Mittwoch, 31. Juli 2024

Auch ein Europa „in säkularen Formen“ habe „Bestand“ sagt Bischof Overbeck

 

Auch ein Europa „in säkularen Formen“ habe „Bestand“ sagt Bischof Overbeck


Die Kirchenkampfpostille „Herder Korrespondenz“ des Augustes 2024 enttäusch ihre Leserschaft gewiß nicht: Auf der letzten Seite in einer ganzseitigen Anzeige wird das Buch: „Rechte Versuchung.Bekenntnisfall für das Christentum“ beworben und der erste Beitrag ist dem Kampf gegen Donald Trump gewidmet und dazwischen bunt durchgemixtes aus den Archiven der Politischen Korrektheit und Artikel zur Demontage des Papstamtes.

In dem Artikel: „Europa nach der Wahl“ (S.11f) beglückt nun der Avantgardereformbischof Overbeck mit seinen Einsichten zu Europa:“Auch ein Europa,das aus christlichen Wurzeln hervorging,hat nichtsdestoweniger >in säkularen Formen Bestand<,sagte Overbeck in Brüssel.“ (S.12)

Das „hervorging“ist zu bedenken, denn hier meint es eben ein Sichentfernen von seinen Wurzeln, als könnte eine Pflanze weiterleben, wenn sie sich von ihren Wurzeln und somit ihrer Verwurzelung in seinen Mutterboden entfernte. So stellt sich das dieser Bischof vor: „Nach seinem Dafürhalten gilt es,sich über Werte zu verständigen,die unabhängig von Glaubens- und Weltanschauung geteilt werden – vor allem über den Freiheitsbegriff.an dem sich nicht zuletzt das Verhältnis zu autoritären Bestrebungen innerhalb und außerhalb der EU bestimmt.“ (S.12). Dieser Bischof bejaht also die Selbstsäkularisierung der EU-Staaten und fordert so eine Werteordnung für die EU, die nicht religiös oder weltanschaulich begründet sei. Der Zentralbegriff soll der der Freiheit sein als die Kampfformel wider die „autoritären Bestrebungen“. Der Freiheitsbegriff, wenn das nicht nur eine Phrase sein soll, sondern wirklich ein Begriff, dann kann er nur als ein Element der Theologie sein als die Selbstreflexion des Glaubens oder einer Ideologie als der Selbstreflexion einer Weltanschauung. Unabhängig von diesen zwei möglichen Kontexten würde der Freiheitsbegriff jede Bestimmtheit verlieren und zu einer bloßen Werbephrase degenerieren. Da hier der Freiheitsbegriff polemisch gegen das Feindbild der „autoritären Bestrebungen“ ins Feld geführt wird, wird klar, daß der Begfürriff im ideologischen Sinne des Liberalismus gemeint ist. Unter der Formel der „autoritären Bestrebungen“ werden ja, für die Leserschaft der „Herder Korrespondenz selbstverständlich, alles subsumiert, was nicht linksliberal ist.

Dies liberale Freiheitsverständnis wird nun aber in dem Herderartikel noch näher präzisiert, indem klar gestellt wird, was er ausschließt: „An welche geistigen Güter nun genau gedacht ist,wenn Overbecks ungarischer Mitbruder in der COMECE Bischof Gabor Mohos,in einer Messe zu Beginn der Ratspräsidentenschaft zur Bewahrung des christlichen Erbes aufruft und Ungarns Regierungssprecher Zolitan Kovacs diesen Appell im Online-Dienst X verbreitet – das bleibt offen.Mumaßlich geht es um just jene christlichen Werte,für deren Verteidigung Orban im Juni 2023 einen Orden vom Moskauer Patriarchen Kyrill I empfing.“ (S.12) Der gute Reformbischof und die bösen Ungarn im Bunde mit der Russisch-Orthodoxen Kirche, die ja im Dienste Putins steht: Hier weiß jeder Leser, daß hier Gutmenschen gegen Inkarnationen des Bösen kämpfen. Die „geistigen Güter“, die „christlichen Werte“, das sind somit völlig verwerfliche Traditionen, von denen sich Europa zu emanzipieren habe.

Aber damit auch ein schläfriger unaufmerksamer Leser die Botschaft recht versteht, heißt es dann im Schluß des Artikels: „Wenn Redner christliche Werte beschwören,kommen sie nicht selten aus dem rechten Lager.“ (S.12)

Wenn einst die Christdemokraten ihre Politik als christlich vermarkteten, so offenbart sich so nun „Das Dilemma der Christdemokraten“ (S.12- die Zwischenüberschrift), daß ihre Werte nun in dem „rechten Lager“ sich beheimatet haben und von ihnen deshalb nicht mehr verwendet werden können. Bischof Overbeck weist nun den Christdemokraten den rechten, Entschuldigung den liberalen Ausweg, den, sich zu säkularisieren und das Christliche den „Rechten“ zu überlassen! Es ist dann aber die Zentralaufgabe der Kirche, die dann in der Kirche zu bekämpfe: „Rechte Versuchung“ heißt ja das auf der letzten Seite angepriesene Kirchenkampfbuch!


Ach ja, man könnte doch meinen diese Zeitung sei christlich, gar katholisch ausgerichtet. Davon findet sich nun aber sehr wenig, man muß sich halt dem Zeitgeist der Säkularisation einpassen: Umweltschutz und die Interessen der Homosexuellen sind eben einfach bedeutsamer als die christliche Religion.


Merke:

Es gehört zu den Eigentümlichkeiten des heutigen Liberalismus, sich als ideologiefrei, weltanschauungsfrei zu vermarkten und nur den Anderen solches vorzuwerfen.Irritieren könnte nun aber, daß Liberale nun autoritäre Maßnahmen gegen Rechtsdenkende fordern.


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