Dienstag, 23. Juli 2024

Wenn im Neuen Testament etwas geschrieben steht, was da nicht stehen dürfte oder der Super-Gau der Theologie!

 

Wenn im Neuen Testament etwas geschrieben steht, was da nicht stehen dürfte oder der Super-Gau der Theologie!

Eigentlich ist die Materie doch ganz harmlos. Jesus als Lehrer erklärt seinen Schülern, warum er in Gleichnissen lehrt. (Mt 13,10-17). Aus einer pädagogischen Perspektive ist diese Frage doch leicht beantwortbar: damit seine Hörer Jesu Reich Gottes Verkündigung leichter verstehen, denn wie sollte er denn sonst dies Einzugartige, völlig Analogieloses sonst auch erklären. Irritieren muß uns dann aber, daß der Lehrer seinen Schülern dann seine Gleichnisse noch auslegt, wenn sie doch von sich aus schon so gut verständlich wären.

Aber Jesus Christus redet nun völlig anders als es zu erwarten gewesen wäre über seinen Gebrauch der Gleichnisse, indem er zu seinen Schülern sagt: „Euch ist es gegeben,die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen,ihnen aber ist es nicht gegeben.“ (13,11). Seinen Schülern ist es gegeben, die Mysterien des Reich Gottes zu erkennen, aber nicht den anderen. Zu denen, denen es nicht gegeben ist, das zu verstehen, spricht der Lehrer in Gleichnissen, zu denen, denen das Verstehen gegeben ist, erklärt er seine Gleichnisse, sodaß sie sie verstehen. Jesus unterscheidet hier also zwischen seiner öffentlichen Verkündigung und seiner exclusiven Schülerbelehrung, als wenn die Mysterien des Reich Gottes nicht für die Öffentlichkeit bestimmt wären.

Zu den Nichtschülern redet er also so: „Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen,weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen.“ (!3,13) Das Nichtverstehen bietet hier die Erklärung für das Nichtsehen und das Nichthören: Sie sehen und hören die Gleichnisse und verstehen sie nicht. Das Befremdliche ist dabei aber, daß ihnen das Vermögen, das Gesehene und Gehörte zu verstehen gar nicht gegeben ist und deshalb predigt Jesus ihnen in Gleichnissen.

Das, was Jesus hier öffentlicht lehrt, soll gar nicht von seinen Hörern verstanden werden. Als Begründung dafür führt Jesus nun den Propheten Jesaja an, daß das Gesagte sich nun erfülle: „Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden“ , übesetzt die „Einheitsübersetzung“, aber der griechische Text liest: „ist verstockt worden“ und die Vulgata : „Incressatum est enim cor populi“, aber der Jesuit Arndt (Die heilige Schrift Alten und Neuen Testamentes, nach dem Urtexte der Vulgata 1903) übersetzt: „ist verhärtet“ statt: verhärtet worden! Das Passiv des griechischen und lateinischen Textes verweist auf Gott als den Urheber der Verstockung, das war den Übersetzern aber zu skandalös. Wie skandalös dies Passiv wirklich ist, erweisen uns aber erst die darauf folgenden Verse: Sie sollen nicht sehen und hören, „damit sie mit ihren Herzen nicht zur Einsicht kommen,damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.“ (13,15) Kämen sie zur Einsicht und bekehrten sich, dann würde Gott sie heilen. Das aber will Jesus nicht und darum predigt er ihnen in Gleichnissen. Nur seinen Schülern erklärt er dann seine Gleichnisse, sodaß sie sie verstehen und sich bekehren, worauf Gott sie dann erlösen (heil machen) wird.

Diese Belehrung Jesu, warum predige er in der Öffentlichkeit in Gleichnissen, ist nun in keinster Weise mehr in Einklang zu bringen mit der Vorstellung, daß Gott und somit auch sein Sohn das Heil aller wollen, daß aber wir als Hörer die Freiheit besäßen, dem Evangelium zu glauben, uns zum Heile oder es nicht zu glauben, uns zum Unheile. Hier konfrontiert uns der Sohn Gottes mit einer Aussage, die wir nicht mit unserem Verständnis von dem Gott, den uns Jesus Christus verkündigt, in einen Einklang bringen können. Hier zeigt sich Gott von einer ganz anderen Seite, einer, die der theologische Diskurs gern aus der Gotteslehre exkommunizieren möchte. Nur der Sohn Gottes kann sich doch nicht so sehr in seinem Gott geirrt haben, er glaubt, daß er im Sinne seines Vaters so in dieser Intention die Gleichnisse predigen soll.

Dieser Text ist für jeden Leser eine Anfrage, ob er nicht schon zu gut über Gott Bescheid weiß, sodaß er dadurch Gott entgottet. Gott in seiner Souveränität kann auch ganz anders als wie wir uns ihn imaginisieren und so nur bleibt er uns Gott. Eine recht befriedigende Antwort ist das aber trotzdem nicht, aber Jesus Christus will, daß wir Gott so erkennen, wie er real ist, und er malt uns so nicht einen Wunschgott vor Augen, so wie wir ihn gerne hätten. 

1.Corollarium

Die christliche Religion kann auch unter den Begriff der Mysterienreligion subsumiert werden ob der ihr eigentümlichen Sakramente = Mysterien. Vielleicht nimmt man diesen Begriff zu leichtfertig, inkludiert er doch auch die Differenz von dem den Eingeweihten Zukommenden zu dem. was öffentlich gesagt wird. 

2.Corollarium

Es könnte der Gedanke aufkommen,daß die Gotteslehre weniger eine Lehre von Gott ist, wie er ist, als eine Beschwörung, daß Gott doch so sein möge,als wollte das Volk dem es Regierenden eine Verfassung unterbreiten, damit er sich daran halte und so seine Souveräniät begrenze.  So ist die Bibel auch immer ein notwendiger Widerpart gegen die systematisierende Theologie, da sie Gott in seiner Lebendigkeit bezeugt.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen