„Da begegnet uns Jesus!“ Ist das etwa die Zentralbotschaft für die hl. Erstkommunion?
Wer des öfteren der Feier der Erstkommunion beiwohnt, kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß das die Zentralbotschaft der Eucharistie sei, verbunden dann mit allerlei kleineren Moraltraktaten, daß man eben anständig zu leben habe, von der Mülltrennung bis hin zur Spende für die Kinder in Afrika.
Aber was hat es denn nun mit diesem Begegnungsgerede auf sich? Regelmäßig kaufe ich in einem Supermarkt ein. Das nehme ich nun mal zum Anlaß, mich zu befragen: „Wie vielen Menschen begegnete ich denn da in diesem Einkaufsgeschäft?“ „Kann ich mich an bestimmte Personen erinneren, wer saß an der Kasse und wie sah die Kassierin denn aus?“ In der heutigen Massengesellschaft begegnen wir bei jedem Außerhausesgehen so vielen Menschen und am Abend können wir uns kaum an eine der vielen Begegnungen erinneren. Einem Aneinadervorbeileben korreliert das Begegnen mit Anderen, das im Regelfall folgenlos bleibt. Sollte es etwa so den Erstkommunikanten mit ihrer „Begegnung“ mit Jesus auch so ergehen?
Einst saß ich in einem Biergarten , orderte da eine Maß Bier und war mehr als erstaunt, als die wohl mehr als geschwindt arbeitende Kellnerin mir kurz darauf ihr Tablett auf meinen Tisch stellte, in der Mitte thronend ein gut gefüllter Maßkrug Bier,Ich griff zum Bierkrug aber erhielt den Bescheid: „Der ist nicht für sie“ und er wurde weggetragen. Das war doch eine wunderbare Begegnung mit einer Maß Bier: Ich schaute das Bier an, das Bier schaute mich an, wir begegneten uns und dann war dieser Begegnungsexzeß auch schon vorbei. Sollte in der hl. Kommunion etwa auch sich nichts anderes ereignen als solch ein Begegnen? Es dauerte aber nicht lang, da servierte mir die Kellnerin meine Maß Bier. Es ereignete sich dann, um es mit Luther zu reden: ein fröhlicher Wechsel: Die Maß leerte sich und ich füllte mich! Hier begegnete ich nicht einem Bier sondern incorporierte mir es und wie gut ging es mir danach, ganz anders als nach der bloßen Begegnung mit dem Bier. Die völlige Folgenlosigkeit von Begegnungen macht es doch sehr fragwürdig, das Wesen der Eucharistie oder gar aller Sakramente in der Vorstellungswelt der Begegnung zu explizieren! Die Eucharistie als ein heiliges Essen ist eben etwas ganz anderes als ein Begegnungsgeschehen! Heiliges Essen bedeutet im Raume der Eucharistie, daß Heiliges gegessen und getrunken wird, nämlich das Fleisch und das Blut Christi, das so aufgenommen Heil wirkt für den Komunikanten. Begegnungen bleiben dagegen im Regelfall folgenlos, wir begegnen doch bei jedem Außerhausesgehen so vielen, ohne daß das irgendeine Wirkung auf uns machte.
Nun könnte eingewandt werden, daß das doch nicht für jede Begegnung gälte. Ja, das stimmt und ich hege den Verdacht, daß gerade unter Frauen, die ja die Mehrzahl der heutigen Gottesdienstbesucher ausmacht, diese Eucharistievorstellung so gut ankommt, weil ihr Sitz im Leben der Liebesfiln bzw Liebesroman ist. Da Männer sich im Regelfall in diesem Genre wenig auskennen, sei das an einem anschaulichen und filmästhetisch sehr gelungenen Beispiel exemplifiziert. Der Tatort: „Sturm der Liebe“ Folge 1. Die Protagonisten „Laura“ hatte beschlossen, ein ganz neues Leben in der Großstadt München anzufangen, denn nach dem sie ihren Verlobten in flagranti mit einer ihrer Freundin erwischt hatte, wollte sie erstmal nichts mehr von Männern wissen um sich stattdessen ganz auf einen Neustart ihres Berufslebens zu konzentrieren. Als sie nun im Emglischen Garten spazierte, begeistert von der Gediegenheit dieses Parkes bat sie ein japanisches Ehepaar, sie zu photographieren. Das tat sie gern. Ein paar Schritte rückwärts, damit die Perspektive besser stimmte und Laura stürzte- direkt in die Arme des sie auffangenden Alexander. Ein kurzer, aber ewig währender Augenblick, in dem sich die Beiden in die Augen des Anderen versenkten. Jeder Zuschauer erfaßte diesen Augenblick der Begegnung; daß hier diese zwei zueinandergefunden haben, die für einander bestimmt sind. Das ist die Substnz einer Begegnung im emphatischen Sinne, wie sie so schön inszeniert aber nicht in jedem Liebesfilm zu sehen ist. Über 300 Folgen a 45 Minuten kommen nun, bis endlich diese für einander Bestimmten endlich zueinander finden. Das Wie des Zueinanderfindens allen inneren und äußeren Widerständen zum Trotz macht dann die Spannung und den Reiz solcher Begegnungsgeschichten aus, über 300 Folgen schaut man da! Und Lauras beste Freundin sagt zu ihr: „Laura, dieser Mann ist dein Schicksal“, so das gute Ende antizipierend. Dies Schicksalhafte macht so den qualitativen Unterschied zwischen einer Begegnung im emphatischen Sinn zu den alltäglichen Begegnungen aus.
Aber wenn diese Szene aus der Erfolgsserie: „Sturm der Liebe“ als das Urbild der Begegnung im emphatischen Sinne angesehen werden kann, wie weit ist davon das „Begegnungsgeschehen“ der Eucharistie entfernt! Nichts davon ist für einen Erstkommunikanten erfahrbar, erlebbar. Die hl. Kommunion wird so als eine begegnungslose Begegnung erfahren, als nichts wirklich Bedeutsames.
Aber die Vorbereitung auf die Erstkommunion hat ja so auch alles Wesentliche den Schülern vorenthalten, daß das hl. Meßopfer etwas völlig anderes ist als ein Begegnungsgeschehen und daß das Sakrament des Altares ein Gnadenmittel ist, eine hl. Medizin zur Speisung zur Unsterblichkeit!
Zusatz:
Schon Schüler Jesu Christi empfanden seine Eucharistielehre, wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben (Joh 6,53-56) als "unerträglich" (V 66) und trennten sich deshalb von ihm. Heute scheint man selbst in der Kirche diesen Schülern Recht zu geben und redet auch deshalb lieber von der Eucharistie als: "Da begegnet mir Jesus!"
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