Mittwoch, 17. Juli 2024

„Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Wohlstand, kultureller Reichtum „- sind das die Früchte des christlichen Glaubens?

 

Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Wohlstand, kultureller Reichtum „- sind das die Früchte des christlichen Glaubens?


So schade, dass Europa weitgehend vergessen hat, dass es ganz viel davon dem Christentum verdankt“, meint der Augsburger Theologe Hartl (Kath net am 16.7.2024). Zwei Fragen drängen sich angesichts dieser wohlgemeinten Apologie der christlichen Religion auf: a) Zeichnet sich Europa durch „Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Wohlstand, kultureller Reichtum“aus und b) verdankt Europa das der christlichen Religion?

Rechtsstaatlichkeit? Allein in Deutschland werden jährlich mit staatlicher Erlaubnis mehr als 100.000 Kinder im Mutterleibe getötet, euphemistisch zu Abtreibungen verklärt: In einem Rechtsstaat wäre so ein elementarer Verstoß gegen die Menschenrechte und die Würde des Menschen nicht möglich.

Freiheit? Seit der Französischen Revolution wird unter der Freiheit negativ verstanden, daß die Menschen nicht mehr an Gottes Gebote und der Morallehre der Kirche gebunden seien und positiv, daß der Bürger,möglichst nicht reglementiert durch den Staat seine Geschäfte betreiben dürfe. Es ist die Freiheit des Bürgers, als ein Egoist leben zu dürfen, wenn er den Egoismus der anderen Bürger als deren Privatsphäre akzeptiert. Diese Freiheit ist zumindest in Westeuropa gegeben, in den osteuropäischen, isb in Rußland gilt sie als noch nicht vollständig realisiert.

Wohlstand“? In Deutschland sind allein sind 2 Millionen Bürger auf die Armenspeisungen der „Tafel“ angewiesen; es gibt Reichtum und Reiche in Deutschland, aber viele sind nicht wohlhabend.

Kultureller Reichtum“? Nein, der kulturelle Reichtum unterliegt der Zensur durch die Politische Korrektheit und ihrer Derivate: Was alles schon nicht mehr erlaubt ist. Die Kirche schreitet da gar voran in dem Kampf gegen den kulturellen Reichtum indem die „Tridentinische Messe“ zusehens verboten wird, sieht durch Papst Franziskus eine seine Hauptaufgaben in der Bekämpfung der „Alten Messe“, der Gestalt, in der Europa seit dem Trienter Konzil der katholische Gottesdienst zelebriert wurde.

Nur, wenn heutzutage von dem Reichtum, der Pluralität und der Diversität geschrieben wird, dann wird darunter primär die Homosexkultur und die Kultur der LGBT- Menschen verstanden.

Was von dem könnte denn nun als eine Frucht der christlichen Religion angesehen werden? Das moderne Europa zeichnet sich doch seit der Aufklärung und ihrem Praktischwerden in der Französischen Revolution durch eine sukzessiv voranschreitende Emanzipation von der christlichen Religion aus! Den Wohlstand verdankt Westeuropa und mit Einschränkungen jetzt auch Osteuropa dem Kapitalismus und wenn auch Max Weber in ihm eine Frucht des Protestantismus und somit der christlichen Religion ansieht, so dürfte Ernst Niekisch doch richtiger liegen mit seiner These, daß die moderne Welt sich durch die Abwendung von der ersten Sorge um das Seelenheil hin zu dem Primat der Ökonomie, der ersten Sorge um den Geldgewinn und der Steigerung der Gewinne auszeichnet.

Der kulturelle Reichtum verdankt sich, so wie er jetzt verstanden und praktiziert wird gerade der Abkehr von der Normativität der christlichen Religion, ja ihre Existenzberechtigung wird ja selbst in Frage gestellt, sei sie doch „islam“- „homosexuell“ - und „transgenderfeindlich“ und gar noch „frauenfeindlich“. Wolle die Kirche weiterhin zur westlichen Kultur gehören,müsse sie sich eben dem postmodernen Zeitgeist unterwerfen und auf jeden Fall darauf verzichten, Jesus als die eine Wahrheit zu bezeugen, er dürfe nur eine unter ganz vielen gleichwahren anderen sein.

Daß die Freiheit darin bestünde, so zu leben, als existiere Gott nicht und gäbe es keine Gebote Gottes, kann man nun wirklich nicht als eine Frucht der christlichen Religion qualifizieren.

Es bleibt dann nur noch der Rechtsstaat übrig: Wenn es rechtsstaatlich ist, daß Kinder im Mutterleibe massenhaft getötet werden dürfen, ja es gar ein Menschenrecht auf die Kindestötung gibt, dann kann dieser Rechtsstaat nicht als eine Frucht der christlichen Religion angesehen werden. Zudem,wenn die Monarchie nicht als ein Rechtsstaat angesehen wird, weil er nicht demokratisch ist, dann muß konzediert werden, daß die Kirche nie die Monarchie als Staatsform abgelehnt hat, obgleich sie dann nicht als rechtsstaatlich beurteilt werden könnte. Ob das positive Recht im Einklang sich mit dem Naturrecht befindet, war bis zum 2. Vaticanum das Prüfkriterium der Rechtmäßigkeit eines Staates und nicht,daß das Recht demokratisch und das ist dann auch rechtsstaatlich hervorgebracht wird.

Für altmodisch conservative Christen: Wo verheißt Jesus Christus den Gläubigen:  Wohlstand und kulturellem Reichtum, Freiheit und Rechtstaatlichkeit?


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