schon gar kein Allgemeinverständnis von Gott, da im Christentum alles anders,nämlich singulär einzigartig sei. Das ist so,als wenn im Deutschunterricht der Lehrer Goethe behandelte,aber sich weigerte, zu erklären,was ein Schriftsteller und was ein literarisches Werk sei,um der Einzigartigkeit und Unvergleichbarkeit Goethes gerecht zu werden.Aber ohne ein allgemeines Verständnis von dem Kult, dem Opfer und von Gott überhaupt ist es nicht möglich, den besonderen christlichen Kult und das besondere Opfer, das Meßopfer cognitiv zu vermitteln.

Alles Einzelne ist nun einmal immer ein Exemplar, ein Fall eines Allgemeineren und kann so nur vom Allgemeineren her begriffen werden. Eine so geartete Verabsolutierung des Besonderen unter der völligen Absehung der Teilhabe jedes Besonderen an einem Allgemeineren kann aber eine Vermittelung etwa der Bedeutung des Meßopfers, des Priesters und des Gottesdienstes nicht gelingen lassen.

Der zweite Verdacht: Ob das,was die Kirche über die Eucharistie lehrt, wahr ist oder auch nicht, das wird dann ganz in die subjektive Beliebigkeit der Schüler gelegt: „Das könnt ihr so glauben, oder auch nicht!“ Der Unterricht müßte Argumente darlegen, warum die Lehre der Kirche über die Eucharistie glaubwürdig ist. Ich hege den Verdacht, daß viel mehr Gewicht auf moralische Fragen gelegt wird, als auf die Frage,ob denn das von der Kirche gelehrte auch wahr sei: „Wie habe ich zu leben, wenn Gott jeden Menschen liebt?“

Der dritte Verdacht ergibt sich dann aus dem zweiten: Die Eucharistie verlange von uns eben, moralisch zu leben. Dahinter steckt ein Verständnis des christlichen Glaubens, daß er wesentlich ein Appell zur zur praktizierende Humanität sei. Das Kultische sei dagegen unwichtig. Also einfach gesagt: Ein guter Christ trennt den Müll, vermeidet Plastik, spendet gern für die Kinder der 3.Welt und ist gegen Rechts und für Homosexuelle, zur Kirche und zur Eucharistie braucht er nicht zu gehen, er soll eben stattdessen ein Täter des Evangeliumes sein. 

Zusatz:

Was das Opfer überhaupt ist, kann so aus dem Noahopfer und dem Sühnopfer für die gefallenen Soldaten in den Mackabäerbüchern erschlossen werden, aber nicht, wenn man nur auf das Meßopfer in seiner Besonderheit schaut ohne ein Verständnis des Wesens des Opfers.  



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