Donnerstag, 18. Juli 2024

Das neue „Dogma“ der postkonziliaren Kirche: Gott liebe jeden unbedingt, voraussetzungslos. Eine Kritik

 

Das neue „Dogma“ der postkonziliaren Kirche: Gott liebe jeden unbedingt, voraussetzungslos. Eine Kritik


Ein irritierender Befund: Im Neuen Testament wird nur 4x von der Lieb Gottes zu uns Menschen geschrieben, 1x im Römerbrief, 1x im Johannesevangelium und 2x im 1.Johannesbrief. Jesus Christus selbst spricht nie selbst von einer Liebe Gottes zu den Menschen, schon gar nicht von einer unbedingten.


In Röm 5,8 heißt es: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns dadurch,daß Christus für uns gestoben ist,da wir noch Sünder waren.Um so viel mehr werden wir jetzt, da wir durch sein Blut gerechtfertigt sind,durch ihn vor dem Zorngericht bewahrt bleiben.“ (5,8f)

Wer ist mit : „zu uns“ hier gemeint? Wir, der Schreiber des Briefes und seine Adressaten, bzw alle Christgläubigen oder alle Menschen. Das postkonzilare „Dogma“ meint,daß damit alle Menschen gemeint sind, daß also alle objektiv gerechtfertigt seien. Aber nach Paulus gilt, daß nur der an Christus Glaubende durch dessen für ihn vergossenes Blut ein Gerechtfertigter sei.Den Nichtglaubenden droht das Zorngericht Gottes! Wenn nun nicht behauptet werden soll, daß unter dem „uns“ in den zwei Sätzen Verschiedene gemeint sind, dann meint hier das „uns“: uns Christen.

Gerechtfertigt sind wir wirklich, wenn wir das objektiv Geschehene subjektiv uns aneignen, das Blut Christi wird uns durch unseren Glauben zu unserer Rechtfertigung. Die Liebe Gottes zu uns ist somit noch nicht selbst unsere Rechtfertigung sondern bezeichnet die Motivation Gottes, uns durch das Blut Christi zu rechtfertigen, indem wir es glaubend uns aneignen. Die Bedingung unserer Rechtfertigung ist so der Glaube an das für uns vergossene Blut Jesu Christi. Und was ist nun mit den Ungläubigen? Ihnen droht das Zornesgericht Gottes.


Im 1.Johannesbrief wird gleich 2x von Gottes Liebe zu uns geschrieben:

3,16: „Darin haben wir die Liebe Gottes erkannt,daß er sein Leben für uns dahingegeben hat.So müssen auch wir das Leben für die Brüder hingeben.“ Auch hier ist mit dem Wir wir Christen gemeint und der Glaube an Jesus Christus erwirkt uns das Heil. (Die Aufforderung zur Lebenshingabe als der Nachfolge Jesu Christi stürzt die Moraltheologie nun in Aporien, da sie einerseits lehrt, daß ein Sichtötenlassen, auch wenn es dem guten Zweck der Rettung des Lebens diene,eine schwere Sünde sei, da es ein besonderer Fall eines Suizides wäre und andererseits kann sie nicht behaupten,daß hier zu etwas Sündigem aufgerufen würde gar durch den Sohn Gottes selbst.)


Dann heißt es: „Gott ist ja die Liebe. Gottes Liebe hat sich uns darin geoffenbart, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn das Leben haben.“ 1.Joh 4,9. Man sollte nach der Aussage, daß Gott die Liebe sei, einen Doppelpunkt setzen und das dann Folgende als die Explikation der Aussage: Gott sei die Liebe, lesen. Die Liebe ist hier die Motivation zur Gabe des ewigen Lebens an die, die an den Erlöser Jesus Christus glauben.

In allen 3 Fällen geht es darum,zu ergründen, warum Gott uns durch Jesus Christus, durch sein Kreuz erlösen, rechtfertigen will und aus dem Kontext ergibt sich, daß wir durch den Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt werden bzw das ewige Leben erlangen.


Joh 3,6 weicht nun leicht davon ab: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab,damit jeder,der an ihn glaubt, nicht verloren geht,sondern das ewige Leben habe.“ Wer glaubt, hat das ewige Leben, wer nicht glaubt, geht verloren. Aber hier und nur hier heißt es, daß Gott „die Welt geliebt“ hat! Hier wird eindeutig von allen Menschen ausgesagt, daß Gott sie liebe, aber es werden dann nur die, die an Christus glauben, als Nichtverlorengehende bezeichnet. Die Universalität des Heils-willen Gottes führt also nicht zum Heil aller sondern nur zum Heil der an ihn Glaubenden.

Das Heil, die Rechtfertigung bzw das ewige Leben wird so in allen 4 Stellen nur von den Christgläubigen erlangt.Die Liebe Gottes zu allen Menschen oder die zu uns ist deshalb noch nicht selbst das Heil,sondern bezeichnet nur die Motivation Gottes,uns oder alle Menschen zu erlösen.

Wenn aber heutzutage von der Liebe Gottes gesprochen wird, dann heißt es,daß Gottes Liebe zu uns Menschen schon das Heil wäre.Ja, das Kreuz Christi und der Glaube an ihn sind dann keine Conditionen des Heiles für uns, denn unser Geliebtwerden durch Gott allein sei schon die Rechtfertigung jedes Menschen. Gott liebe jeden Menschen und das sei schon hinreichend für seine Rechtfertigung. Der Glaube an Gottes Liebe zu allen Menschen erkennt und bekennt dann dies Geliebtwerden jedes Menschen, ist aber so selbst für das Gerechtfertigtwerden gleichgültig. Das Geliebtwerden ist somit in einer Analogie zu den jedem Menschen qua seines Menschseins zukommenden Menschenrechten etwas ihm von seiner Natur aus Zukommendes,da Gott eben seine Geschöpfe liebt,weil es von ihrer Natur her seine Geschöpfe sind. Daß Gott die Welt und somit alle Menschen liebt,ist einfach deduzierbar aus der Aussage, daß Gott der Schöpfer der Welt sei und macht somit den christlichen Glauben überflüssig, da diese eine Aussage des Schöpferseins Gottes faktisch ausreicht.  Der Grund dieses neuzeitlichen "Dogmas" ist die von der Kirche anerkannte Normativität der Menschenrechtsideologie, die eine Umformung der Theologie erheischt.


Völlig unbegreiflich muß dieser neuzeitlichen Theologie aber diese Aussage des 1.Johannesbriefes sein: „Wer die Welt liebt,hat die Liebe zum Vater nicht.“ 2, 15. Die "Welt" ist nämlich die sich Gottes Welt zu ihr verschließende im Johannesevangelium und den Briefen.








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