Das Lieblingsdogma des liberalen Katholizismus: Gott als jeden Liebender diskriminiert niemanden
Irritierend ist es, mit welcher Vehemenz einerseits die Zeit(geist)bedingtheit jeder Aussage über Gott betont wird und wie sollte auch die menschliche Vernunft den alle Bestimmungen transzendierenden Gott begreifen können und daß andererseits mit der größtmöglichen Gewißheit ausgesagt wird, daß Gott jeden Menschen, so wie er ist, bejahe und deswegen auch keinen ausschlösse, also diskriminiere. Diskriminieren heißt ja: einen Unterschied machen. Es frägt sich aber, woher das gewußt wird mit welcher Gewißheit.
Wer nun die hl.Schrift auf diese Frage hin auch nur überfliegend liest, kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß es für Gott Erwählte und Nichterwählte gibt,sodaß er sich dann auch different zu diesen verhält. Das Volk Israel ist Gottes erste Wahl gewesen und darum befreite er sein Volk aus dem ägyptischen Sklavenhause.Befreit aus diesem Frondienst konnte dann eine jüdische Frau Gott ihren Dank darbringen: Du hast mich und mein Volk befreit! Dieser schönen Vorderseitengeschichte steht aber nun eine schreckliche Rückseitengeschichte gegenüber: Die ägyptische Mutter, stehend am Grabe ihres Kindes, getötet durch den Gott Israels und ein Soldat tritt zu ihr mit der Feldpostnachricht: Ihr Mann, von Gott im Roten Meer ertränkt. Der überglücklichen jüdischen Mutter steht so die totunglückliche ägyptische Mutter gegenüber, und beide verdanken ihr Glück wie auch ihr Unglück dem einen Gott, der für die Juden ein Befreiergott, der ägyptischen Mutter aber ein den Tod bringender Gott ist.
Wenn man nun auf das von Jesus Christus verkündigte Endgericht schaut, etwa Mt 25, 31-46, der wird auch hier nicht die klare Aussage überlesen können, daß die einen mit dem ewigen Leben belohnt und die anderen mit der ewigen Hölle bestraft werden werden. Dieser Dualismus zwischen den Erwählten und den Nichterwählten der sich dann auch in dem Dualismus der mit dem ewigen Leben Belohnten und den mit der Hölle bestraften prolongiert, evoziert die äußerst schwer zu beantwortende Frage, wie sich der Erwählungsdualismus zu dem doppelten Ausgang des Endgerichtes verhält: Werden nur die Erwählten im Endgericht gerettet werden, oder kann auch ein Nichterwählter gerettet werden? Kann ein Erwähter seine Erwählung verlieren etwa durch Todsünden und kann etwa ein Nichtewählter ob seines Zumglaubenkommen ein Erwählter werden? Ein unüberschaubarer Fragenkomplex tut sich hier auf, an dem sich die Theologen von Anfang an abgearbeitet haben.
Nur die heutige nachkonziliare Theologie wird das mit wohl wenigen Ausnahmen als völlig erledigte, als nicht mehr zeitgemäße Fragen abtuen. Nur, woher kommt dieser Wandel, verdankt er sich verbesserter theologischer Erkenntnisse, daß so fast 2000 Jahre die Kirche und die gesamte Theologie in die Irre gegangen sei und daß erst der moderne Liberalismus diesen Fundamentalirrtum korrigierte? Noch in dem offiziellen Gesangbuch der Erzbistumes München und Freising des Jahres 1950 hieß es , daß zu den „Grundwahrheiten unseres Glaubens“gehöre: „Gott belohnt das Gute und bestraft das Böse. Ewige Seligkeit oder ewige Verdammnis wird das endgültige Geschick der unsterblichen Seele sein.“ (S.15) Das wird man heute in keiner Predigt und keiner Religionsunterrichtsstunde mehr zu hören bekommen: Das sei alles nur ein einziger Irrtum gewesen der vorkonziliaren Theologie! Man fügt aber nicht zu, daß der Gründer der Kirche, Jesus Christus das selbst so gelehrt hatte und die Kirche ihm auch in diesem Punkte die Treue gehalten hat, bis daß all das als ein großer Irrtum abgetan wurde.
Wer nach dem Ursprung dieses: Gott liebt jeden Menschen, sodaß alle auch in das Reich Gottes eingehen werden, sofern sie das auch wollen, forscht, findet ihn nicht in der Bibel noch in der Tradition und dem Lehramt. Als einziger Ursprung läßt sich die Menschenrechtsdeklaration eruieren, daß jedem Menschen käme Menschenwürde zukäme. Dieser außerhalb der Mauern entstandene Menschenrechtglaube fand eine Aufnahme in die Theologie und die Kirche: Weil Gott der Schöpfer aller Menschen, der Menschheit sei, gälten die Menschenrechte und das schlösse jedes Erwählungshandeln Gottes aus, denn der Vorgang des Erwählens präsumiert eine Menge, aus der eine Teilmenge herausgenommen wird. Jedes Erwählen läßt so Erwählte und Nichterwählte entstehen.Das aber widerspräche der Allliebe Gottes.
Die neue Gottesvorstellung verdankt sich so nicht vertieften Erkenntnisse Gottes, sondern dem Integrationswillen, die Menschenrechte in die Kirche zu rezipieren und die Gotteslehre dann menschenrechtsgemäß umzuformen.
Das hat auch für die Ecclesiologie Folgen: Daß Gott das Priesteramt dem männlichen Geschlecht vorbehalten hat, kann dann nur noch als ein inakzeptabler Verstoß Gottes wider die Menschenrechte erachtet werden, den es zu korrigeren gälte. Wenn Gott alle Menschen liebe, dann müßten alle Religionen, wie es nun der jetzige Papst lehrt, Wege zu Gott sein, denn sonst diskriminierte er ja Menschen wegen ihres Glaubens, ein unverzeihlicher Verstoß gegen die Menschenrechte, daß niemand ob seines Glaubens diskriminiert werden dürfe. Daß Bürger ob ihrer politischen Meinungen diskriminiert werden dürfen, gehört in Deutschland zur selbstverständlichen Praxis, nur eine religiöse ist unerlaubt. Die Parolen der Französischen Revolution haben sich so in die Kirche eingenistet, daß sie die Lehre der Kirche faktisch verdrängt haben.Nun konstruiert die zeitgenössische Theologie sich einen Gott, der zu dieser heiligen Dreifaltigkeit der Französischen Revolution: Freiheit,Gleichheit und Brüderlichkeit paßt.
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